Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
haben, dass die Sache unter dem Teppich blieb. Man hatte ja einen Mörder.«
    »Und einen Secret-Service-Agenten, der im entscheidenden Moment versagt hatte«, ergänzte King.
    Jorst ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. »Ich… ich fasse es nicht. Aber was sind denn das für Indizien?«, fragte er neugierig.
    »Darüber können wir im Augenblick noch nicht sprechen«, antwortete King. »Aber ich hätte die lange Fahrt hierher bestimmt nicht unternommen, wenn ich der Meinung wäre, es würde sich nicht lohnen, der Sache nachzugehen.«
    Jorst zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit übers Gesicht. »Na schön, ich nehme an, es sind schon merkwürdigere Sachen passiert. Ich meine, Sie brauchen sich bloß Kate Ramsey anzusehen.«
    »Was ist mit ihr?«, hakte Michelle sofort nach.
    »Sie hat dieses College hier besucht… Man sollte doch meinen, dass dies der letzte Ort wäre, an dem sie hätte studieren wollen. Ich war einer ihrer Professoren. Sie war ebenso brillant wie ihr Vater und wäre überall angenommen worden. Aber nein, sie kam ausgerechnet hierher.«
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte King.
    »Sie hat eine Postgraduiertenstelle am Virginia Commonwealth University’s Center for Public Policy in Richmond. Die politikwissenschaftliche Fakultät dort gehört zu den besten im ganzen Land. Ich habe ihr selbst eine Empfehlung geschrieben.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sie ihren Vater hasst wegen seiner Tat?«
    Professor Jorst nahm sich Zeit, bevor er diese Frage beantwortete. »Sie hat ihren Vater geliebt. Und doch hat sie ihn vielleicht auch gehasst – dafür, dass er sie im Stich gelassen hat, dass ihm seine politischen Überzeugungen sozusagen wichtiger waren als seine Liebe zu ihr. Ich sage das wohlgemerkt als reiner Laie, denn ich bin kein Psychologe. Obwohl sich schließlich herausgestellt hat, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Michelle.
    »Sie nimmt an Demonstrationen teil, schreibt Protestbriefe, tritt gegenüber Regierungsmitgliedern und Bürgerrechtlern als Lobbyistin auf, schreibt Artikel für alternative Zeitschriften – alles genauso wie einst ihr Vater.«
    »Das heißt, sie mag ihren Vater gehasst haben, weil er sie verlassen hat, aber inzwischen eifert sie ihm nach und versucht sogar, ihn zu übertreffen?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Und wie war die Beziehung zu ihrer Mutter?«, fragte King.
    »Ziemlich gut. Obwohl sie ihre Mutter zum Teil wohl auch für die Ereignisse verantwortlich gemacht hat.«
    »Weil sie nicht für ihren Mann da war? Weil er sich, wenn sie für ihn da gewesen wäre, vielleicht gar nicht zum Äußersten hätte treiben lassen?«, hakte King nach.
    »Ja.«
    »Sie haben also Regina Ramsey nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr gesehen?«, fragte Michelle.
    »Doch, selbstverständlich«, erwiderte Jorst schnell, zögerte dann aber. »Auf jeden Fall bei Arnolds Beerdigung. Später dann auch, als Kate hier studierte, und auch noch bei ein paar anderen Gelegenheiten.«
    »Was war die Todesursache bei ihr, wissen Sie das noch?«
    »Eine Überdosis Schlaftabletten.«
    »Sie hat nicht wieder geheiratet?«, forschte King weiter.
    Jorst wurde ein wenig blass. »Nein… nein, das hat sie nicht.« Er fasste sich wieder und bemerkte die fragenden Blicke der beiden. »Entschuldigen Sie, aber das alles geht mir nach wie vor ziemlich an die Nieren. Ich war mit der Familie schließlich eng befreundet.«
    King betrachtete noch einmal die Menschen auf der Fotografie und studierte ihre Gesichter. Kate Ramsey musste zum Zeitpunkt der Aufnahme etwa zehn Jahre alt gewesen sein. Ihre Züge verrieten Intelligenz und Liebe. Sie stand zwischen ihren Eltern und hielt beide an der Hand. Eine nette, liebevolle Familie – zumindest nach außen hin.
    Er gab Jorst das Foto zurück. »Fällt Ihnen noch etwas ein, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Michelle gab ihm einen Zettel, auf den sie ihre Telefonnummern gekritzelt hatte. »Nur für den Fall, dass Ihnen doch noch etwas einfällt«, sagte sie.
    Der Professor blickte versonnen auf den Zettel. »Wenn das wahr ist, was Sie sagen, wenn es noch einen zweiten Attentäter gab – was wäre denn dessen Aufgabe gewesen? Hätte er vielleicht einspringen sollen im Fall, dass Arnold sein Ziel verfehlte?«
    King antwortete mit einer Gegenfrage: »Oder hätte an diesem Tag vielleicht noch jemand anders sterben sollen?«

KAPITEL 35
    King und Michelle riefen im Center for Public Policy

Weitere Kostenlose Bücher