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Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman

Titel: Sean King 01 - Im Bruchteil der Sekunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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verstorbenen Arnold Ramsey gewesen.
    Jorst saß hinter einem heillos unaufgeräumten und völlig überladenen Schreibtisch, auf dem sich die aufgeschlagenen Bücher und die dicken Manuskripte nur so türmten. Der Laptop, der ebenfalls auf dem Schreibtisch stand, war geradezu symbolisch belegt mit Low-Tech-Utensilien: Notizblöcke, Bleistifte, Buntstifte. Die Bretter der großen Bücherregale, die drei Wände des Büros verstellten, hingen unter dem Gewicht der beeindruckend dicken Werke, die sich auf ihnen angesammelt hatten, bedrohlich durch. King studierte gerade die Zeugnisse und Urkunden, die an der einzigen freien Wand hingen, als Jorst eine Zigarette in die Höhe hielt. »Sie erlauben? Das Allerheiligste eines Professors ist einer der wenigen Orte, wo man sich noch eine anstecken darf.«
    King und Michelle nickten zustimmend.
    »Das war ja eine Überraschung, als ich hörte, dass Sie beide sich nach Arnold erkundigen wollten.«
    »Normalerweise rufen wir vorher an und vereinbaren einen Termin«, sagte King.
    »Aber wir waren gerade in der Gegend und wollten die günstige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen«, fügte Michelle hinzu.
    »Wenn Sie mir noch mal Ihre Namen nennen könnten?«
    »Ich bin Michelle Stewart, und das ist Tom Baxter.«
    Jorst beäugte King. »Sie müssen schon entschuldigen, aber Sie kommen mir bekannt vor.«
    King grinste. »Das sagt jeder. Offenbar hab ich das klassische Durchschnittsgesicht.«
    »Komisch«, meinte Michelle. »Ich wollte nämlich gerade sagen, dass Sie mir irgendwie bekannt vorkommen, Professor Jorst. Aber mir fällt einfach nicht ein, woher.«
    »Ich bin ziemlich häufig im Lokalfernsehen zu sehen, vor allem jetzt, wo die Wahlen näher rücken«, erklärte Jorst rasch. »Zwar weiß ich meine Anonymität zu schätzen, doch hin und wieder fünfzehn Minuten Ruhm und öffentliche Anerkennung zu genießen, tut dem Ego ganz gut.« Er räusperte sich und sagte dann: »Soviel ich verstanden habe, arbeiten Sie an einem Dokumentarfilm über Arnold?«
    Michelle lehnte sich zurück und setzte selber eine Gelehrtenmiene auf. »Nicht nur über ihn, sondern ganz allgemein über politisch motivierte Attentate, allerdings unter einem besonderen Aspekt. Unsere Hypothese lautet, dass es ziemlich deutliche Unterschiede unter den Attentätern gibt, die es auf Politiker abgesehen haben. Manche handeln ausschließlich aus geistiger Verwirrung heraus oder weil sie ein persönliches Leid mit dem Opfer assoziieren. Andere wiederum begehen ihre Taten aus tiefster philosophischer Überzeugung oder sogar, weil sie glauben, etwas Gutes zu tun. Mitunter betrachten sie den Mord an einem Wahlbeamten oder an einem Kandidaten sogar als patriotische Tat.«
    »Und nun wollen Sie von mir wissen, in welche dieser Kategorien Arnold einzuordnen war?«
    »Als Freund und Kollege von ihm haben Sie sicher viel darüber nachgedacht«, sagte King.
    Jorst musterte ihn scharf durch die Rauchwölkchen hindurch. »Nun ja, ich gebe zu, dass mich die Frage, was Arnold zu diesem Attentat getrieben hat, in all den Jahren nicht losgelassen hat. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass man ihn problemlos in irgendeine Schublade stecken kann, weder in die ideologische noch in die motivationale.«
    »Deshalb wollen wir uns ja auch mit seinem Hintergrund und vor allem mit der Zeit unmittelbar vor seiner Tat beschäftigen«, erklärte Michelle. »Vielleicht hilft uns das weiter.«
    Jorst warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Entschuldigen Sie«, meinte Michelle, »haben Sie jetzt eine Vorlesung?«
    »Nein. Um ehrlich zu sein, ich hab sogar Forschungsurlaub. Ich versuche, mein neuestes Buch fertig zu schreiben. Also, schießen Sie los.«
    Michelle zog einen Stift und einen Notizblock hervor. »Fangen wir doch am besten mit Ramseys Vergangenheit an«, schlug sie vor.
    Jorst lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fixierte die Zimmerdecke. »Arnold hat in Berkeley den Hattrick abgeliefert – B. A., M. A., Promotion, und das alles außerdem noch als Jahrgangsbester. Darüber hinaus fand er auch noch die Zeit, an den Protesten gegen den Vietnamkrieg teilzunehmen, seine Einberufung öffentlich zu verbrennen und bei Bürgerrechts-Demonstrationen mitzumarschieren. Er hat bei Sit-ins und Lie-ins mitgemacht, wurde verhaftet, hat sein Leben riskiert und so weiter. Er hatte mit Abstand die besten akademischen Referenzen, die jemals ein Professor an diesem Fachbereich vorweisen konnte, und bekam sehr schnell eine feste

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