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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Wein Proust lesen!«, erwiderte Michelle.
    »Na gut, nur dann, wenn im Sportfernsehen nichts los ist.«
    Sie waren jetzt näher an das Hotel herangekommen, und King ließ seinen Blick über die ramponierte Fassade schweifen. »Dieser Kasten kam mir schon damals so vor, als hätte ihn Frank Lloyd Wright im Heroinrausch entworfen.«
    »Ganz schön hässlich«, stimmte Michelle ihm zu.
    »Nur, damit Sie einen Begriff von Clyde Ritters ästhetischen Vorstellungen bekommen: Er fand das Fairmount-Hotel wunderschön.«
    Das Loch im Zaun, durch das Michelle bei ihren vorherigen Besuchen gestiegen war, hatte man inzwischen geflickt. Sie waren daher gezwungen, über den Zaun zu klettern. King sah nicht ohne Neid, mit welcher Eleganz Michelle diese Aufgabe bewältigte. So würde er es wahrscheinlich nicht schaffen. Seine Befürchtungen wurden sogleich bestätigt, denn er wäre um ein Haar auf die Nase gefallen, weil sein Fuß sich auf der anderen Seite in einer der Maschen verfing. Michelle gab ihm kommentarlos Hilfestellung und ging dann voran zum Hotel. Sie betraten das Gebäude an der gleichen Stelle wie Michelle bei ihrem ersten Besuch.
    Sie zog eine Taschenlampe hervor. King hob jedoch warnend die Hand. »Moment! Sagten Sie nicht, das Haus würde bewacht?«
    »Ja, aber ich habe den Nachtwächter nirgends gesehen, als wir hereinkamen.«
    Kings Blick verriet Argwohn. »Sie sagten, soweit ich mich erinnere, dass Sie bei Ihrem zweiten Besuch dem Nachtwächter begegnet sind. Beim ersten haben Sie niemanden getroffen.«
    »Kann sein, dass er damals gerade auf der anderen Seite seinen Rundgang machte. Wahrscheinlich wird bloß auf dem Gelände regelmäßig patrouilliert.«
    »Ja, wahrscheinlich«, erwiderte King und nickte ihr zu. Michelle knipste die Taschenlampe an, und sie machten sich auf den Weg zur Lobby.
    »Der Stonewall-Jackson-Saal liegt gleich hier am Ende des Flurs«, sagte Michelle.
    »Ach nein? Darauf wäre ich nie gekommen…«
    »Tut mir Leid, Sean. Ich dachte nur, bei Ihnen ist es schon so lange her, und ich war gerade erst hier.«
    »Schon gut, war nur eine dumme Bemerkung von mir.«
    »Wollen Sie ihn sich ansehen?«
    »Später vielleicht. Zuerst will ich noch was anderes überprüfen.«
    »Die Besenkammer, in der sich Loretta Baldwin versteckt hat?«
    »Große Geister haben oft die gleichen Gedanken. Passen Sie bloß auf, demnächst fangen Sie noch an, einen anständigen Wein zu trinken und dazu gute Literatur zu lesen, die Sie zum Denken anregt. Und vielleicht – nur vielleicht! – kommen Sie sogar so weit, dass Sie tatsächlich Ihr Auto sauber machen. Vorausgesetzt, Sie haben ein oder zwei Jahre lang nichts anderes zu tun.«
    Sie standen nun vor der Besenkammer und zogen die Tür auf. King ließ sich von Michelle die Taschenlampe geben, ging hinein und sah sich um. Im hintersten Winkel richtete er den Lichtstrahl auf eine schmale Spalte im Mauerwerk, dann drehte er sich um und sagte zu Michelle: »Loretta war klein?«
    »Ja, und fast nur Haut und Knochen.«
    »Dann hat sie sich problemlos da hinten verkriechen können. Sie hat nicht zufällig erwähnt, wo genau sie sich hier versteckt hat?«
    »Nein, aber sie hätte sich praktisch überall hier verbergen können.«
    King schüttelte den Kopf. »Wenn ich unter Schock stehe, weil ich gerade einen Mord miterlebt habe, um mich herum die Hölle losbricht und alles schreit und kreischt und rennt… Wenn ich in diesem Zustand in einer Besenkammer Zuflucht suche, dann würde ich mich dort so weit hinten wie nur irgend möglich verkriechen. Das macht man einfach instinktiv, so wie man sich in der Nacht manchmal die Bettdecke über die Ohren zieht. Loretta konnte zu dem Zeitpunkt ja noch nicht einmal wissen, was da eigentlich los war. Im schlimmsten Fall hätte sich ja sogar ein Kerl mit einer Knarre in der Hand ebenfalls hier verstecken können und…« Er brach mitten im Satz ab und starrte an die Stelle, wo sich Loretta seiner Meinung nach verborgen haben musste.
    »Was ist, Sean?«
    King schüttelte nur den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher.« Er verließ die Besenkammer und schloss die Tür hinter sich.
    »Okay, wohin jetzt?«, wollte Michelle wissen.
    Er atmete tief durch. »Zum Stonewall-Jackson-Saal.«
    Dort ging Michelle dann schweigend mit ihrer Taschenlampe neben King her, der den ganzen Raum sorgfältig abschritt und sehr aufmerksam musterte. Schließlich blieb sein Blick an der Stelle hängen, wo er vor acht Jahren gestanden hatte. Erneut atmete er tief

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