SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
Treppe hinuntergeeilt und näherte sich seinem unscheinbaren Mietwagen. »Danke, dass du an uns gedacht hast « , rief Frances und winkte.
Doch er drehte sich noch nicht einmal zu ihr um.
Sie sah zu, wie er die Fahrertür aufriss, sich hineinzwängte und davonbrauste.
»Komisch « , murmelte sie, während sie über sein merkwürdiges Verhalten nachdachte.
»Was hast du gesagt ?« , wollte Marvin wissen.
»Findest du nicht auch, dass er sich seltsam benommen hat ?« , fragte sie ihren Mann laut.
»Ja « , stimmte er zu und runzelte missbilligend die Stirn. »Als hätte er damit gerechnet, Sara und Kendal hier zu finden .«
Die Erkenntnis traf Frances’ Herz wie ein Pfeil. Ein neuerlicher Schwindelanfall ließ sie nach ihrem Mann tasten, der seine Arme um sie schloss. Um Himmels willen, ging Bartholomew etwa davon aus, dass Sara und Kendal ihm davongelaufen waren?
Oh, Gott sei Dank! Falls das stimmte, lebten sie noch !
Aber wieso war Sara nicht zu ihnen gekommen, wenn sie doch Hilfe brauchte?
Als Sara sich hinaus auf die Veranda wagte, stellte sie fest, dass die Regenwolken sich verzogen hatten, es nun aber kühler war. Da sie keine warme Kleidung dabeihatte, schlang sie schützend die Arme um ihren Körper, während sie Chase dabei zusah, wie er ein Gebilde aus Sperrholz über den Streifen Gras längs der Auffahrt schleifte, wobei er in dem feuchten Untergrund Spuren hinterließ.
Was hat er vor ?, wunderte sie sich.
Hinter ihr ging knarrend die Tür auf. Als sie sich umdrehte, sah sie Kendal, der sich dem neuen Tag mit verheulten Augen stellte. Sein erster Blick galt Jesses Grab unter dem Hickorybaum. Dann entdeckte er Chase. Dieser stellte die Holzkonstruktion gerade an der Biegung der Auffahrt ab. »Was macht er da ?« , fragte er.
Mit derselben Farbe, mit der Chase das Haus streichen wollte, hatte er eine riesige Zielscheibe auf die Sperrholzplatte gemalt. »Vielleicht will er Schießübungen machen « , vermutete Sara.
Gemeinsam beobachteten sie, wie er seine Spuren zurückverfolgte. Als er Saras Blick begegnete, wurde ihr seine Heldenhaftigkeit erneut bewusst und vor Bewunderung schlug ihr Herz schneller.
»Morgen « , rief er, bevor er ein im Gras verborgenes Gewehr aufhob. Dann kehrte er ihnen den Rücken zu, legte auf das Ziel an, feuerte in rascher Folge acht Schüsse ab und traf jedes Mal mitten ins Schwarze.
Sara und Kendal waren baff.
Dann kam Chase zu ihnen herüber. »Jetzt sind Sie dran « , rief er Sara zu und sah sie gewohnt herausfordernd an.
Sie schüttelte den Kopf. »Oh nein .«
»Kommen Sie « , forderte er sie in vollem Ernst auf. »Sie werden erst weiter nach Dallas fahren, wenn Sie sich verteidigen können .«
Sie wollten später am Tag aufbrechen. Da blieb nicht mehr viel Zeit.
»Warum können wir nicht einfach hierbleiben ?« , wollte Kendal wissen und lenkte damit Chase’ Aufmerksamkeit auf sich.
Die Frage brachte Sara kurz ins Wanken. Wenn das möglich wäre, würde sie sich vermutlich sofort darauf einlassen, wurde ihr klar. »Das geht nicht « , antwortete sie anstelle des SEAL s. »Chase muss bald wieder arbeiten, das weißt du doch .«
»Wieso kündigt er denn nicht ?« , rief der Junge aufgewühlt. Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte er herum, lief ins Haus und knallte die Tür hinter sich zu.
Sara zuckte zusammen. »Verzeihung « , meinte sie zu Chase, der Kendals Ausbruch mit einem Stirnrunzeln quittierte. »Für ihn hat sich so viel verändert. Er sucht bloß einen Halt .«
»Möchten Sie, dass ich ihm die Bedingungen meiner Einberufung erkläre ?« , bot er an.
»Vielleicht hilft das ja« , nahm Sara den Vorschlag an, dann ging die Neugier mit ihr durch und sie fragte: »Welche, äh, Bedingungen sind das denn ?«
»Ich habe mich vor drei Monaten in Übersee verpflichtet. Bis zu meiner Entlassung habe ich noch vier Jahre vor mir « , erklärte er mit grimmiger Miene.
Vier Jahre! Der kalte Wind strich über Saras bloße Arme. Wie leicht konnte ein Scharfschütze während dieser Zeit selbst getötet werden?
»Kommen Sie rüber « , forderte er sie abermals auf.
»Nein « , antwortete sie mit Blick auf das Gewehr. »Ich halte das wirklich nicht für eine gute Idee !«
»Das ist ein leichtes, halb automatisches Gewehr, mit dem Linc früher immer auf die Jagd gegangen ist .« Er hob es hoch, um ihr zu demonstrieren, wie leicht es war. »Sie werden keine Probleme haben, damit umzugehen .«
»Ich hab’s bloß nicht so damit, auf Menschen zu schießen
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