Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
in meinem Leben.«
»Fehlten irgendwelche von Bobbys persönlichen Dingen, die er im Krankenhaus dabeihatte?«
»Nein. Was so etwas angeht, bin ich pingelig. Ich habe sogar veranlasst, dass eine Inventarliste erstellt wird.«
Bailey räusperte sich. »Remmy, ich werde Ihnen jetzt eine schwierige Frage stellen, aber ich möchte, dass Sie trotzdem versuchen, mir eine Antwort darauf zu geben.«
»Worum geht es?«, fragte sie in herrischem Tonfall.
Bailey warf King einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sagte: »Es könnte sein, dass Bobbys Tod gar keine direkte Verbindung zu den anderen Morden hat. Es ist möglich, dass er von jemand anderem umgebracht wurde.«
Remmy stellte ihre Tasse ab, beugte sich vor und stemmte die Hände auf die Knie. »Auf welche Frage wollen Sie hinaus?«
»Kennen Sie jemanden, der Interesse daran haben könnte, Bobby zu schaden?«
Sie wirkte enttäuscht, als sie sich wieder zurücklehnte. »Jeder Mann hat Feinde. Und ein reicher, erfolgreicher Mann hat noch mehr Gegner als andere.«
»Haben Sie jemand Bestimmten im Sinn?«
»Nein.«
»Remmy, wir versuchen nur, die Wahrheit herauszufinden.«
»Genauso wie ich«, gab sie zurück.
»Als Sie von Feinden sprachen«, sagte King, »meinten Sie da geschäftliche oder persönliche?«
Remmy wandte ihm ihre Aufmerksamkeit zu. »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss mich um die Vorbereitungen der Beerdigung kümmern, nachdem ich endlich die Leiche meines Mannes von dieser… Institution zurückerhalten habe.« Damit spielte sie zweifellos auf die entwürdigende Untersuchung ihres Mannes im Leichenschauhaus an.
»Wir haben noch ein paar Fragen, Remmy«, sagte Bailey.
»Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn Sie mir diese Fragen stellen möchten«, sagte sie.
»Okay. Wir müssen auch noch mit Savannah reden. Ist sie zu Hause?«
Remmy erstarrte, nachdem sie sich erhoben hatte. »Was wollen Sie von ihr?«
»Sie war an dem Tag, als Bobby starb, im Krankenhaus.«
»Und?«
»Das bedeutet, dass ich mich auch mit ihr unterhalten muss«, sagte Bailey. »Remmy, ich habe Ihrem Sohn das Leben gerettet. Ich dachte, damit steht außer Frage, dass ich weiß, was ich tue.«
King wartete darauf, dass Remmy einen Wutanfall erlitt, doch sie erwiderte nur: »Es könnte eine Weile dauern. Meine Tochter ist keine Frühaufsteherin.« Sie verließ das Zimmer.
King konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Also haben Sie die Möglichkeit, dass es zwei Mörder gibt, doch nicht verworfen, Chip?«
»Bei Ermittlungen in einem Mordfall verwerfe ich grundsätzlich keine Möglichkeit. Die Tatsache, dass nichts aus Bobbys Zimmer gestohlen wurde, passt nicht zu den anderen Morden.« Er sah King und Michelle an. »Was halten Sie davon?«
»Ich glaube, diese Frau verfolgt ihre eigenen Interessen und versucht uns genauso viele Informationen zu entlocken wie wir ihr«, antwortete Michelle ohne Zögern.
»Und ich glaube, dass sie diese Runde spielend für sich entschieden hat«, sagte King, wobei er Bailey ansah.
KAPITEL 37
Als die Battles am Vormittag zum Tathergang befragt wurden, saß Kyle Montgomery in seiner Wohnung und zupfte auf der neuen akustischen Gitarre, die er sich vom Gewinn aus seinem Medikamentengeschäft gekauft hatte. Er schlug ein paar Akkorde an und sang ein paar Worte dazu, wie er es häufig tat, wenn er angestrengt nachdachte. Schließlich legte er die Gitarre beiseite, zog sich Handschuhe an, nahm sich einen Stift und einen Bogen Papier und setzte sich an den Küchentisch. Er überlegte, was er schreiben sollte, und dann, wie er es schreiben sollte. Nach einigen Minuten des Grübelns entschied er sich für Großbuchstaben. Nachdem er ein paar Sätze geschrieben hatte, zerknüllte er das Blatt und warf es fort. Das tat er noch zwei weitere Male, bis er mit dem Wortlaut zufrieden war und den Schreibstift zerkaut hatte.
Er lehnte sich zurück und las den Text dreimal durch. Mit dem Brief würde er zweifellos die Aufmerksamkeit des Adressaten wecken, doch Kyles Problem bestand darin, dass er nicht wusste, ob er tatsächlich Informationen besaß, die sich für eine Erpressung benutzen ließen. Doch das Schöne war, dass der Wortlaut des Briefes seine volle Wirkung entfalten würde, wenn die betreffende Person wirklich schuldig war. Und in seiner nächsten Botschaft würde er Geld verlangen, das auf eine gefahrlose Weise übergeben werden sollte, die er sich noch überlegen musste. Er fragte
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