SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
wand.
»Krank nicht«, antwortete Solomon. »Er muss geimpft werden.«
»Ich will aber nicht«, jammerte der Kleine, und seine Augen füllten sich mitleiderregend mit Tränen.
»Oh«, sagte Jordan, die zwei und zwei zusammenzählen konnte, »er kann ohne seine dritte Polioschutzimpfung nicht in die Schule.«
»Nicht nur das«, erwiderte Solomon. »Er braucht sie auch für die Kindertagesstätte. Insgesamt sind vier Impfungen notwendig.«
»Vier!«, rief Jordan erschrocken, riss sich dann aber Silas zuliebe zusammen. Der Junge hatte offensichtlich schon genug Angst. »Sie tun ihm weh«, stellte sie fest.
»Loslassen geht nicht. Er hat eben schon versucht, vor mir davonzurennen«, erklärte Solomon.
Jordan runzelte missbilligend die Stirn. »Man muss ihn beruhigen und nicht grob anfassen«, schimpfte Jordan. »Komm her, Schatz«, sagte sie, bückte sich und streckte ihre Arme nach dem Jungen aus.
Silas sah seinen Vater an, der ihn daraufhin widerwillig losließ. Dann lief der Kleine steif in Jordans Arme, er war zu stolz, um sich an ihr festzuklammern oder zu weinen, doch Jordan spürte genau, wie sehr er zitterte. »Ich nehme an, sein Impfpass ist verloren gegangen«, wandte sie sich an Solomon.
»Ich habe seine ersten Impfungen aufgeschrieben«, versetzte er. »Außerdem bin ich mir sicher, das Ellie ihn mit ihren Jungs hat impfen lassen, aber ich erreiche sie nur per Post, und dafür fehlt mir die Zeit.«
»Silas, Schatz«, sagte Jordan und schob ihn um Armeslänge von sich weg, um ihn streng, aber auch mitfühlend anzusehen, »du musst mitmachen und dich impfen lassen. Das tut auch gar nicht so doll weh. Wenn du ein braver Junge bist, geht dein Vater danach mit dir in den Spielzeugladen und kauft dir alles, was du haben möchtest.«
Sie blickte zu Solomon hoch, damit er es bestätigte, doch der sah sie nur verständnislos an. »Etwa nicht?«, hakte sie nach.
Er zögerte nur kurz. »Klar, alles, was du willst, Silas.«
»Gut?«, fragte sie Silas, der sich offensichtlich bereits die tollsten Dinge ausmalte.
»Gut«, hauchte er.
»In vernünftigem Maß«, ergänzte Solomon.
»Keine Sorge«, sagte Jordan gedehnt, richtete sich auf und nahm Silas’ Hand. »Ein neues Auto wird er erst mit sechzehn haben wollen.«
Als sie mit dem Jungen vom Kai ging, schaute sie hoch zu den unheilvoll aufziehenden Wolken. »Meinen Sie wirklich, dass Sie mich brauchen werden?«, rief sie, während eine Windböe ihr den Rock und die Bluse an den Körper drückte. Sie drehte sich um und bemerkte gerade noch Solomons anerkennenden Blick. »Schließlich bezahlen Sie mich dafür, dass ich Silas unterrichte, und nicht dafür, sein Kindermädchen zu spielen«, rief sie ihm ins Gedächtnis.
Er klimperte mit den Schlüsseln in seiner Hosentasche. »Kommen Sie mit«, sagte er nickend.
Jordan seufzte. »Wie heißt das Zauberwort, Solomon?«
»Kommen Sie
bitte
mit«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Dass Silas fest ihre Hand drückte, erleichterte ihr die Entscheidung. »Schön«, willigte sie ein. »Dann unterrichte ich ihn heute Abend, wenn er dann noch fit genug dafür ist.«
Doch davon konnte keine Rede sein. Um sieben Uhr abends waren die Injektionsstellen an Silas’ Armen und Po nicht nur geschwollen und heiß, sondern er bekam auch Fieber. Jordan ließ sich mit ihm auf Solomons Lesesofa nieder und zog ein Buch aus ihrer Handtasche. »Das ist
Der kleine Kuschelhase
«, verkündete sie. »Agatha hat gesagt, dass es dir bestimmt gefällt.«
Während der Regen auf das Bootsdeck und gegen die Fenster prasselte, schmiegte Silas seine Wange an ihre Schulter und hielt sein neues Spielzeug – eine Dragon-Ball-Z-Figur – im Schoß. Unterdessen merkte Jordan Solomon die Unruhe deutlich an. Im Lauf des Vorlesens kam er dreimal zu Silas, einmal, um Fieber zu messen, dann, um ihm das Paracetamol zu verabreichen, das der Doktor ihm mitgegeben hatte, und schließlich legte er ihm noch einen kalten Waschlappen auf die Stirn.
Als er zum vierten Mal auftauchte, hob Jordan ruckartig den Kopf. »Solomon! Es geht ihm gut. So etwas ist bei Impfungen ganz normal.«
»Er ist eingeschlafen«, bemerkte Solomon.
»Oh.« Silas war tatsächlich in ihrem Arm eingenickt.
»Ich bringe ihn ins Bett.«
Als sein Vater ihn vom Sofa hob, wachte der Kleine auf. »Jordan«, jammerte er und streckte eine Hand nach ihr aus.
Sie stand gerührt auf und strich ihm das Haar aus der verschwitzten Stirn. Das Fieber war gesunken. »Ruh
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