SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
zum Hals, und sie hatte Tränen in den Augen, als sie Pater Benedicts E-Mail noch einmal las. Endlich erfuhr sie etwas über Miguel, auch wenn es nicht gerade gute Nachrichten waren:
Liebe Jordan
, las sie,
ich schreibe Ihnen aus dem Britischen Konsulat in Ayacucho. Das Gebäude wird gerade geräumt, da die Truppen der Populisten den größten Teil des Amazonasgebiets besetzt haben und vermutlich noch heute in die Stadt einmarschieren werden. Ich hoffe, zusammen mit drei der Kinder Zuflucht in der Kathedrale Maria Auxiliadora zu finden. Leider hat Fatima seit gestern Fieber. Es schien mir deshalb das Beste zu sein, sie bei einer befreundeten Familie zu lassen. Ich bete darum, dass sie gut auf sie aufpassen und sie wie ihr eigen Fleisch und Blut behandeln werden. Miguel und den anderen geht es recht gut, auch wenn er noch kein Wort von sich gegeben hat, seit Sie fort sind, und fast nie von meiner Seite weicht.
Antworten Sie mir nicht auf diese E-Mail, teilen Sie der Adoptionsagentur einfach mit, wo Miguel sich zurzeit aufhält, damit man dort weiß, wo er zu finden ist. Vielleicht lässt es sich ja irgendwie organisieren, ihn zu Ihnen zu schicken. Ich muss Sie allerdings nachdrücklich davor warnen, ihn selbst hier abzuholen, das wäre zu gefährlich.
Ich hoffe, meine Nachricht erreicht Sie wohlauf und trotz der unerfreulichen Umstände guten Mutes.
Herzliche Grüße
Timothy Benedict
Jordan sprang mit einem Schrei auf und suchte in ihrem Adressbuch nach der Telefonnummer der venezolanischen Adoptionsagentur. Dann wählte sie mit vor Erleichterung und Sorge zitternden Fingern.
»
Corazones Internacional
«, meldete sich eine Frau auf Spanisch.
»Señora Nuñez, hier spricht Jordan Bliss, ich weiß jetzt, wo Miguel ist«, verkündete sie atemlos.
»Ah, Señora Bliss«, sagte die Frau langsam. »Ich bin froh, dass Sie anrufen. Miguels Unterlagen wurden beglaubigt und heute an uns zurückgeschickt.«
Jordans Herz machte vor Freude einen Sprung. Wie lange hatte sie auf diese Worte gewartet? Und der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. »Das ist ja wunderbar! Ich habe gerade erfahren, dass er in Puerto Ayacucho ist, in der Kathedrale Maria Auxiliadora.«
Auf ihre Mitteilung folgte ein langes Schweigen, sodass Jordan schon dachte, die Verbindung wäre unterbrochen worden. »Señora Nuñez?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete die Frau leise.
»Der Priester, der sich um ihn kümmert, heißt Pater Benedict«, sprach Jordan weiter, als sie den Widerwillen am anderen Ende der Leitung spürte. »Er hat mir geschrieben, er rechne damit, dass einer Ihrer Mitarbeiter Miguel abholen komme.«
Die Frau fiel ihr ins Wort. »Es tut mir leid, Señora«, sagte sie traurig. »Es tut mir wirklich leid, aber wir können unmöglich jemanden nach Ayacucho schicken. Rebellen haben die Stadt gestürmt, und in den Straßen wird gekämpft.«
»Nein«, erwiderte Jordan mit Nachdruck. »Ich weiß, dass es gefährlich ist, trotzdem müssen wir ihn da rausholen. Miguel braucht mich. Er spricht noch nicht mal mehr.« Vor Kummer versagte ihr die Stimme. »Lassen Sie mich jetzt bitte nicht im Stich«, flehte sie, und in ihren Augen standen Tränen. »Es hat ein Jahr gedauert, seine Unterlagen beglaubigen zu lassen.«
»Sie müssen Geduld haben, Señora. Warten Sie ein paar Wochen oder Monate, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.«
»In ein paar Wochen oder Monaten sind womöglich wieder die Populisten an der Macht«, konterte Jordan wütend. »Und die haben Auslandsadoptionen schon einmal verboten. Glauben Sie tatsächlich, dass Miguel dann noch ausreisen darf? Nein, ich muss ihn jetzt rausholen, bevor sich die Gesetze ändern!«
»Es tut mir leid, Señora. Wirklich. Wir können nichts weiter tun, als Ihre Information in den Akten festzuhalten.«
»Warten Sie!«, flehte Jordan und umklammerte das Telefon so fest, dass ihr die Handfläche davon wehtat. »Und wenn ich ihn selbst holen kommen würde? Sie könnten mir seine Unterlagen mit den genauen Anweisungen doch zuschicken. Ich gehe dann damit zu den richtigen Leuten, Sie müssten überhaupt nichts unternehmen.«
Ein mitfühlendes Seufzen drang an Jordans Ohr. »Das wäre gefährlich für Sie, Señora, sehr gefährlich.«
»Das weiß ich«, blieb Jordan fest. Es wäre noch viel gefährlicher für ihren seelischen und geistigen Zustand, wenn sie nichts für Miguel täte. »Aber es würde gehen, oder?«
Eine nachdenkliche Stille trat ein. »Ja, ich denke, es könnte gehen«,
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