SEAL Team 12: Gefährliche Suche (German Edition)
aussetzte. Dann hörte sie ein Fiepen in den Ohren.
Das passiert mir nicht wirklich
…
»Erklären Sie mir noch einmal, wieso Sie in Maiquetía sind?«, wollte der Kommandant wissen. Nun sah sie den schlanken, ansprechenden Mann mit anderen Augen. Sie hatte es mit einem skrupellosen Mörder zu tun.
»Wir wollten zum Hafen, auf ein Boot«, flüsterte sie erschrocken.
»Aber Sie saßen in einem geparkten Fahrzeug«, stellte der Kommandant fest.
»Ich habe auf meine Freundin gewartet«, beharrte Jordan heiser, »die hier nach dem Weg fragen wollte.« Das war von Anfang an ihre Geschichte gewesen: Dass sie und Lucy als Amerikanerinnen natürlich beabsichtigten, das Land zu verlassen, sich aber verfahren hätten und sich an diesem Ort nach der richtigen Route erkundigen wollten.
»Raus damit!«, blaffte der Mann und schlug ihr so hart ins Gesicht, dass ihre Zähne in die Oberlippe schnitten.
»Bitte«, flehte Jordan, als sie Blut schmeckte. »Ich sage die Wahrheit. Ich möchte doch nur Miguel adoptieren.«
»Sagen Sie mir, was Ihre Freundin hier gemacht hat, dann lasse ich Sie gehen.«
»Ich weiß es nicht!«, schrie Jordan.
»Sie lügen.« Er rammte ihr sein Knie in den Brustkorb, wandte sich dann jedoch ab und hob ihren Rucksack auf. Als er Miguels Adoptionspapiere herausholte, lähmte die Angst ihre Zunge. Sie schnappte nach Luft, weil sie fürchtete, er könnte die Unterlagen vernichten. Würde dies passieren, wäre alles umsonst gewesen – und das dank Lucy, die sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte.
Gott verfluche sie!
Aber obwohl sie wütend auf die Frau war, bangte Jordan dennoch um ihr Leben. Durch das verspiegelte Bürofenster konnte man nicht erkennen, was gerade mit der Botschaftsangestellten geschah, doch der Offizier, der Lucy verhörte, war zwischendurch mit blutigen Fingerknöcheln herausgekommen, um Wasser zu holen.
Der drahtige Soldat, von dem sie vernommen wurde, hockte sich unversehens neben Jordans Knie, griff in ihre Haare und riss ihren Kopf zurück. »Sagen Sie mir, wieso Sie wirklich hier sind«, drohte er erwartungsgemäß, »oder ich werde diese Papiere vernichten.«
Jordan geriet in Rage. Mit einem Aufschrei mütterlicher Wut versuchte sie, auf ihn loszugehen, und trat nach ihm. Sie traf ihn mit einer solchen Wucht, dass der Mann auf sein Hinterteil fiel. Dann sprang sie auf und setzte noch einmal nach, und zwar mit so viel Kraft, wie sie aufbringen konnte, und revanchierte sich für die angeknackste Rippe.
Aber sie hatte es natürlich mit einem ausgebildeten Kämpfer zu tun. Mit einer geschickten Bewegung zog er ihr die Beine unter dem Körper weg, sodass sie nach hinten umfiel und mit dem Kopf laut krachend auf dem Zementboden aufschlug.
Sie fanden die Kreide in Lucys Tasche.
»Wofür ist die?«, wollte der Offizier mit der kastenförmigen Brust wissen, der ihr gerade mächtig zusetzte. Er hielt ihr das Stück so dicht vors Gesicht, dass sie die Kreide riechen konnte, ohne ihr unversehrtes Auge öffnen zu müssen. Das andere war längst zugeschwollen, und der Duft der Kreide mischte sich mit dem metallischen Geruch ihres Blutes.
Als Lucy nicht sofort antwortete, riss er an ihrem Pferdeschwanz, bis ihr die Kopfhaut brannte. »Wozu ist die?«
»Damit spiele ich Himmel und Hölle«, gab Lucy zurück und fuhr in Anbetracht ihrer eher unwahrscheinlichen Erklärung innerlich zusammen. Doch etwas Besseres war ihr auf die Schnelle nicht eingefallen.
»Himmel und Hölle?«, spottete der Offizier.
»Mit Miguel.«
Die Antwort ließ ihn innehalten. »Fragen Sie den Jungen, ob er mit dieser Frau Himmel und Hölle gespielt hat.«
»Ja, Sir«, antwortete der zweite Soldat und schlüpfte zur Tür hinaus.
Der Lieutenant beugte sich über Lucy, hauchte ihr seinen stinkenden Atem ins Gesicht und zischte: »Ich werde Ihnen mit Vergnügen wehtun, wenn ich erfahren sollte, dass Sie mich angelogen haben.«
»Davon bin ich überzeugt«, gab sie zurück und kassierte dafür einen fiesen Hieb, der indes nichts war, verglichen mit dem, was er ihr antun würde, sollte er erfahren, dass sie ihn zu täuschen versucht hatte.
Bei dem Gedanken an den Kreidestrich, mit dem sie das Versteck der beiden CD s markiert hatte, brach ihr der kalte Schweiß aus. Wie wahrscheinlich war es, dass die Soldaten den dünnen rosafarbenen Strich entdeckten?
Bitte, lieber Gott, lass sie ihn nicht sehen
. Solange die CD s gut versteckt waren – und solange sie am Leben blieb und sie holen konnte –,
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