Sean King 03 - Im Takt des Todes
wirklich nicht, wie das hier läuft, was? Im großen Plan, Millionen von Leben zu retten – was machen da schon ein paar Tote aus? Ihr seid nur ein Pickel am Arsch der Geschichte. Niemand wird sich an euch erinnern.« Sie drehte sich zur Wache um. »Nehmt ihn ordentlich in die Mangel.« Und dann schloss sich die Zellentür hinter ihr.
89.
Z wei Tage später konnte Sean sich kaum noch an seinen eigenen Namen erinnern. »Aufhören … bitte …«, flehte er immer wieder. »Bitte.«
Sie schienen ihn gar nicht zu hören. Stattdessen hoben sie ihn hoch und trugen ihn in einen anderen Raum. Dort wurde er in eine lange Kiste gelegt, die an einen Sarg erinnerte. Im Innern war es so eng, dass er sich kaum bewegen konnte. Drähte wurden an seiner Brust und seinem Arm befestigt. Als man den Deckel schloss, war dieser nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Das Gefühl der Klaustrophobie war extrem. Was Sean nicht sehen konnte, waren die Rohre, die an der Kammer angebracht waren. In regelmäßigen Abständen wurde die Temperatur im Innern gesenkt, bis Sean kurz vor der Unterkühlung stand. Er rang um Atem, als die Sauerstoffzufuhr verringert wurde. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, pumpten sie frische Luft hinein. Zehn Stunden dauerte dieser Prozess, und Sean wurde immer schwächer. Schließlich verlor er – zu seinem Glück – das Bewusstsein.
Als er später in seiner Zelle wieder aufwachte, bemerkte er, dass er einen Besucher hatte.
»Hallo, Sean«, sagte Alicia.
»Bist du gekommen, um dich an meinem Leid aufzugeilen?«, erwiderte er schwach.
»Nein. Es bereitet mir keineswegs Vergnügen, dich so hier zu sehen.«
»Ach, wirklich? Irgendwie fällt mir das schwer zu glauben.« Sean setzte sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. »Drogenschmuggel, Mord, Kidnapping, Folter. Habe ich irgendwas ausgelassen?«
»Ich bin nicht sicher, was du meinst«, sagte sie ruhig.
»Ich meine, dass du und Val bei diesen Flügen Drogen schmuggelt.«
»Von mir aus kannst du es so nennen.«
»Und wie nennst du die Ermordung von Monk Turing und Len Rivest?«
»Monk ist erschossen worden, weil er hier widerrechtlich eingedrungen ist.«
»Aber du hast Len umgebracht, stimmt’s? Und ich dachte, du hättest ihn gemocht.«
»Wir alle müssen unseren Job tun.«
»Dann gibst du es also zu? Du hast ihn getötet?«
»Wir sind im Krieg. Da müssen wir alle unseren Job tun«, wiederholte sie.
»Und mich hättest du auch fast umgebracht!«
»Wir wussten, dass du es warst, der bei uns eingebrochen ist. Du hast gewisse Dinge gesehen. Du und Michelle. Genau wie Monk Turing. Deshalb seid ihr auch hier.«
»Ihr foltert uns also, um herauszufinden, was wir wissen, ja? Und was dann? Werdet ihr uns gehen lassen?«
»Das liegt nicht in meiner Verantwortung.«
»Oh, gut, schieb ruhig jemand anderem den Schwarzen Peter zu. Was wird es diesmal sein? Wieder eine Gasexplosion? Selbstmord? Werde ich in der Badewanne sterben? Nebenbei … Hast du wirklich den Pümpel benutzt oder dein Metallbein?«
»Ich befolge nur Befehle.«
»Von Valerie? Braucht es wirklich nicht mehr, damit du jemanden tötest? Die Befehle einer Psychopathin? Was ist mit dem Pathologen? Womit hatte der sich die zweifelhafte Ehre verdient, in die Luft gejagt zu werden?«
»Kollateralschäden lassen sich nicht vermeiden. Das liegt in der Natur unseres Berufs. Es gefällt mir nicht, aber ich kann auch nichts dagegen tun.«
»Und ob du das kannst. Du könntest einfach aufhören.«
»Ich weiß nicht, in was für einer Welt du leben willst, aber offensichtlich haben wir da gegensätzliche Vorstellungen.«
»Gehört es auch zu deiner Vorstellung, Viggie zu töten?«
Alicia senkte den Blick. »Viggie wird wieder in Ordnung kommen.«
Sean brüllte: »Nein, wird sie nicht, Alicia! Sie wird auch ein ›Kollateralschaden‹ sein. Vermutlich ist sie das schon. Du weißt es, und ich weiß es auch.«
Alicia wandte sich zum Gehen.
»Was denn? Wolltest du mich nur noch mal kurz sehen, bevor der Hammer fällt? Noch ein Opfer für die glorreiche Zukunft? Ich bin sicher, Len hat das zu schätzen gewusst. Wusste er eigentlich, dass du es warst? Hat er gedacht, du wärst gekommen, um ihn zu ficken? Ein bisschen Spaß in der guten alten Wanne?«
»Halt den Mund!«, stieß Alicia hervor.
»Nein. Du wirst mir schon zuhören müssen.«
Als Alicia aus der Zelle floh, folgten ihr seine Wutschreie. »Wirst du Viggie eine Kugel in den Kopf jagen? Wirst du?«
Alicia lief
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