SdG 11 - Die Kochenjäger
gewusst.
Liebkriek sprach immer noch. »… hat sich das Fieber vor kurzem gebrochen. Sie sind bei Bewusstsein und haben erfahren, wer Ihr seid – Ganoes Paran, hört Ihr mir zu? Sie haben Dujeks Logbücher gelesen – alle Offiziere hier haben sie gelesen. Es war notwendig. Versteht Ihr? Der Beschluss war einstimmig. Wir haben Euch zur Hohefaust erklärt. Das hier ist jetzt Eure Armee.«
Sie hatte es gewusst.
Alles, was er hier getan hatte … war zu spät gewesen.
Dujek Einarm ist tot.
Kapitel Fünf
Die privilegierten Heimatlosen sind jetzt hier,
brüsten sich hinter angeheuerten Armeen,
und der beinlose ehemalige Soldat
der gebeugt an einer Mauer lehnt
wie eine umgestürzte, zerbrochene Statue -
auf seiner leeren Handfläche die Warnung,
dass selbst Armeen kein Gold essen können -
doch diese bürgerlichen Jünglinge können nicht
so weit und für ihre eigenen Kinder blicken,
die Straße der Zukunft ist bereits gereinigt,
Pflastersteine herausgerissen, um grobe Mauern zu bauen
und baufällige Schuppen für Taugenichtse,
doch dies ist immer noch eine reiche Welt
die blutverschmierte Schätze
vor ihre seidenen Füße schleudert – sie sind jetzt hier,
die Gesichter der Zivilisation, und oh, wie wir
gefallenen Narren uns danach sehnen, bei ihnen zu sein,
Mitschweiger am unerschöpflichen Trog.
Was wird hieraus erwachsen? Ich ruhe gebeugt,
harter Stein in meinem Rücken, und diese einzelne
Münze, die in meiner Hand ruht, hat ein Gesicht -
ein uralter Heimatloser, privilegiert in seiner Zeit,
der sich einst hinter Armeen versteckt hat, ja, bis -
bis diese Armeen eines Tages mit leeren Bäuchen
aufgewacht sind – solch ein Stolz,
solch ein Hochmut! Schaut auf die Straße!
Von dieser bürgerlichen Straße würde ich wegrennen, und
rennen –
wenn ich bloß nicht gekämpft hätte,
den gedankenlosen Verschlinger von Morgen
verteidigt hätte, wenn ich bloß Beine hätte –
so sehe ich sie also vorbeiziehen, unter ihren Sonnenschirmen
und die hungernde Menge wird allmählich
verdrossen, beäugt nun mich mit gierigem Hunger –
ich würde wegrennen, oh, ja, wenn ich bloß Beine hätte.
In den letzten Tagen des Ersten Imperiums
S OGRUNTES
E
in einzelner Streifen aus schwarzem Sand, vierhundert Schritt lang, unterbrach die ungelinderte Abfolge von Basalttrümmern entlang der Küstenlinie. Der Streifen war jetzt unter Rampen, Ausrüstungsgegenständen, Pferden und Soldaten verborgen; und die breiten Verladeskiffs schwankten an ihren schweren Zugseilen durch die Untiefen hinaus zu den in der Bucht vor Anker liegenden Transportschiffen. Seit drei Tagen war die Vierzehnte Armee dabei, sich einzuschiffen, um aus diesem geplagten Land zu fliehen.
Faust Keneb betrachtete das scheinbare Chaos dort unten noch einen Augenblick länger, dann zog er seinen Umhang etwas enger, um sich vor dem wütenden, vom Meer her wehenden Nordwind zu schützen, drehte sich um und machte sich zu den skelettartigen Überresten des Lagers auf.
Es gab Probleme – fast zu viele, um über alle nachzudenken. Die Stimmung unter den Soldaten war eine komplizierte Mixtur aus Erleichterung, Bitterkeit, Verärgerung und Mutlosigkeit. Keneb hatte sich während des Wartens auf die Flotte allmählich ernsthaft Sorgen wegen einer Meuterei gemacht – die Glut wütender Enttäuschung entfacht durch schwindende Essens- und Wasservorräte. Wahrscheinlich war es das Fehlen anderer Auswege, was die Armee fügsam – wenn auch mürrisch – gehalten hatte; sämtliche Nachrichten aus den Städten und Siedlungen im Westen, Osten und Süden hatten von der Pest gesprochen. Blauzunge, wild in ihrer Bösartigkeit, die niemanden verschonte. Die einzige Fluchtmöglichkeit bot die Flotte.
Keneb konnte die Gefühle der Soldaten zumindest teilweise verstehen. Der Vierzehnten war in Y’Ghatan das Herz herausgeschnitten worden. Es war außergewöhnlich, wie eine bloße Handvoll Veteranen sich als das Lebensblut für Tausende erweisen konnten, vor allem, wenn sie in den Augen der Faust nichts getan hatten, um sich diesen Respekt zu verdienen.
Vielleicht war es bereits ausreichend heldenhaft gewesen, einfach nur zu überleben. Bis Y’Ghatan zu überleben. Jedenfalls war ihre Abwesenheit in der Armee spürbar, ein Loch in ihrer Mitte, das sich nach außen fraß.
Was all das noch schlimmer machte – der Kommandostab zerstritt sich immer mehr – denn wir haben unseren eigenen fauligen Kern. Tene Baralta. Den Kommandanten
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