SEAL Team 12: Geheime Lügen (German Edition)
flüchtiges Lächeln und schüttelte den Kopf. »Nein « , erklärte sie. »Mir geht nur vieles durch den Kopf .«
»Zum Beispiel ?«
»Zum Beispiel denke ich über die Schule nach, auf die Kendal gehen soll. Sie ist riesig « , fuhr sie fort und wirkte ein wenig bestürzt. »Er tut sich schwer mit großen Gruppen, deshalb habe ich Angst, dass er dort sang- und klanglos untergehen wird .«
Rachel nickte verständnisvoll. »Und was noch ?« , fragte sie weiter.
Sara rieb sich die Stirn. »Weiß nicht .«
»Und ob du das weißt « , meinte ihre Mutter aufmunternd.
»Ich vermisse die Ranch « , gab Sara zu. »Es war so friedlich dort – was nicht heißt, dass es mir hier nicht gefällt oder so. Es ist bloß … Das Land dort war so weit, und es war so ruhig .« Die Wohnwagensiedlung, in der Rachel lebte, hingegen lag direkt an einer Umgehungsstraße, und der Dallas umfahrende Verkehr sorgte für ein niemals nachlassendes dumpfes Dröhnen.
»Und du vermisst Chase « , erriet Rachel und erntete einen überraschten Blick von Sara, die sich sicher war, niemals ein tieferes Gefühl für Chase angedeutet zu haben als Dankbarkeit.
»Ist das so offensichtlich ?« , fragte sie entgeistert.
Rachel schmunzelte leicht. »Nur wenn man selbst schon einmal verliebt war .«
Das Wort verliebt ließ Sara zurückschrecken. Sie konnte doch keinen Mann lieben, bei dem die Möglichkeit bestand, dass der sich von einer Woche zur nächsten am anderen Ende der Welt befand und Terroristen erledigte. »Es spielt keine Rolle, ob er mir fehlt oder nicht « , versetzte sie in der Absicht, sich selbst von ihren Worten zu überzeugen. »Schließlich geht er ja bald fort, also müsste ich ihn selbst dann noch vermissen, wenn ich zurückfahren würde .«
»Aber dann würdest du in seinem Haus leben. Und du könntest darauf hoffen, ihn bald wiederzusehen .«
Ja, in vier Jahren vielleicht, wenn er aus dem Dienst ausschied. Möglicherweise aber auch nicht, bedachte man, welch schlimme Erinnerungen ihn seinem Elternhaus entfremdet und ihn ferngehalten hatten.
Rachel ließ ihren Blick in die Ferne schweifen. »Weißt du, ich dachte damals, es würde das Leben deines Vaters ruinieren, wenn er erführe, dass er mich geschwängert hatte. Er sprach immerfort davon, aufs College zu gehen. Deshalb wollte ich auch nicht, dass er die Schule schmiss, um für mich zu sorgen, und habe ihm nichts davon erzählt. Es war mein Wunsch, dass er seine Träume verwirklicht. Ich bereue es jedoch bis heute, unserer Liebe keine Chance gegeben zu haben. Denn die Liebe ist manchmal stärker als alle Widerstände .«
Sara spürte einen Stich im Herzen. »Meinst du, Chase würde mir die Ranch vermieten ?« , fragte sie und sprach damit einen Gedanken aus, der ihr schon länger im Kopf herumspukte.
»Warum hast du ihn nicht einfach gefragt? Vielleicht möchte er ja gar nicht, dass du ganz aus seinem Leben verschwindest .«
In Sara keimte Hoffnung auf. »Aber was ist mir dir ?« , fragte sie bekümmert. »Du sollst nicht glauben, dass wir dich im Stich ließen .«
»Oh, Sara « , gab Rachel zurück, ihr Blick war sanft und liebevoll. »Deine Adoptivmutter hat dich gut erzogen. Du hast ein großes Herz. Das Wichtigste für mich ist dein Glück. Ja, glaubst du denn, mir würde es gut gehen, wenn ich dich hier zurückhielte, obwohl Kendal und du unglücklich wärt ?«
»Wir wären bestimmt lausige Mitbewohner « , pflichtete Sara ihr bei. Vor allem Kendal, der bisher nur geschmollt und wie ein Besessener etwas aus einem Stück Zedernholz geschnitzt hatte .
»Ruf ihn an« , ermutigte Rachel sie mit einem müden Lächeln.
»Ja, das werde ich « , versprach Sara und bekam ein wenig Muffensausen. Was, wenn er sie zurückwies? »Später « , ergänzte sie, »wenn ich mir überlegt habe, wie ich mich am besten ausdrücke .«
»Okay .« Rachel klang zufrieden. »Dann kann ich ja beruhigt schlafen gehen .« Und damit stand sie auf und streckte sich.
Voller Respekt bemerkte Sara die vielen Falten und Flecken, die Rachels Schwesterkluft aufwies. »Hey, Mom « , sagte sie und sprach Rachel damit zum ersten Mal so an.
Diese schaute sie frappiert an.
»Danke .«
»Oh, Baby, nichts zu danken. Dafür sind Mütter doch da .« Rachel wandte sich mit verdächtig glänzenden Augen dem rückwärtigen Teil des Wohnwagens zu und überließ Sara ihren Hoffnungen.
Als Chase ein Auto die Auffahrt heraufbrausen hörte, musste er lächeln. Er spürte förmlich, dass es Hannah war –
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