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SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)

Titel: SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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dass Kendal ihr diesmal nicht mit Magenkrämpfen kam. Chase hatte ihm wohl verständlich gemacht, dass sein Job ihm keine andere Wahl ließ – er musste in den Dienst zurückkehren, und sie mussten weiter vorankommen. Trotzdem war ihr weh ums Herz.
    Durch ihre Abreise war eine sehr vielversprechende Entwicklung im Keim erstickt worden.
    Vielversprechend? , spottete sie über ihre eigene Naivität. Was hatte sie sich denn versprochen? Einsamkeit? Ernüchterung? Glaubte sie ernsthaft, dass etwas anderes dabei herauskommen würde, wenn sie ihre Beziehung zu einem Scharfschützen vertiefte?
    Nein, es war besser, Oklahoma auf der Stelle zu verlassen, ehe sie sich noch mehr in die Sache verstrickte. Etwas anderes fiel ihr nicht ein, um sich davon abzuhalten, immer wieder in den Rückspiegel zu schauen, bis der Briefkasten vor der Ranch außer Sicht geriet.
    Der alte Pick-up lief bei kühlerer Witterung anscheinend besser, daher beschleunigte Sara auf sechzig Meilen pro Stunde. Der Wind wehte durch die halb geöffneten Fenster und trug einen Duft herein, den sie zu lieben gelernt hatte. Die Luft war vollkommen trocken und der Himmel über ihnen glich einem riesigen blauen Zeltdach, das bis zum Horizont reichte. Es war ein wunderbarer Tag, um wieder zu ihrem ursprünglichen Plan zurückzukehren. Schließlich hatte sie von Anfang an nach Texas gewollt.
    Wo blieb dann bloß ihre Vorfreude?
    Je weiter Broken Arrow hinter ihr lag, desto unbehaglicher fühlte sie sich. Die Skinheads, Les, Timmy und vor allem Will waren immer noch auf freiem Fuß, predigten Hass und beschafften sich Waffen – wozu? Um damit auf Unschuldige loszugehen. Mit einer Anzeige hätte sie ihre Pläne durchkreuzen, sie vielleicht sogar vereiteln können.
    Aber wie konnte sie Anzeige erstatten, wenn sie doch selbst auf der Flucht war und noch keine neuen Papiere besaß? Würde sie mit ihrem neuen Namen und der Sozialversicherungsnummer, sofern sie beides erst einmal hatte, nicht bei einer genaueren Untersuchung auffliegen?
    Sara suchte seufzend ein fröhliches Lied im Radio und warf einen Seitenblick auf Kendal, der mit seinem Stück Zedernholz im Schoß dasaß, ohne sich zu rühren.
    Er hatte es schon den ganzen Morgen mit sich herumgetragen. Ich höre ihm zu , hatte er bereits früher erklärt. Dabei gab es auf der Strecke genug zu sehen, vertrocknete Kuhfladen und deprimiert dreinblickende Bullen, die einander die Schattenplätze unter spärlichen Bäumen streitig machten zum Beispiel, doch Kendal starrte mit leerem Blick auf die Fahrbahn. Dabei tastete er die Holzoberfläche wie ein Blinder ab, der Brailleschrift entzifferte.
    »Geht’s dir gut, Kenny ?« , erkundigte sie sich, wobei sie den Spitznamen verwendete, den Chase für den Jungen benutzt hatte. »Klar « , sagte er, hörte sich dabei jedoch meilenweit weg an.
    Ein paar Minuten später schreckte er sie mit dem Ausruf auf: »Jetzt höre ich’s !«
    »Was hörst du ?«
    »Jetzt weiß ich, was ich schnitzen muss « , erklärte er mit einer Begeisterung, die sie gern hörte.
    »Und, willst du es mir nicht verraten ?« , half sie nach.
    »Nein, geht nicht « , gab er zurück, während er das Holzstück drehte, um die Unterseite zu untersuchen. »Außerdem ist es für Chase .«
    »Schatz « , sagte sie und sie spürte einen Stich im Herzen. »Wir werden Chase niemals wiedersehen « , erklärte sie behutsam.
    Ihr Sohn zog aufsässig die Augenbrauen hoch. »Das weißt du doch gar nicht « , widersprach er. »Keiner weiß, was passiert .«
    Aus irgendeinem Grund fröstelte sie bei diesen Worten. »Das ist wahr « , räumte sie ein, um ihn zu beschwichtigen.
    Wenn sie Chase doch nur wiedersehen könnten. Dann würde ihr die Zukunft gleich weniger beängstigend und unsicher erscheinen.
    Immerhin hatte er ihrem Leben wieder eine Perspektive gegeben. Und abgesehen von seinem Beruf war er immer schon ihr Held gewesen.
    Bussarde kreisten am Himmel, und die Zeit schien gekommen zu sein, sich Lincs Arbeitszimmer vorzunehmen. Sara und Kendal waren weg. Also lenkte Chase nichts mehr davon ab, die unangenehme Aufgabe endlich hinter sich zu bringen.
    Als Erstes entfernte er die zerbrochene Fensterscheibe, um sie später vom Glaser ersetzen lassen zu können. Dann schleppte er den Mülleimer ums Haus und stellte ihn unter die Fensterhöhle.
    Wieder im Büro blätterte er alte Magazine durch, die teilweise noch aus jener Zeit stammten, in der er selbst in diesem Haus gelebt hatte, und beförderte sie hiernach im

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