Sean King 03 - Im Takt des Todes
ist?«
»Moment mal«, sagte Michelle. »Du hattest den Verdacht geäußert, dass Rivest ermordet wurde, weil die Handtücher, eine Badematte und ein Pümpel gefehlt haben.«
»Stimmt. Ich habe das Hayes erzählt, und der hat den Pathologen gebeten, am Körper des Toten nach Spuren des Pümpels zu suchen.«
»Und?«
»Und dann ist der Pathologe gestorben, ohne dass wir noch etwas erfahren haben«, sagte Sean.
»Wenn die Leichenhalle in die Luft gesprengt wurde, weil jemand wusste, dass du einen Mordverdacht hegst … Wie hat er das herausgefunden?«
»Nun, Hayes könnte es versehentlich jemandem gegenüber erwähnt haben.«
»Oder er hat es absichtlich jemandem erzählt«, sagte Michelle.
»Warum sollte er?«
»Ich spiele bloß des Teufels Anwalt. Was weißt du wirklich über Hayes?«
»Er ist der hiesige Sheriff.«
»Aber wir wissen nicht, wem seine Loyalität wirklich gilt.«
»Du misstraust ihm? Das ist verrückt.«
»Mit Camp Peary auf der einen und Babbage Town auf der anderen Flussseite muss man verrückt sein, um nicht verrückt zu werden.«
Sean nickte. »Wir können nur weiterbohren. Vielleicht findet Alicia ja etwas heraus. Nehmen wir uns noch einmal die deutsche Verbindung vor. Eine andere Möglichkeit sehe ich im Augenblick nicht.«
»Und vielleicht werden wir doch noch über den Zaun klettern müssen«, sagte Michelle.
Nachdem sie gegangen war, holte Sean ein Stück Papier mit einer Telefonnummer heraus. Er gab die Nummer ins Handy ein und sagte nach dem Piepton: »Valerie, hier ist Sean Carter. Können wir uns treffen?«
Als Michelle zu Alicias Haus zurückging, sah sie vor sich etwas, das sie überstürzt losrennen ließ.
»Was tust du da?«, rief sie.
Viggie hielt inne und starrte sie an. Ihr Lächeln verblasste, und sie ließ erschrocken die Mülltüte fallen.
Michelle schaute in ihren Wagen. Er war blitzsauber. Sie drehte sich zu dem Mädchen um. »Was fällt dir ein, verdammt noch mal? Das ist mein Wagen. Wer hat dir erlaubt, in meinen Wagen zu gehen und an meinen Sachen herumzufummeln? Wer? «
Viggie wich einen Schritt zurück. »Ich … äh, du hast mir gesagt, dass du ihn nie hast saubermachen können, wie sehr du dich auch bemüht hast. Ich dachte, es würde dich freuen.«
Michelle schnappte sich den Müllsack und machte sich daran, alles wieder herauszuklauben und in den Wagen zu schleudern. »Das ist kein Müll! Lass die Finger von meinem Wagen, verdammt!«
Viggie drehte sich um und lief schluchzend ins Haus. Michelle schien es gar nicht zu bemerken. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, alles wieder aus dem Müllsack zu holen und im Innenraum des SUV zu verteilen.
»Komme ich ungelegen?«
Michelle wirbelte herum und sah Horatio. Sie stöhnte innerlich.
»Nur ein Missverständnis«, sagte sie rasch.
»Nein, ich denke, das hier ist vollkommen klar.«
»Mach, dass du wegkommst!«
»Wir sollen Viggie also einfach im Haus lassen, damit sie sich die Seele aus dem Leib weint, ja?«
Michelle blickte zum Haus und hörte Viggies Schluchzen. Sie ließ sich gegen ihren Wagen fallen, und der Tennisschuh und die Bananenschale fielen ihr aus der Hand. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter. Sie setzte sich auf die Ladefläche und starrte ins Gras.
»Es tut mir leid«, sagte sie mit leiser Stimme. »Aber sie hat sich an meinen Sachen zu schaffen gemacht. Dazu hatte sie kein Recht.«
Horatio trat zu ihr. »Nun, in gewissem Sinne stimmt das. Niemand sollte sich so an den Sachen anderer Leute zu schaffen machen. Aber ich denke, Viggie wollte dir nur helfen … zumindest hat sie das geglaubt. Das verstehst du doch?«
Michelle nickte.
»Hast du noch einmal über die Hypnose nachgedacht?«
»Ich habe dir doch gesagt, wenn ich lebend zurückkomme …«
Horatio fiel ihr ins Wort. »Ja, vergessen wir die Schauspielerei, denn ich glaube, dir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Langsam hob Michelle den Kopf und starrte ihn an. »Was soll das denn heißen?«
»Genau das, wonach es sich angehört hat.«
Michelle stand auf und warf den Müllsack in ihren Wagen. »Was soll das denn noch bringen? Mir ist doch offensichtlich nicht mehr zu helfen.«
69.
S ie gingen am Strand entlang. Valerie Messaline trug ihre Sandalen in der Hand, während Sean mit schlechtem Gewissen und gesenktem Kopf neben ihr her schlurfte. Er hatte Valerie angerufen, weil ihm kein anderer Ansatzpunkt mehr eingefallen war, und wegen Michelles Gespräch mit Ian, Valeries Mann.
»Ich nehme an, Sie haben mit Ihrem
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