Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
Sylvia. »Weder ich noch die Polizei haben irgendwelche Fasern an ihrer Kleidung gefunden, wie sie typisch sind, wenn jemand im Fußraum oder Kofferraum eines Autos gelegen hat. Und auf den Körperoberflächen der Leiche habe ich auch nichts entdeckt. Plastik hinterlässt nicht allzu viele Spuren, wenn überhaupt.«
»Ich habe sie etwa um halb drei gefunden«, sagte Michelle. »Die beiden Jungen müssten sie ein paar Minuten früher gesehen haben.«
»Wenn wir zurückrechnen«, sagte King, »heißt das, die Leiche kann dort nicht früher als halb drei Uhr nachts abgeladen worden sein, wenn wir deine Zwölf-Stunden-Frist zugrunde legen.«
Williams hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten; nun trat er vor. »Gute Arbeit, Sylvia«, sagte er. »Wrightsburg kann sich glücklich schätzen, jemanden wie Sie zu haben.«
Sie lächelte zurückhaltend über das Lob. »Eine Obduktion verrät nicht, wer das Verbrechen begangen hat, es sei denn, der Mörder hinterlässt Sperma, Speichel oder Urin, das wir untersuchen können. Mit einer Obduktion können wir nur erkennen, was und wie es geschehen ist.« Sylvia warf einen Blick auf ihre Notizen. »Wie ich bereits sagte, gibt es keine Hinweise auf eine Vergewaltigung, keine Verletzungen an Rektum oder Vagina, und sie hat nie ein Kind zur Welt gebracht. Ich würde ihr Alter auf Mitte zwanzig schätzen, und sie war körperlich gesund, eine gut gebaute Frau, etwa eins fünfundsechzig groß. Sie hatte Brustimplantate und Kollagen-Injektionen in den Lippen. Außerdem wurde irgendwann ihr Blinddarm entfernt. Wir werden mehr wissen, wenn in ein paar Wochen die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen vorliegen.« Sylvia zeigte auf den offenen Bauch der Unbekannten. »Sie war am Bauchnabel gepierct und hat vermutlich einen Nabelring getragen, aber nicht, als sie gefunden wurde. Das könnte Ihnen helfen, Sie zu identifizieren, Todd.«
»Danke. Ich werde es überprüfen.«
»Das einzige hilfreiche Identifikationsmerkmal war das hier.« Sie nahm eine Lupe, zog das Laken vom unteren Teil der Leiche weg und hob ein Bein an. Sie zeigte auf eine Stelle an der Innenseite der Oberschenkel. »Aufgrund der extremen Verfärbung der Haut ist es nicht leicht zu erkennen, aber hier befindet sich eine Tätowierung, die eine Katze zeigt.«
Michelle sah sich das Tattoo an und dachte daran, wie nahe es den Genitalien dieser Frau war. Abrupt richtete sie sich wieder auf. »Ich möchte wirklich nicht genauer über diesen Zusammenhang nachdenken.«
»Verdammt«, sagte Williams und errötete.
»Ich weiß. Das ist nicht sehr damenhaft«, sagte Sylvia.
Sie blickte auf, als Montgomery den Raum betrat.
»Da draußen ist noch ein Typ von der Polizei, der mit dem Chief reden möchte, Doc.«
»Ein Typ von der Polizei?«, wiederholte sie in scharfem Tonfall. »Versuchen Sie es mal mit Polizist .«
»Okay, dieser Polizist möchte den Polizeichef sprechen.«
»Könnten Sie ihn zu uns hereinbitten?«
Die Züge des jungen Mannes verzogen sich zu einem boshaften Grinsen. »Das habe ich bereits, Doc. Der Polizist lehnte das Angebot ohne weitere Erklärung ab, wurde allerdings grün im Gesicht, als ich ihm den Vorschlag unterbreitete.«
»Ich gehe zu ihm«, sagte Todd Williams und eilte hinaus, gefolgt von Montgomery.
Fünf Minuten später kehrte der Polizeichef mit einem nervös wirkenden Streifenpolizisten in Uniform zurück, den er als Officer Dan Clancy vorstellte. »Wir scheinen eine Identifikation des Mädchens erhalten zu haben«, sagte Clancy mit leicht zitternder Stimme. »Anhand des Bildes, das wir herausgegeben haben. Wie es aussieht, hat die Frau für kurze Zeit im Aphrodisia gearbeitet.«
»Im Aphrodisia ?«, rief King.
Todd Williams nickte. »Als Nackttänzerin. Ihr Bühnenname war Tawny Blaze. Nicht sehr phantasievoll, was? Ihr richtiger Name ist Rhonda Tyler.« Er warf einen Blick auf einen Zettel, den er in der Hand hielt. »Nachdem ihr Vertrag abgelaufen war, hat Tyler ihren Job im Aphrodisia aufgegeben.«
»Würde die Person, die sie auf dem Bild erkannt hat, zu mir kommen und versuchen, sie eindeutig zu identifizieren?«, fragte Sylvia. »Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das in Anbetracht des Zustands der Leiche noch möglich ist. Aber wenn…«
»Das wird nicht nötig sein, Sylvia«, unterbrach Todd Williams sie.
»Warum?«, fragte sie.
»Man hat uns gesagt, dass sie ein eindeutiges Merkmal besitzt«, erklärte Williams und blickte verlegen zu Boden.
Michelle war
Weitere Kostenlose Bücher