Sean King 03 - Im Takt des Todes
Germany‹.«
»Stimmt. Ich nehme an, er könnte von überall sein.«
»Darf ich den mitnehmen?«, fragte Michelle.
»Sicher, wenn uns das der Wahrheit näher bringt. Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendwie helfen.«
»Sie können tatsächlich etwas für mich tun«, sagte Michelle. Champ schaute sie erwartungsvoll an. »Sie können Horatio Barnes in Babbage Town wohnen lassen.«
Champ blickte erstaunt, sodass Michelle rasch hinzufügte: »Nur Unterkunft und Verpflegung. Es würde mir wirklich viel bedeuten.«
»Nun ja, schaden kann es wohl nicht«, sagte Champ.
»Danke, das ist wirklich nett von Ihnen. Übrigens … Ich habe an Ihrer Bürotür einen Kampfsportanzug gesehen. Was machen Sie?«
»Taekwondo. Schwarzer Gürtel. Und Sie?«
»Nichts«, log sie.
Als sie wieder hinaus in den Sonnenschein traten, sagte Champ: »Ich kann Sie übermorgen gegen neun mit raufnehmen, wenn das Wetter hält.« Er rückte seine Brille zurecht. »Und … äh, auf dem Weg zurück kenne ich ein nettes Restaurant mit guter Speisekarte.«
Michelle musterte die große, schlanke Gestalt des Mannes. Er besaß mit Sicherheit genug Kraft, um einen Betrunkenen mit einem Pümpel unter Wasser zu drücken, bis er ertrank; doch wie Sean gesagt hatte, besaß Champ ein Alibi für die Tatzeit.
Oder?
59.
S ie scheinen hier in der Gegend der Experte für Camp Peary zu sein«, sagte Horatio. Er saß South Freeman in dessen Büro gegenüber.
»Ja, aber heutzutage will mir niemand mehr zuhören«, erwiderte South verbittert.
»Ich schon«, sagte Horatio und erwähnte Seans und Michelles Besuch bei dem alten Mann. »Sean würde gern wissen, was es sonst noch über den Ort zu erzählen gibt und was nicht allgemein bekannt ist.«
»Der Junge ist an Monk Turings Tod interessiert, stimmt’s?« Horatio nickte. »Nun, das bin ich auch. Und falls irgendetwas, das ich Ihnen erzähle, Ihnen dabei hilft, den Fall zu knacken, möchte ich die Exklusivrechte. Dann käme mein Käseblatt endlich wieder groß raus.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich für Sean sprechen kann, was das betrifft.«
Freeman verzog das Gesicht. »Dann können Sie gleich wieder gehen. Ich tue niemandem einen kostenlosen Gefallen. Das verstößt gegen meine Prinzipien.«
Horatio zögerte nur einen Augenblick. »Also gut. Wenn wir den Fall mit Ihrer Hilfe knacken, gehört die Story Ihnen. Ich kann Ihnen das auch schriftlich geben, wenn Sie wollen.«
»Mit den entsprechenden Anwälten wäre es das Papier nicht wert, auf dem es steht.« South streckte Horatio die Hand entgegen. »Ich ziehe es vor, einem Mann in die Augen zu schauen und ihm dabei die Hand zu drücken. Wenn Sie mich später reinlegen, trete ich Ihnen in den Arsch.«
»Ach, was sind Sie doch für ein Schmeichler.«
»Nun denn, an was sind Sie wirklich interessiert?«, fragte South.
»Am besten, wir gehen chronologisch vor. Ich weiß ein wenig über die CIA und Camp Peary, aber was war davor? Wie ich hörte, hat die Navy im Zweiten Weltkrieg dort Seabees ausgebildet, die Marine-Pioniere, aber war da sonst noch etwas?«
»Oh ja, da war sogar eine ganze Menge. Wie ich Ihren Freunden schon erzählt habe, gab es da drüben zwei Städte, Bigler’s Mill und Magruder, das nach ’nem Südstaaten-General benannt ist. Bigler’s Mill ist an einer Stelle gebaut, wo im Bürgerkrieg ein Hospital stand. Damit war die Bühne bereit, als die Navy an die Tür geklopft hat.«
»Ich frage mich, warum das Militär sich ausgerechnet diese Gegend ausgesucht hat.«
»Sie meinen abgesehen davon, dass hier nur Farbige wohnten, die keine Stimme hatten? Nun, das Land war billig, Wasser war in der Nähe – schließlich reden wir hier über die Navy –, und eine Eisenbahnlinie führte von Williamsburg nach Magruder.«
»Wofür hat man die gebraucht? Um Seeleute und Versorgungsgüter herzubringen?«
»Ja. Heutzutage vergessen die meisten Leute, dass Truppen früher fast nur mit der Eisenbahn bewegt wurden. Aber die Eisenbahn wurde auch noch für etwas anderes gebraucht.«
»Und für was?«
»Als die Navy drüben das Sagen hatte, war dort auch ein Militärgefängnis.«
»Ein Militärgefängnis? Für straffällige Soldaten?«
»Nein. Für deutsche Kriegsgefangene.«
»Deutsche?«
»Es waren größtenteils Besatzungsmitglieder von U-Booten oder anderen Schiffen, die man vor der Ostküste versenkt oder aufgebracht hatte. Natürlich hat Hitler, der Verrückte, geglaubt, die Leute seien gefallen. Deshalb die Geheimniskrämerei. Die
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