SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
hohen Bogen durchs Fenster in den Mülleimer, um sie später zum Recyclinghof zu bringen.
Genau wie bei Saras erster Abreise kam ihm die Stille im Haus fast unerträglich vor. Die Wände schienen ihm Ausschnitte aus vergangenen Gesprächen ins Ohr zu flüstern, er hörte seine Mutter den Tod der Kleinen beklagen. Großer Gott, sie hatte Wochen lang geweint!
Mehr als einmal ertappte er sich dabei, wie er zur Tür hinausging. Doch so würde er niemals fertig werden.
Je mehr Propagandamaterial er wegwarf, desto wütender wurde er. Diese Skinheads hatten seinen Hund getötet. Die Scheißkerle hatten Hand an Sara gelegt und sie immerhin so sehr bedrängt, dass dabei ihr Ehering verloren gegangen war, auch wenn sie es ihm verschwiegen hatte. Oh nein!
Und zwar, weil es das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. Er wäre bei Anbruch der Nacht zum Reeves-Haus zurückgekehrt, hätte alle drei Männer überrascht und ihnen die Scheiße aus dem Leib geprügelt.
Aber warum hatte er genau das eigentlich nicht getan? War es, weil Sara ihm die Gewalt ausgeredet hatte, ebenso wie er zuvor bereits von ihr dazu überredet worden war, ihr bei der Flucht aus den Fängen ihres verrückten Ehemanns zu helfen? Dabei war es weniger das gewesen, was sie gesagt hatte, als der Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte.
Herrje!
Und nun kam er sich ohne sie seltsam verloren vor, als würde er die Kontrolle über alles verlieren, obwohl das wohl kaum sein konnte. Schließlich tat er genau das, was er sich vorgenommen hatte – nämlich sein Elternhaus auf Vordermann zu bringen, um es anschließend vermieten zu können.
In dieser Hinsicht hatte sich nichts an seinen Plänen geändert, auch nicht an seiner Absicht, Sara für die Fahrt nach Dallas seinen Truck zu überlassen. Zwar hatte sie einen schlechten Start hingelegt, aber nun war sie endgültig fort, mit dem Versprechen, ihn auf halber Strecke von einem Rastplatz aus anzurufen.
Leider hatte er bisher noch keinen Anruf erhalten. Vielleicht war er an diesem Nachmittag deshalb so gereizt. Er hatte viel für Sara getan und wollte natürlich nicht, dass ihr oder Kendal etwas zustieß, nun, da ihrer beider Freiheit zum Greifen nah war.
Aber er hatte verdammt noch mal nicht gelogen, als er sagte, er werde sie vermissen. Auch der Junge fehlte ihm.
Und er trauerte seinem Hund nach.
Laut fluchend katapultierte er ein Bündel Pamphlete aus dem Fenster. Das meiste davon landete im Gras. Bei Gott, wenn er den Männern, die Jesse erschossen hatten, jemals über den Weg liefe, würde er ihnen die Hälse umdrehen. Heldenstatus hin oder her.
Ein Vibrieren an der Hüfte unterbrach ihn in seinem Wutausbruch. Begierig, Saras Stimme zu hören, riss er sein Handy ans Ohr. »Sara « , bellte er.
Er hörte ein Zögern am anderen Ende der Leitung. »Nein, tut mir leid, hier ist Dean « , meldete sich Detective Cannard zu Wort. Erst jetzt bemerkte Chase, dass der Anruf mit der örtlichen Vorwahl einging. Er verzog das Gesicht, weil er nicht darauf geachtet hatte. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er hatte Saras richtigen Namen genannt. »Ich höre « , sagte er dann, während er sich fragte, was der Mann wohl von ihm wollte.
»Ich habe mir den Kram, den du mir mitgegeben hast, mal angesehen « , fuhr Dean fort. »So wie es aussieht, brauche ich Miss Jensen doch nicht, um Anzeige zu erstatten. Ich habe jede Menge Fakten gefunden, die einen Strafsachbestand begründen, beispielsweise Hinweise auf ein Mordkomplott .«
»Ich bin froh, das zu hören « , entgegnete Chase. Vielleicht bekamen die Skinheads doch noch ihre Quittung. »Na ja, du weißt schon, wie ich das meine .« Natürlich war es nicht gut, von einer Verschwörung zu hören, welcher Art auch immer.
»An einer Stelle geht es sogar um Ammoniumnitrat und Heizöl « , ergänzte Dean. »Weißt du, was das ist ?«
»Höllisch explosiver Stoff « , bejahte Chase mit einem Anflug von Bestürzung. Alles, was man für diese tödliche Mischung benötigte, war Dünger und Motoröl. Und beides konnte man überall frei erwerben, vor allem in Gegenden, in denen Landwirtschaft betrieben wurde.
»Das ist dasselbe Zeug, was Timothy McVeigh beim Anschlag in Oklahoma City verwendet hat « , bestätigte Cannards. »Den paar Minuten Mitschnitt während einer Versammlung der FOR Americans vor drei Wochen nach zu urteilen, hat die Gruppierung fünfhundert Pfund Dünger mit fünfzehn Litern Motoröl vermischt. Das Ganze lagert irgendwo auf einem Lastwagen und soll am
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