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Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman

Titel: Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Schreck eingejagt hatte. Er hätte darauf gewettet, dass sie es auf die harte Tour mochte. Nun, das konnte sie haben. Häuptling Kyle war auf dem Kriegspfad.
    Michelle und Bailey schauten durch Ferngläser zu, als die Schlacht tobte, oder vielmehr eine Reihe von Scharmützeln: Angriffe, Gegenangriffe und Nahkämpfe, die unglaublich echt aussahen. Jedes Mal, wenn ein Geschütz donnerte, zuckte Michelle zusammen, und Bailey lachte.
    »Anfängerin«, schalt er sie zum Spaß.
    Kolonnen von Männern in Grau und Erdnussbutterbraun zogen auf und prallten mit Phalangen ihrer in Blau gekleideten Widersacher zusammen. Während Schüsse peitschten, Kanonen donnerten, Gebrüll erscholl, Rauch wehte, ein wildes Durcheinander herrschte, Stiefel trampelten und Säbel gegen Säbel klirrten, führte Michelle sich vor Augen, dass wirkliche Gefechte dieser Art weit schlimmer abgelaufen sein mussten. Kein Blut bildete Lachen auf dem Untergrund, keine abgetrennten Gliedmaßen übersäten die Erde, kein Schluchzen vermischte sich mit dem Todesstöhnen Sterbender. Die schlimmste Verletzung war ein verstauchter Fußknöchel.
    Michelle wurde hellwach, als sie sah, wie Eddie und seine buntscheckige Schar aus dem Wald gesprengt kamen, wobei sie das berühmte Rebellen-Feldgeschrei ausstießen. Ihre Nordstaaten-Gegenspieler feuerten ihnen einen »Geschosshagel« entgegen, sodass die Hälfte »tot« oder »sterbend« in den Staub stürzte. Eddie fiel dem Abwehrfeuer nicht zum Opfer; er und ein Dutzend Gefährten setzten die Attacke fort. An der feindlichen Schanze sprang Eddie zwischen die Faschinen und geriet in ein wildes Handgemenge mit drei Unionssoldaten, von denen er vor den Augen Michelles, die wie gebannt alles mit verfolgte, zwei bezwang. Er stemmte wahrhaftig einen Gegner empor und schleuderte ihn in ein Gesträuch. Während rundum seine Kameraden »niedergemacht« wurden, zog Eddie den Säbel und kreuzte die Klinge mit einem Hauptmann der Union, den er schließlich »erstach«.
    Immerhin bot sich ein so realistisches Schauspiel, dass Michelle unwillkürlich der Atem stockte, als Eddie sich nach dem nächsten Gegner umblickte und plötzlich aus einer Muskete einen »Treffer« in den Leib erhielt. Als Eddie zusammenbrach, verspürte Michelle das beinahe unbezähmbare Verlangen, die Waffe herauszureißen und den Mann zu erschießen, der Eddie soeben »getötet« hatte.
    Sie drehte den Kopf und sah, dass Bailey sie betrachtete. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Als ich ihn zum ersten Mal ›fallen‹ sah, hatte ich das gleiche Gefühl.«
    Eine Zeit lang rührte sich keiner der Männer, sodass Michelles Nervosität wuchs. Endlich setzte Eddie sich auf, sagte etwas zu dem »Gefallenen« neben ihm, erhob sich und kam zu Michelle und Bailey, die ihn erleichtert begrüßten.
    Eddie nahm den Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Das war toll, Eddie«, sagte Michelle.
    »Ach was, Ma’am. Sie hätten mich bei Gettysburg oder Antietam sehen sollen. Da war ich wirklich in Form.«
    Du hast auch heute ziemlich gut ausgesehen , dachte Michelle, rief sich aber sofort zur Ordnung, als ihr Kings Hinweis einfiel: Eddie war verheiratet. Und er blieb es, auch wenn seine Frau sich anscheinend nicht um ihn kümmerte.
    »Woher weiß man, wer ›fällt‹ und wer nicht?«, fragte Michelle.
    »Im Wesentlichen wird vorher alles festgelegt. Meistens finden Reenactments von Freitag bis Sonntag statt. Freitags kommen die Leute zusammen, und die Generale machen die Runde und erklären ihnen, was passieren soll, wer wo zu sein hat, wer ›stirbt‹ und wer nicht. Vieles hängt davon ab, wer erscheint und was er mitbringt – Pferde, Geschütze und dergleichen. Hier«, er zeigte in die Runde, »ist die Mehrzahl der Teilnehmer erfahren, also musste kaum jemand eingewiesen werden. Und die Gefechte werden zum größten Teil im Voraus choreographiert, aber es bleibt ein gewisser Spielraum zum Improvisieren. Haben Sie den Burschen gesehen, den ich gepackt und ins Gesträuch geworfen habe? Das war eine kleine Retourkutsche. Während der letzten Schlacht hat der kleine Scheißer mir mit dem Degengriff eins auf den Schädel verpasst. ›Ein Unfall‹, hat er behauptet. Eine Woche lang hatte ich eine Beule an der Birne. Darum hab ich ihn mir heute ›rein zufällig‹ geschnappt und in den Dornbusch geworfen.«
    Michelle richtete den Blick auf das Schlachtfeld und sah dort noch zahlreiche »Tote« liegen. »Gibt es eine Regel, die bestimmt, wie lange man da

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