Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
zurückkehren müssen.«
»Höhle des Löwen?«, sagte Michelle. »Was meinst du damit?«
»Wir müssen uns noch einmal bei den Battles umsehen.«
»Ich glaube, ich würde mir lieber Priscilla Oxley vornehmen«, sagte Michelle. »Und ich schwöre dir, wenn diese Frau mich noch einmal Püppchen oder so ähnlich nennt, wird sie es bitter bereuen.«
Nachdem Williams gegangen war, fragte Michelle: »Was hoffst du wirklich bei den Battles in Erfahrung zu bringen?«
»Mit ein wenig Glück die Antwort auf deine Frage, warum Remmy ihren Ehering nicht getragen hat«, sagte King. »Und eine Lösung des Rätsels, was in Bobbys Geheimfach gewesen ist.«
»Aber das alles hängt mit dem Einbruch zusammen, nicht mit den Morden.«
»Stimmt. Nur dass der Grund, warum Battle ermordet wurde, vielleicht im Geheimfach verborgen war. Selbst wenn er von jemand anderem getötet wurde, müssen wir auch diesen Jemand finden.«
»Okay, aber wenn er wirklich von einem Mitglied der Battle-Sippe vergiftet wurde, kann es sein, dass wir irgendwann einem Mörder gegenüberstehen.«
»Und je früher wir herausfinden, wer es ist, desto besser.«
»Auf wen würdest du dein Geld setzen, wenn es einer von ihnen war? Eddie war mit uns zusammen. War es die eiserne Lady, die missratene Tochter oder die schlangenzüngige Schwiegertochter?«
»Ich werde mich vorläufig mit einem Urteil zurückhalten. Aber wenn Battles Tod nur eine Nachahmungstat mit einem ganz anderen Motiv war, wird uns das jener Person, die bisher vier Menschen umgebracht hat, kein Stück näher bringen.«
»Du glaubst also, dass es weitere Opfer geben wird?«
»Wer weiß?« Er schlug ihr auf die Schulter. »Sei vorsichtig da draußen.«
»Du weißt, dass ich sehr gut auf mich aufpassen kann, Sean.«
»Das habe ich nicht gemeint. Ich möchte dich in meiner Nähe haben, damit du mich beschützt.«
KAPITEL 32
Der Mord an Bobby Battle war in sämtlichen Zeitungen der Gegend der große Aufmacher. Die Schlagzeilen klangen besonders sensationell aufgrund der Tatsache, dass Bobbys Tod dem Serienmörder zugeschrieben wurde. Was man der Presse und Öffentlichkeit vorenthalten hatte, waren die gestohlenen Gegenstände und der genaue Inhalt der Briefe.
Die Bürger von Wrightsburg verschlossen ihre Türen, reinigten ihre Waffen, schalteten ihre Alarmanlagen ein und beobachteten ihre Mitbürger. Ihre Blicke ließen keinen Zweifel, was sie dachten: Wenn jemand wie Bobby Battle mitten in einem belebten Krankenhaus ermordet werden konnte, war keiner mehr sicher.
Und mit dieser Vermutung hatten sie völlig Recht.
Die Höhle lag tief in den Hügeln östlich von Wrightsburg, in Richtung Charlottesville. Der Eingang lag hinter umgestürzten Kiefern und einem dichten Vorhang aus Efeu, und es führte kein erkennbarer Pfad darauf zu. Das Loch in den Felsen war groß genug, um mehrere Schwarzbärfamilien zu beherbergen, was in der Vergangenheit sogar häufig geschehen war. Doch nun gab es nur einen einzigen Höhlenbewohner, der obendrein auf zwei Beinen ging. Trotzdem handelte es sich um ein Raubtier.
Er saß an einem grob gefertigten Tisch mitten in der Höhle und grübelte. Der Unterschlupf war mit genügend Vorräten ausgestattet, um für einen längeren Zeitraum überleben zu können. Das einzige Licht kam von einer batteriebetriebenen Lampe. Der Mann hielt die Sturmhaube in der Hand, die er bei den Morden an vier Personen getragen hatte. Vorsichtig betastete er den Stoff. Er war ein Henker. Doch Henker vollstreckten gewöhnlich nur Todesurteile, die rechtmäßig gesprochen worden waren.
Er betrachtete die Zeitung. Von der Titelseite blickte ihm ein körniges Foto von Robert Battle entgegen, das vor Jahren aufgenommen worden war. Die Schlagzeile lautete: Millionär und Wohltäter Robert E. Lee Battle in Klinik ermordet, Serienkiller verdächtigt.
Serienkiller! Das Wort brannte sich in sein Hirn ein, bis er die Zeitung zusammenknüllte und wütend fortwarf. Dann griff er nach der Lampe und schleuderte sie gegen die Felswand, sodass es stockdunkel wurde. Er stand auf und tappte herum, stieß immer wieder an etwas an, stürzte, rappelte sich auf und trommelte mit den Fäusten gegen die Wand aus Gestein und Erde, bis seine Hände taub waren. Als er sich ausgetobt hatte, brach er erschöpft auf dem kalten Boden zusammen.
Plötzlich schrie er so laut, dass er das Gefühl hatte, sein Herz würde platzen. Schließlich kühlte der Schweiß auf seiner Haut sich ab, sein Atem ging regelmäßiger,
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