SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
Anspannung in seiner Stimme verriet Solomon, dass sie dieselben Sorgen teilten.
»Was ist da drin?«, blaffte Solomon, während er das große metallene Gebäude beäugte, dessen Wellblechwände im ablandigen Wind bebten und ächzten. Eine weitere Explosion machte die Nacht zum Tag, abermals gingen die SEAL s zu Boden.
»Ich bin mir nicht sicher«, gab Gus zu und spuckte Dreck aus. »Aber Lucy würde kaum solch ein Risiko eingehen, wenn es nicht wichtig wäre.«
Solomon schluckte eine Verwünschung hinunter. Für ihn gab es nichts Wichtigeres auf der Welt, als Jordans und Miguels Sicherheit zu gewährleisten. Er stellte sich vor, wie die beiden gegen ihren Willen in dem Lagerhaus festgehalten wurden, und zermalmte die lockere Erde des Bodens zwischen seinen Fingern. Was sollten er und Silas bloß ohne Jordan anfangen? Oh, warum hatte er sie Miguel nicht schon beim ersten Mal mitnehmen lassen? »Bringen wir den Scheiß endlich hier hinter uns«, bat er und stieß sich vom Boden ab.
»Langsam, Senior Chief«, sagte Gus mit einer Autorität in der Stimme, die Solomon bisher zwar erahnt, aber noch nie direkt erlebt hatte. »Wir machen das auf meine Art.«
Vor Wut zitternd holte Solomon Luft, riss sich jedoch zusammen. Schließlich waren sie ohnehin nur an diesem Ort, weil Gus seine Befehle vom CNO hatte.
Der Lieutenant bedeutete den anderen SEAL s, das Gebäude zu umstellen, abzuwarten, die Augen offen zu halten und Bericht zu erstatten. Wenn es darum ging, Geiseln zu befreien, sondierte man normalerweise unter Einhaltung der SEAL -Routinen wie Schichtwechsel, Mahlzeiten und Ähnlichem rund achtundvierzig Stunden lang die Lage und beobachtete nur.
Bei der Aussicht, zur Untätigkeit verdammt zu sein, drehte sich Solomon der Magen um. Doch diese Vorgehensweise war natürlich notwendig, vor allem wenn das Verhältnis, so wie es aussah, fünf zu einem Dutzend Männern oder mehr betrug. Aber allein die bloße Annahme, dass sich Jordan in diesem Lagerhaus befand und vermutlich vor Angst fast verging, machte die intellektuelle Aufgabe taktischer Vorbereitungen praktisch unmöglich. Sein Befehlshaber hatte also gutes Recht gehabt, ihn zu fragen, ob seine Gefühle dem Einsatz im Weg stünden. Am liebsten wäre er, wild um sich schießend, in das Lagerhaus gestürmt, um Jordan, Lucy und Miguel zu befreien und sich selbst als Held des Tages zu erweisen.
Ihm drängte sich der Gedanke auf, dass es dafür bereits zu spät sein könnte.
Lucy war ausgebildet worden, auch eine Vergewaltigung zu überstehen. Überstehen im Sinne von »die Wahrheit für sich zu behalten und sich so weit in sich selbst zurückzuziehen, dass sie praktisch unverwundbar wurde und darüber nicht komplett den Verstand verlor«. Doch das Training auf der Farm hatte keine echte, physische Vergewaltigung beinhaltet, lediglich Belästigungen, mit denen sie bravourös umgegangen war, da sie gewusst hatte, dass ihr Ausbilder ihr nicht wirklich Schaden zufügen würde.
Nun konnte sie allerdings nicht sagen, ob dies auch für die Realität galt.
Der Lieutenant hatte bereits seinen Reißverschluss geöffnet und gewann die Oberhand, als sie sich entschlossen zur Wehr setzte, um ihre Kleider anzubehalten.
Lucy reckte den Hals, wollte dem jüngeren Offizier einen flehentlichen Blick zuwerfen. Doch Santiago stand weit hinten im Schatten an der Tür.
Bitte
, bat sie ihn stumm und biss die Zähne zusammen. Lautes Flehen würde den Lieutenant nur noch anstacheln, der, während er sie immer weiter entblößte, anstößige Äußerungen vor sich hin murmelte.
Er bekam gar nicht mit, wie der jüngere Soldat sich aus dem Büro schlich.
Lucy war machtlos. Also kniff sie das gesunde Auge zu und suchte diesen trügerischen Winkel in ihrem Kopf, an den sie sich zurückziehen konnte. Doch ihr Gehirn kam ihr wie ein Labyrinth vor, durch das sie nun rannte wie eine verängstigte Maus. Plötzlich riss der Lieutenant sie hoch, wirbelte sie herum und stieß sie mit dem Gesicht voran über einen der Schreibtische.
Erst als sie mit der Wange über die Arbeitsplatte schrammte und sich die Hüftknochen an der Kante aufschürfte, tauchte sie in schöne Erinnerungen an ihre Vergangenheit ein, erlebte noch einmal Szenen aus den beiden ersten Jahre auf dem College, als ihr die Welt noch wie ein wunderbarer Ort vorgekommen war, und versuchte sämtliche Gefühle vom Hals aus abwärts auszublenden. Und dennoch schossen ihr die Tränen in die Augen, als der Kerl hinter ihr »Aufstellung
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