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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Die erste Seite wurde beherrscht von der Berichterstattung über die Entführung John Brunos und die Fahndungsarbeit des FBI. King las alles sorgfältig durch und merkte sich die wichtigsten Einzelheiten. Dann schaltete er den Fernsehapparat ein, suchte und fand einen Nachrichtensender und bekam gerade noch mit, wie eine Reporterin über den Tod des altgedienten Secret-Service-Agenten Neal Richards berichtete. Er hinterließ eine Frau und vier Kinder.
    Das war alles zweifellos tragisch und traurig, doch wenigstens kümmerte sich der Secret Service um die Hinterbliebenen. Neal Richards’ Familie konnte mit voller Unterstützung rechnen. Den Verlust wog das zwar nicht auf, doch es war wenigstens etwas.
    Die Reporterin berichtete weiter, dass seitens des FBI bisher noch keine Stellungnahme vorläge. »Kein Wunder«, sagte King zu sich selbst; das war absolut nicht üblich. Dennoch würde über kurz oder lang irgendwas durchsickern. Irgendjemand würde den Mund nicht halten, ein Bekannter würde mit dem Aufgeschnappten zu einem Bekannten bei der Post oder der Times rennen, und damit wüsste alle Welt Bescheid. Auch wenn diese Informationen mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun hätten. Der Medienmoloch hatte einen unstillbaren Appetit, und keine Organisation konnte es sich leisten, ihn am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen, nicht einmal das FBI.
    Er richtete sich auf und starrte die Frau auf dem Fernsehbildschirm an, die neben einer Gruppe von Leuten vor einem Podium stand. Das war die Secret-Service-Seite der Affäre, das spürte er instinktiv. Er kannte diese Sorte nur allzu gut. Die Frau wirkte professionell und souverän und verfügte über jene gespannte Wachsamkeit, die King nur allzu vertraut war. Und da war noch etwas in ihrem Ausdruck, etwas, was er sich zunächst nicht erklären konnte. Ein inneres Feuer auf jeden Fall, das hatten sie ja alle in dieser Branche, der eine mehr, der andere weniger. Aber da war noch etwas – ein unterschwelliger Trotz vielleicht?
    Der Secret Service unterstütze das FBI in jeder Hinsicht, sagte einer der Männer, und selbstverständlich würden auch interne Untersuchungen angestellt. King wusste, dass diese Aufgabe von einer speziellen Kommission übernommen würde – er hatte das nach der Ermordung Ritters alles am eigenen Leib erfahren müssen. Wenn er die bürokratische Doppelzüngigkeit richtig interpretierte, so bedeutete dies, dass man die Schuldigen längst ausgemacht hatte. Sie würden öffentlich bekannt gegeben, sobald die beteiligten Parteien sich darüber einig waren, mit welchem Unterton man die entsprechenden unangenehmen Nachrichten verkaufen wollte.
    Die Pressekonferenz war vorbei. Die Frau entfernte sich vom Podium und stieg in einen schwarzen Pkw. Auf Anordnung des Service stehe sie für Fragen der Presse nicht mehr zur Verfügung, sagte die Berichterstatterin – nicht ohne sie freundlicherweise vorher noch als Michelle Maxwell zu identifizieren, Leiterin der Personenschutzeinheit, die John Bruno verloren hatte.
    Wieso führen sie sie dann überhaupt der Presse vor, fragte sich King. Warum vor dem Raubtierkäfig mit frischem Fleisch herumwedeln? Es dauerte nur Sekunden, bis ihm die Antwort einfiel: Der künftige Sündenbock brauchte ein Gesicht. Der Secret Service hatte mehrfach bewiesen, dass er seine Leute zu schützen verstand. Es war ja nicht das erste Mal, dass seine Agenten Mist gebaut hatten. Man beurlaubte sie, nahm sie damit aus der Schusslinie und versetzte sie später auf einen anderen Posten. In diesem Fall verhielt es sich offenbar anders: Wahrscheinlich war der politische Druck so stark, dass Köpfe rollen mussten, oder zumindest einer. »Hier, liebe Leute, hier habt ihr die Verantwortliche« – so oder so ähnlich mochte man an zuständiger Stelle gedacht haben. »Packt sie euch ruhig, auch wenn die Ergebnisse der offiziellen Untersuchungen noch auf sich warten lassen.« Mit einem Mal verstand King den unterschwelligen Trotz in den Zügen der Frau. Sie wusste genau, was gespielt wurde. Die Lady war Zuschauerin bei ihrer eigenen Hinrichtung und fühlte sich nicht wohl in dieser Rolle.
    King schlürfte seinen Kaffee, mampfte eine Scheibe Toast und sagte zu der bereits von der Bildfläche verschwundenen Agentin: »Kein Wunder, dass dich das alles ankotzt, Michelle. Sie schicken dich auf jeden Fall in die Wüste, da kannst du Gift drauf nehmen.«
    Plötzlich erschien Michelle Maxwell wieder im Bild, und man erfuhr mehr über ihren

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