Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
tut’s?«, fragte King den Angestellten und hob das Gerät hoch, das der Mann ihm auf seine Nachfrage gebracht hatte.
»Ohne jeden Zweifel.«
Mit zufriedenem Lächeln kehrte King zu seinem Hausboot zurück. Wer die richtigen Informationen besaß, lautete seine Erfahrung aus vielen Jahren, war König.
Kaum befand er sich im Hausboot, als er draußen Schritte hörte. Er schaute zum Fenster hinaus und sah Michelle zum Ufer eilen.
Er ging ihr entgegen.
»Ich habe dich überall gesucht«, sagte sie außer Atem.
»Was ist los?«
»Sie glauben, sie haben den Mörder geschnappt.«
Verwirrt blickte King sie an. »Was? Wo?«
»Komm mit, ich muss dir eine Menge erzählen.«
Die beiden liefen zu Michelles Wagen.
KAPITEL 84
»Und der Junge ist sicher , dass es sein Vater war?«, fragte King zum dritten Mal.
Die Ermittler saßen im Polizeirevier und erörterten die Ereignisse, die sich in der Nacht zuvor im Haus der Robinsons zugetragen hatten.
»Seiner Aussage nach ja«, antwortete Williams. »Und ich wüsste nicht, weshalb er lügen sollte.«
»Aber er hat auch gesagt, er hätte im Obergeschoss auf dem Treppenabsatz gestanden und hinunter ins Dunkel geschaut.«
»Sein Vater hat ein paar Worte mit ihm gewechselt«, erwiderte Williams. »Er nannte den Namen des Jungen, wusste über die Brüder Bescheid, dass einer von ihnen noch ein Kleinkind ist, und kannte sogar den Namen von Tommys Teddybär. Wer anders als der Vater soll es gewesen sein?« King gab keine Antwort; er lehnte sich zurück und spielte mit dem Stift in seiner Hand. »Und wir haben im Haus sämtliche Gegenstände gefunden, die man den vorherigen Mordopfern weggenommen hat«, fügte Williams hinzu.
»Sind Fingerabdrücke darauf?«, fragte King.
»Nein. Aber das überrascht mich nicht. Auch an den anderen Tatorten wurden keine Fingerabdrücke entdeckt.«
»Kommt mir seltsam vor, alle Beweise im eigenen Haus aufzubewahren. Warum sollte jemand es der Polizei so leicht machen?«
»Es war nicht leicht. Wir hatten verdammtes Glück, dass wir darauf gestoßen sind. Der Deputy hat die Sachen nur deshalb gefunden, weil auf dem Rohr die Abdeckung schief aufgeschraubt war, während sie bei den anderen Rohren korrekt saß. Er hatte im Keller nach Hinweisen gesucht, wie der Täter ins Haus gelangt sein könnte. Dabei ist ihm diese Unregelmäßigkeit aufgefallen.«
»Und welche Angaben macht Robinson?«
»Er habe das Haus um Mitternacht verlassen und sei auf halber Strecke nach D.C. gewesen, als der Anruf kam.«
»Hat er nirgends gehalten?«
»Nein. Ungefähr um die Tatzeit wurde er angeblich über das Handy seiner Frau auf seinem eigenen Handy angerufen. Wir haben das nachgeprüft. Es stimmt. Aber er könnte im Haus gewesen sein und selbst beide Handys benutzt haben.«
»Aber eingetroffen ist er erst eine Stunde später als die Polizei?«, meinte King mit hartnäckiger Skepsis.
»Er kann durch die Gegend gefahren sein, um sich ein Alibi zu verschaffen. Und er machte nicht den Eindruck, als würde der Tod seiner Frau ihm das Herz zerreißen. Er ist mit den Kindern ins Haus eines Verwandten abgezogen.«
»Und was für ein Motiv sollte er haben, alle diese Leute umzubringen?«
»Nun, er ist ein Serienmörder in Gestalt eines biederen Vaters und Ehemanns. Es wäre nicht der erste derartige Fall. Er hat seine Opfer ausgewählt und sie ermordet.«
»Und was ist mit der Beziehung zwischen Deaver, Canney und Battle?«
»Entweder purer Zufall, oder dieser Zusammenhang besteht gar nicht.«
»Und wie lautet die Theorie«, fragte King, »weshalb er seine Frau erschlagen hat?«
»Vielleicht war sie misstrauisch geworden«, gab Bailey zur Antwort. »Darum musste er sie beseitigen, bevor ihr Argwohn ihm gefährlich werden und sie ihn als Serienkiller entlarven konnte. Der Mann war häufig nachts auf den Straßen unterwegs – überaus günstig für einen Serienmörder. Gegenwärtig überprüfen wir, wo er sich während der verschiedenen Tatzeiten aufgehalten hat. Sicher, es war riskant, die Frau im eigenen Haus zu töten. Aber möglicherweise hatte er das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Hätte der kleine Junge ihn nicht gesehen, wäre nie ein Verdacht auf ihn gefallen.«
»Für mich ist die Sache klar«, sagte Williams. »Er ist der Täter.«
»Warum hat er seinen Sohn am Leben gelassen, obwohl der Junge ihn gesehen hat?«, fragte King.
»Vielleicht hat sogar ein solches Ungeheuer noch gewisse Hemmschwellen«, erwiderte Bailey. »Oder er dachte sich,
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