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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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wieder eine größere Landstraße.
    Ein unaufhaltsamer Strom von Streifenwagen, schwarzen Limousinen und schweren Geländewagen kam ihnen entgegen, alle zweifellos unterwegs zum Tatort. Ein junger Polizist lächelte der hübschen Frau auf dem Beifahrersitz des Pickups im Vorbeifahren sogar zu. Tasha bedachte ihn mit einem schmachtenden Blick und winkte zurück, während der entführte Präsidentschaftskandidat noch immer bewusstlos im Werkzeugkasten unter dem Heu lag.
    Drei Kilometer Vorsprung hatte der alte Mann, der am Eingang des Bestattungsinstituts gesessen hatte, als die Wahlkampftruppe des Kandidaten vorgefahren war. Er hatte seine Schnitzerei beendet und war ein paar Minuten bevor das Gelände von Michelle Maxwell weiträumig abgeriegelt worden war, davongefahren. Jetzt saß er allein in seinem uralten Buick mit dem röhrenden Auspufftopf. Seine Kollegen hatten ihn gerade über den problemlosen Abtransport des Politikers informiert. Einziges Opfer dabei war ein Secret-Service-Agent. Er hatte das Pech gehabt, sich mit einem Mann zusammenzutun, den er offensichtlich für vollkommen harmlos hielt.
    Jetzt ging es endlich los! Endlich, nach all der Zeit und den enormen Vorarbeiten, ging es jetzt los!
    Die Freude darüber ließ ihn strahlen.

KAPITEL 5
    Der rote Ford Explorer hielt tief im Wald neben einem großen Blockhaus aus Zedernholz, das sich durchaus sehen lassen konnte: Obwohl nur von einem einzigen Menschen bewohnt, war es eher eine repräsentative Lodge als ein einfaches Familienquartier fürs Wochenende. Der Fahrer stieg aus und reckte sich. Es war noch früh am Tage; gerade erst war die Sonne aufgegangen.
    Sean King stieg die breite, handgezimmerte Holztreppe empor, schloss die Tür auf und begab sich sofort in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Während der durchlief, sah King sich um, betrachtete mit Zufriedenheit die passgenauen Ecken und Balken sowie das ausgewogene Größenverhältnis zwischen Fenster- und Wandflächen. Nahezu vier Jahre lang hatte er nur in dem kleinen Wohnwagen gehaust, der hier auf dem sechs Hektar großen Waldgrundstück in den Blue Ridge Mountains, etwa sechzig Kilometer westlich von Charlottesville gelegen, abgestellt war. Das Haus hatte er in dieser Zeit fast ohne jede Hilfe selbst gebaut.
    Das Mobiliar bestand aus Ledersesseln, üppigen Polstersofas, Holztischen, Orientteppichen, kupfernen Lampen, schmucklosen Regalen mit ausgewählter Literatur, aus Öl- und Pastellbildern, die überwiegend von Künstlern aus der Umgebung stammten, sowie einer Fülle von anderen Gegenständen, die man im Laufe eines Lebens sammelt oder erbt. Und King, der mit seinen mittlerweile vierundvierzig Jahren schon mindestens zwei Leben hinter sich hatte, verspürte nicht die geringste Lust, sich noch ein weiteres Mal neu zu erfinden.
    Er ging ins Obergeschoss und über den Holzsteg, der um das ganze Haus herum lief, in sein Schlafzimmer. Auch hier hatte alles seine Ordnung, alles war an seinem Platz, und kein Millimeter Raum war verschwendet worden.
    King zog seine Polizistenuniform aus und ging unter die Dusche, um sich den Schweiß einer arbeitsreichen Nacht abzuspülen. Er rasierte sich, wusch sich die Haare und ließ die Operationsnarbe an seinem Mittelfinger vom heißen Wasser aufweichen. An das kleine Souvenir aus seiner Zeit als Secret-Service-Agent hatte er sich längst gewöhnt.
    Wäre er beim Service geblieben, so würde er jetzt vermutlich statt in einem schönen Holzhaus im malerischen Herzen Virginias in einem schuhschachtelgroßen Appartement in einer stumpfsinnigen Schlafsiedlung jenseits des Washingtoner Beltway wohnen und wäre nach wie vor mit seiner einstigen Frau verheiratet. Mit Sicherheit würde er sich um diese Morgenstunde nicht für den Gang in die eigene florierende Anwaltspraxis fertig machen, und mit absoluter Sicherheit wäre er kein ehrenamtlicher Hilfspolizist, der einmal pro Woche in seiner ländlichen Heimatgemeinde den Nachtdienst übernahm. Stattdessen müsste er alle Nase lang irgendwo hinfliegen und irgendwelchen Politikern dabei zuschauen, wie sie grinsten und logen und Kleinkinder küssten, sich endlos in Geduld üben und jeden Moment darauf gefasst sein, dass jemand versuchte, seinen Schützling umzubringen. Was für eine groteske Existenz, samt Vielflieger-Bonus und so vielen Aufputschtabletten, wie er wollte!
    Er zog sich Anzug und Krawatte an, kämmte sich die Haare, trank seinen Kaffee auf der verglasten Veranda vor der Küche und las dabei die Zeitung.

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