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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Alters war Loretta ziemlich stark, aber doch bei weitem nicht stark genug. Ihre Augen wurden immer größer, ihr Körper zuckte und wand sich. Sie packte die Eisenstange; Wasser spritzte aus der Wanne und ergoss sich über den Fußboden. Schließlich musste sie einatmen, ihre Lungen füllten sich mit Wasser, und danach war es schnell vorbei.
    Er nahm die Eisenstange fort und betrachtete Lorettas Züge. Ihre schrumpelige Leiche lag auf dem Wannenboden, ihre erloschenen Augen starrten ihn an. Das Telefon hatte aufgehört zu klingeln, und es herrschte absolute Stille im Haus. Er verließ das Badezimmer, suchte und fand Lorettas Handtasche und kehrte wieder ins Bad zurück. Er nahm das Geld heraus, das Michelle Maxwelle der Frau gegeben hatte – fünf Zwanzigdollarnoten, die sorgfältig in einer Innentasche verstaut waren. Dann hebelte er Lorettas Leiche mit der Eisenstange aus der Wanne, öffnete ihr mit seinen behandschuhten Fingern den Mund, stopfte ihr die Banknoten zwischen die Zähne, drückte den Mund wieder zu und ließ den leblosen Körper los, der sofort wieder in die Wanne glitt. Die Enden der Zwanzigdollarscheine ragten aus Lorettas Mund heraus. Kein sonderlich attraktiver Anblick, aber ein höchst passender Abgesang auf eine Erpresserin, dachte er.
    Er nahm sich Zeit für eine gründliche Durchsuchung ihrer Habseligkeiten. Den einen, entscheidenden Gegenstand, der ihm gehörte und den Loretta damals an sich genommen hatte, fand er allerdings nicht. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, dachte er und fragte sich, ob Loretta ihn über ihren Tod hinaus zum Narren halten wollte. Aber sie lag reglos in ihrer Badewanne, den Mund voll gestopft mit Geld. Wer lachte hier wohl als Letzter?
    Er ergriff seine Eisenstange und verließ das Haus auf demselben Weg, auf dem er es betreten hatte.
    Der Buick sprang an und röhrte los. Dieses Kapitel seines Lebens, eine lange Zeit schwärende Wunde, war nun endgültig abgeschlossen. Eigentlich, dachte er, müsste ich Michelle Maxwell einen Dankesbrief schicken – unter anderem, vielleicht. Wenn sie nicht Loretta Baldwin ausfindig gemacht und interviewt hätte, wäre ich nie dahinter gekommen, wer mich da jahrelang erpresst hat. Loretta hatte nicht zu seinem ursprünglichen Plan gehört. Sie war ihm gleichsam zufällig in die Hände gefallen – eine einmalige Gelegenheit, die er sich natürlich nicht hatte entgehen lassen können.
    Mit dem Kaff Bowlington und seiner Umgebung hatte er nun fürs Erste abgeschlossen. Loretta Baldwin wünschte er eine schöne Ewigkeit in der Hölle, sollte sie dort für ihre Verbrechen büßen. Irgendwann werden wir uns bestimmt wiedersehen, dachte er – und, wer weiß, vielleicht bringe ich sie dann noch einmal um.
    Na, wenn das kein guter Gedanke war!

KAPITEL 22
    Lustlos warf King die Leine ins Wasser und holte sie langsam wieder ein. Er stand auf dem Anleger hinter seinem Haus. Erst vor knapp einer Stunde war die Sonne aufgegangen. Die Fische wollten nicht anbeißen, doch ihm war das egal. Die Berge um ihn herum allerdings schienen seine unergiebigen Bemühungen mit finsterer Konzentration zu beobachten.
    Joans Angebot an ihn entsprang zweifellos einem ganzen Bündel aus schwer durchschaubaren Motiven. Fragte sich nur, ob darunter auch eines war – von der finanziellen Seite einmal abgesehen –, das ihm einen Vorteil brachte? Wahrscheinlich nicht. Bei Joans Plänen standen stets ihre eigenen Interessen im Vordergrund; insofern wusste man bei dieser Frau wenigstens immer ziemlich genau, woran man war.
    Was Jefferson Parks betraf, so fühlte sich King bei weitem weniger sicher in seinem Urteil. Der Marshal mochte einen aufrichtigen Eindruck machen, doch der konnte auch nur Fassade sein, wie das bei Gesetzeshütern oft genug der Fall war. King kannte sich da aus. Er hatte sich in seiner Zeit als Ermittler beim Service ja selbst auf solche Spielchen eingelassen. King zweifelte nicht daran, dass der Mörder von Howard Jennings letztlich den vollen Zorn des Riesen zu spüren bekommen würde. King ging es hauptsächlich darum, nicht selber zu Parks’ Zielscheibe zu werden.
    Sanfte Wellen plätscherten an die Anlegerpfähle. King blickte auf und suchte nach der Ursache. Ein Ruderboot glitt über die Wasseroberfläche, vorangetrieben von einer Frau, die sich hart in die Riemen legte. Sie war schon so nahe, dass King die Arm- und Schultermuskulatur sehen konnte, die sich unter dem eng anliegenden Tank Top abzeichnete. Als sie ihre Fahrt verlangsamte

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