Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
gezeigt hat.«
»Haben Sie schon ein Exemplar des Berichts gesehen?«, brummte Bailey.
»Nein. Aber in den meisten steht so ziemlich dasselbe.«
»Das liegt daran, dass die meisten Serienmörder ein solches Profil haben. Das wurde immer wieder bestätigt«, gab Bailey zurück. »Und alles in diesem Bericht wird durch eine solide Datenbasis untermauert. Bedauerlicherweise haben wir sehr viel Erfahrung mit solchen Fällen. Mehr als drei Viertel aller Serienmörder weltweit waren in den USA aktiv. Seit 1977 gehen über eintausend Morde auf ihr Konto, und zwei Drittel der Opfer waren Frauen. Das einzig Interessante an unserem Kerl ist, dass seine Vorgehensweise eine Mischung aus dem organisierten und dem desorganisierten Muster darzustellen scheint. In einem Fall legte er Zurückhaltung an den Tag, in den anderen Fällen nicht. Ein Opfer wurde transportiert, die anderen nicht. Ein Opfer wurde im Wald versteckt, die anderen ließ er am Tatort zurück. In einem Fall wurde keine Waffe benutzt, in den anderen sehr wohl. Das alles basiert auf eindeutigen Daten, Sean.«
»Die meisten Täter passen recht gut in dieses Profil, aber nicht alle. Und manche lassen sich überhaupt keinen Kategorien zuordnen.«
»Und Sie glauben, dass wir es hier mit solch einem Ausnahmefall zu tun haben?«, fragte Williams.
»Denken Sie nach. Keines der Opfer wurde sexuell missbraucht oder verstümmelt – eine Komponente, die bei Serienmorden fast immer im Spiel ist. Und sehen Sie sich die Opfer an. Die meisten Serienkiller zeichnen sich nicht durch Mut aus. Sie greifen lieber nach tief hängenden Früchten wie Kindern, Ausreißern, Prostituierten, jungen Homosexuellen und geistig Behinderten.«
»Eines der Opfer war Nackttänzerin und zeitweise vielleicht auch Prostituierte«, konterte Bailey. »Zwei weitere waren Jugendliche. Und das letzte Opfer lag im Krankenhausbett im Koma. Damit hat er es sich verhältnismäßig leicht gemacht, wenn Sie mich fragen.«
»Wir wissen nicht, ob Rhonda Tyler als Prostituierte gearbeitet hat. Und selbst wenn – wurde sie ermordet, weil sie Prostituierte war, oder aus einem ganz anderen Grund? Und Steve Canney und Janice Pembroke waren keine Ausreißer. Und glauben Sie wirklich, dass sich ein Killer vom Typ Ted Bundy in ein Krankenzimmer schleicht und dem Opfer eines Schlaganfalls Gift in den Infusionsbeutel spritzt?« Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. »Außerdem war Bobby Battle ein sehr reicher Mann«, fügte er dann hinzu. »Es könnte Leute geben, die ein Interesse an seinem Tod hatten.«
»Sie meinen, da draußen laufen zwei Killer herum?«, fragte Bailey skeptisch.
»Wir wissen es nicht, dürfen diese Möglichkeit aber nicht außer Acht lassen«, gab King zurück.
Bailey ließ sich nicht beirren. »Ich habe mehr Erfahrung mit solchen Fällen als Sie, Sean, und solange wir nichts finden, das mich dazu veranlasst, meine Ansicht zu ändern, werden wir mit diesem Profil arbeiten und davon ausgehen, dass hier nur ein Mörder am Werk ist.« Er sah King und Michelle aufmerksam an. »Wie ich höre, wurden Sie beide zu Deputys ernannt. Damit habe ich kein Problem. Ich begrüße es sogar, dass zwei weitere erfahrene Profis an diesem Fall arbeiten.«
Aber , dachte King stumm.
»Aber«, sagte Bailey, »wir haben festgelegt, wie wir bestimmte Dinge tun werden. Wir müssen uns absprechen und gegenseitig informieren. Wir alle müssen auf dem gleichen Stand sein.«
»Und natürlich wird das FBI als zentrale Clearingstelle dienen«, sagte Williams zähneknirschend.
»Genau. Wenn es neue Hinweise gibt, will ich unverzüglich davon erfahren. Dann werden wir entscheiden, wer am besten geeignet ist, diese Hinweise weiterzuverfolgen.«
King und Michelle tauschten einen kurzen Blick. Sie schienen gegenseitig ihre Gedanken zu lesen: Baileys Anweisungen bedeuteten, dass das FBI den Überblick behalten, die Verhaftungen vornehmen und den Ruhm einheimsen konnte.
»Apropos Hinweise«, sagte King. »Haben Sie etwas Neues?«
Bailey lehnte sich im Sessel zurück. »Es ist noch ein wenig zu früh, aber nachdem wir jetzt genug Personal haben, wird sicher schon bald etwas auftauchen.«
»Haben Sie etwas über die Zodiac-Uhr herausgefunden?«, wollte Michelle wissen.
»Das war eine Sackgasse«, sagte Bailey. »Es gab keine anderen aussagekräftigen Spuren an den Tatorten oder den Leichen. Wir haben Diane Hinsons Nachbarn befragt. Niemand hat etwas gesehen. Wir haben mit den Familien und
Weitere Kostenlose Bücher