Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
sein?«
»Unwahrscheinlich, obwohl tatsächlich zwei Gegenstände vermisst werden. Ein billiger Ring, den Janice die meiste Zeit trug, und Steves Christophorus-Anhänger. Aber wir wissen nicht, ob der Mörder beides mitgenommen hat.«
»Sie sagten, Sylvia wäre mit der Autopsie fertig. Ich nehme an, Sie waren dabei.«
Williams wirkte verlegen. »Ich hatte ein kleines Magenproblem, als die Tote aus dem Wald obduziert wurde. Und als Sylvia mit den anderen beiden beschäftigt war, hatte ich zu tun«, sagte er. »Ich warte auf Sylvias Bericht. Tja, wir haben keinen offiziellen Mordspezialisten in unserer Truppe, deshalb dachte ich mir, dass ich mal vorbeischaue und Sie frage.«
»Gibt es weitere Hinweise?«, wollte Michelle wissen.
»Nicht zum ersten Mordfall. Wir haben die Tote noch nicht mal identifizieren können, obwohl es uns gelungen ist, Fingerabdrücke zu nehmen, die zurzeit überprüft werden. Und wir haben ihr Gesicht am Computer rekonstruiert. Das Bild wird gerade rausgegeben.«
»Gibt es Hinweise, dass eine Verbindung zwischen beiden Morden besteht?«, fragte Michelle.
Williams schüttelte den Kopf. »Bei Janice Pembroke und Steve Canney werden wir vermutlich bald auf irgendeine Dreiecksgeschichte stoßen. Heutzutage ballern die Kids los, ohne sich was dabei zu denken. Zu viel Mist im Fernsehen.«
King und Michelle tauschten einen Blick. Dann sagte King: »Im ersten Fall hat der Mörder die Frau entweder in den Wald gelockt oder sie gezwungen, ihn dorthin zu begleiten. Oder er hat sie anderswo getötet und anschließend in den Wald gebracht.«
Michelle nickte. »Wenn Letzteres stimmt, ist er ein kräftiger Mann. Bei dem Mord an den Teenagern könnte der Täter den beiden gefolgt sein oder auf der Böschung gewartet haben.«
»Die Stelle ist allgemein als Knutschecke bekannt, falls man so was heute noch so nennt«, sagte Williams. »Beide Opfer waren nackt. Der Täter könnte ein Junge gewesen sein, den Janice abserviert hatte oder der auf Steve eifersüchtig war. Die Unbekannte aus dem Wald ist vermutlich der schwierigere Fall. Deshalb könnte ich Ihre Hilfe gut gebrauchen.«
King überlegte einen Moment; dann sagte er: »Haben Sie sich die Uhr im ersten Mordfall mal genauer angeschaut, Todd?«
»Sie kam mir zu klobig für eine junge Frau vor.«
»Sylvia sagte, der Arm, an dem sich die Uhr befand, wäre absichtlich in diese ungewöhnliche Stellung gebracht worden.«
»Das kann sie doch nicht mit Sicherheit wissen.«
»Ich habe gesehen, dass die Zeiger auf ein Uhr eingestellt waren«, fuhr King fort.
»Richtig, aber die Uhr ist stehen geblieben, oder das Rädchen wurde herausgezogen.«
King warf Michelle einen kurzen Blick zu. »Ist Ihnen die Marke der Uhr aufgefallen?«
William sah ihn neugierig an. »Die Marke?«
»Es war eine Zodiac. Ein Kreis mit Fadenkreuz.«
Williams hätte beinahe seinen Kaffee verschüttet. »Zodiac!«
King nickte. »Außerdem war es eine Männeruhr. Ich glaube, der Mörder hat sie der Frau angelegt.«
»Zodiac«, wiederholte Williams. »Wollen Sie damit sagen…?«
»Der ursprüngliche Zodiac-Killer hat 1968 und 1969 in der Bay Area gemordet, in San Francisco und Vallejo«, sagte King. » Dieser Täter dürfte inzwischen viel zu alt sein. Aber es hat mindestens zwei Nachahmer gegeben, einen in New York und einen weiteren in Kobe, Japan. Der Zodiac-Killer von San Francisco trug eine schwarze Henkerkapuze oder Sturmhaube, die mit einem weißen Fadenkreuz im Kreis versehen war – das gleiche Symbol wie auf einer Zodiac-Uhr. Auch er ließ bei seinem letzten Opfer, einem Taxifahrer, eine Uhr zurück, obwohl es eine andere Marke war. Doch der Mann, der als Killer von San Francisco verdächtigt wurde, besaß eine Zodiac-Uhr. Die Psychologen vermuten, dass diese Uhr ihn dazu angeregt hatte, das Fadenkreuz-Symbol zu benutzen, dem er seinen Spitznamen ›Zodiac-Killer‹ verdankte. Der Fall wurde nie gelöst.«
Williams beugte sich vor. »Das alles ist ziemlich weit hergeholt.«
Michelle blickte ihren Partner an. »Glaubst du wirklich, dass es ein Nachahmungstäter ist, Sean?«
King zuckte mit den Schultern. »Wenn zwei Personen das Original kopiert haben, warum nicht auch ein Dritter? Der Zodiac-Killer von San Francisco schrieb kodierte Nachrichten an die Zeitungen, bis der Kode schließlich geknackt wurde. Die Briefe zeigten, dass der Mörder sich durch einen Film mit dem Titel Graf Zaroff, Genie des Bösen inspirieren ließ. In dem Film geht es um die Jagd auf
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