Sean King 02 - Mit jedem Schlag der Stunde: Roman
verspreche Ihnen, dass es Ihren wunderbaren Kindern gut gehen wird, solange ich lebe.«
»Das weiß ich sehr zu schätzen, Mrs Battle.« Inzwischen wirkte Lulu regelrecht gefügig und redete auch so.
»Bitte nennen Sie mich Remmy.« Sie wandte sich an King und Michelle. »Ich hoffe, Sie machen bei Ihren Ermittlungen Fortschritte.«
»Täglich«, antwortete King.
Sie warf ihm einen neugierigen Blick zu, sagte aber nichts.
»Wir würden Sie gern noch einmal aufsuchen«, fügte King hinzu, »um mit Ihnen zu sprechen.«
»Ja, Eddie hat es schon erwähnt. Meinetwegen, ich bin ja ständig da.«
»Lassen Sie sich von der Presse nicht deprimieren, Remmy«, empfahl King.
»Presse? Wenn ich wissen möchte, was mit mir los ist, frage ich keine Fremden, sondern mich selbst.«
Unversehens gesellte Priscilla Oxley sich zu dem Grüppchen, balancierte einen großen, mit Speisen behäuften Teller und ein Glas Wein. »Ganz vielen, herzlichen Dank für alles, meine Liebe«, ließ sie einen Wortschwall über Remmy niedergehen. »Also, was mich angeht, ich habe Lulu immer gesagt, dass Sie im Grunde eine wahre Heilige sind. Nicht wahr, Liebchen, erst kürzlich habe ich gesagt, wie schön es auf der Welt wäre, gäbe es mehr Menschen wie Remmy Battle.«
»Bitte, Mutter…«, setzte Lulu zu einer Entgegnung an, doch Priscilla ließ sich nicht mehr zurückhalten.
»Und jetzt sind Sie und Lulu Freundinnen geworden, und Sie haben uns in Ihr wundervolles Haus eingeladen und den Kindern eine Zukunft versprochen. Also, als wir damals unseren armen Vater verloren haben, wusste ich nicht, was aus meiner Tochter werden soll.« Ihr riesiger Busen wogte, die raue Stimme erstickte in der Kehle. Ihr Auftritt war hervorragend, musste King ihr zugestehen.
»Mutter, ich habe einen Job, und keinen schlechten. Es ist ja nicht so, dass die Kinder hungern müssten.«
Doch Priscilla hatte sich zu sehr in ihre Darbietung hineingesteigert, um sich bremsen zu lassen. »Und jetzt weiß ich, dass endlich alles gut wird, da ich ja bei Lulu bleibe, um ihr zu helfen, und weil das neue Haus fertig gebaut wird und von Ihnen laufend Unterstützung kommt.« Zwei Tränen rannen ihr über die erschlafften Wangen. »Unter uns Müttern, ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für eine Erleichterung das ist.« Zum Abschluss leerte sie mit einem Zug das ganze Weinglas.
Für den Feinschmecker King war das ein schrecklicher Anblick. Doch er musste einräumen, dass die Frau nach dieser rührseligen Nummer wohl eine eigene Fernsehshow verdiente.
»Ich bin froh, dass ich helfen kann, Priscilla«, versicherte Remmy höflich.
Schüchtern sah Priscilla sie an. »Wahrscheinlich entsinnen Sie sich nicht, aber als Sie noch in West-Virginia im Greenbrier verkehrt haben, bin ich dort Kellnerin gewesen…«
»Oh, ich erinnere mich sehr gut an Sie, Priscilla.«
Priscilla erstarrte. »Echt? Also wirklich, nochmals vielen Dank.« Mit einem Mal war sie so schnell verschwunden, wie sie erschienen war.
Als Nächste fanden sich Eddie und Bailey ein.
»Die Trauerfeier war ergreifend, Remmy«, sagte Bailey.
»Reverend Kelly versteht sein Handwerk«, antwortete Remmy. »Und er hatte umfangreiches Material. Bobby hat ein sehr ungewöhnliches Leben geführt.«
»Am Samstag sehe ich mir eine von Eddies Reenactment-Veranstaltungen an«, sagte Bailey.
»Was läuft da ab?«, erkundigte sich Michelle.
»Die Schlacht am Cedar Creek bei Middleton«, gab Eddie ihr Auskunft. »Phil Sheridans Shenandoah-Armee gegen Jubal Earlys Valley-Armee. Normalerweise findet die Veranstaltung im Oktober statt, aber dieses Jahr musste sie verschoben werden.«
»War der alte Jubal nicht der einzige Konföderierten-General, der nie offiziell kapituliert hat?«, fragte Harry.
»So ist es«, bestätigte Eddie. »Später war er als Anwalt in Rocky Mount tätig, in Virginia.«
»Na, wenigstens hat er nach dem Krieg einen ehrbaren Beruf ergriffen«, sagte Harry.
»Ich glaube, Eddie und ich werden in Zukunft erheblich mehr Zeit miteinander verbringen«, kündigte Bailey an. King fand, dass der Mann nicht aufdringlicher hätte sein können.
»Ich freue mich darauf«, sagte Eddie mit scheinbar aufrichtiger Begeisterung.
Du bist ein guter Lügner, Eddie , dachte King.
Remmy nahm ihren Sohn bei der Hand. »Wie geht es dir?«
»Ich hoffe auf glücklichere Zeiten, Mutter.«
»Vielleicht solltest du mit Dorothea eine Reise machen, um Luftveränderung zu haben.«
»Mal sehen«, entgegnete Eddie ohne jede Spur von
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