Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman
Karriere im Service hinter mir habe. Und seit ich hier arbeite, habe ich ein paar ziemlich happige Fälle auf höchster Ebene lösen können, darunter die Entführung eines Mannes, der auf der Fortune -Liste der fünfhundert reichsten Männer der Welt steht.«
»Gratuliere. Komisch, dass ich davon nie was gehört habe.«
»Wir arbeiten eben diskret. Für die, auf die ’s ankommt, spielen wir allerdings in der höchsten Liga, und die wissen darüber Bescheid.«
»Millionen, Mann… Ich hätte nicht gedacht, dass parteilose Kandidaten über eine solche Kriegskasse verfügen.«
»Ein großer Teil des Geldes kommt aus einer speziellen Versicherung. Außerdem stammt Brunos Frau aus einer sehr betuchten Familie, und über fehlende Wahlkampfspenden konnte er sich auch nicht beklagen. Und da sie nun keinen Kandidaten mehr haben, für den sie das Geld ausgeben könnten, wollen sie eben mich bezahlen. Damit habe ich kein Problem.«
»Aber im Fall Bruno laufen doch offizielle Ermittlungen.«
»Na und? Das FBI besitzt kein Monopol auf die Aufklärung von Verbrechen. Ganz abgesehen davon traut das Bruno-Lager den Behörden nicht über den Weg. Wenn du deine Zeitung gelesen hast, dürftest du wissen, dass manche von ihnen sogar glauben, der Service habe ihren Kandidaten in eine Falle gelockt.«
»Dasselbe hat man damals über mich und Ritter behauptet«, sagte King. »Es ist heute genauso verrückt wie damals.«
»Eröffnet uns aber eine großartige Chance.«
»Uns? Was hab denn ich damit zu schaffen?«
»Wenn du mir hilfst, Bruno wieder zu finden, zahle ich dir vierzig Prozent von meinen Einnahmen. Das ist auf jeden Fall eine siebenstellige Summe.«
»Ich bin bestimmt nicht reich, Joan. Aber angewiesen bin ich auf dieses Geld auch nicht.«
»Aber ich. Ich habe den Service vor dem fünfundzwanzigsten Dienstjahr verlassen, das heißt, meine Pensionsansprüche halten sich in Grenzen. Hier in der Firma bin ich jetzt seit einem Jahr, verdiene sehr viel mehr Geld und hab das meiste davon auf die hohe Kante gelegt. Aber es macht mir nicht viel Spaß. Beim Service habe ich geackert wie andere in vierzig Berufsjahren. Weiße Strände, ein Katamaran und in der Hand einen exotischen Cocktail – so sehe ich meine Zukunft, und dieser Job wird mir die Tür dazu öffnen. Was dich betrifft, so brauchst du vielleicht nicht unbedingt das Geld, dafür aber dringend ein Erfolgserlebnis! Statt immer nur Negativschlagzeilen über dich zu bringen, sollten die Zeitungen dich zur Abwechslung mal zum Helden der Nation ausrufen.«
»Du bist jetzt also meine PR-Agentin, was?«
»Ich glaube, du brauchst eine, Sean.«
»Wieso kommst du gerade auf mich? Eure Firma hat doch genug eigene Ressourcen, um mit so einem Job klar zu kommen.«
»Die alten Hasen hier im Hause sind stinksauer, dass ausgerechnet ich den Job an Land gezogen habe, und zur Zusammenarbeit nicht bereit. Der Rest ist zu jung, zu akademisch und zu unerfahren im Gelände. Du hast in deinem vierten Jahr im Service bereits den größten Geldfälscher-Ring der Nordhalbkugel ausgehoben, und das auch noch von der Außenstelle in Louisville, Kentucky, aus. Genau diese Art von Ermittlertalent brauche ich. Außerdem ist es ganz hilfreich, dass du nur etwa zwei Autostunden von dem Kaff entfernt wohnst, wo Bruno entführt wurde.«
King ließ seine Blicke durch das Büro schweifen. »Ich bin hier doch nicht mal angestellt.«
»Ich kann mir die Leute, mit denen ich zusammenarbeiten will, nach Belieben aussuchen.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hab jahrelang nicht mehr in dieser Branche gearbeitet.«
»Das ist wie Fahrrad fahren: So was verlernt man nicht, Sean.« Joan beugte sich vor und sah King in die Augen. »Im Übrigen würde ich dir dieses Angebot sicher nicht machen, wenn ich dich gerade erst in eine Falle gelockt hätte, um dir einen Mord anzuhängen. Ich brauche dich, um an die Moneten zu kommen – und die will ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen.«
»Ich habe meine Kanzlei.«
»Dann nimm dir halt Urlaub. Wahrscheinlich dauert es ohnehin nicht lange, bis wir Bruno finden. Und betrachte es mal unter diesem Gesichtspunkt: Es wird aufregend, mal was ganz anderes. Vielleicht nicht genau wie in den alten Zeiten, aber wer weiß, vielleicht kommen ja neue Zeiten…« Ihre Hand berührte leicht die seine, und sonderbarerweise empfand er diese Geste als wirklich verführerisch, sehr viel mehr, als es der armselige Stunt auf dem Küchentisch gewesen war. »Außerdem kannst du
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