Sean King 03 - Im Takt des Todes
leitet Baracke Nummer zwei, die mit dem Wassertank.«
»Und Sie wollen mir auch nicht sagen, was Sie tun?«
Alicia antwortete: »Es ist nichts Aufregendes. Wir faktorisieren Zahlen … große Zahlen, oder zumindest versuchen wir’s. Es ist ein schwieriges Projekt. Wir suchen nach etwas, dessen Existenz viele in unserem Beruf anzweifeln. Nach einer mathematischen Abkürzung.«
Sean schaute sie skeptisch an. »Nach einer mathematischen Abkürzung? Und dafür die vielen Sicherheitsleute und die teuren Anlagen?«
»Das lohnt sich, wenn das Ergebnis die Welt zum Stillstand bringen kann. Und wir sind nicht allein. IBM , Microsoft, die Nationale Sicherheitsbehörde, die Stanford University, Oxford und Länder wie Frankreich, Japan, China, Indien und Russland – alle haben sie ähnliche Projekte. Vielleicht sogar ein paar Verbrechersyndikate. Sie haben definitiv einen Anreiz dafür.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich mit der Nationalen Sicherheitsbehörde in Wettbewerb stehen wollte.«
»Vielleicht ist das ja auch der wahre Grund, warum wir bewaffnete Sicherheitsleute brauchen: um uns vor denen zu schützen.«
»Dann widmet sich also ganz Babbage Town diesen Berechnungen, ja?«
»Oh nein, das machen nur ich und meine paar Leute in Baracke eins. Um die Wahrheit zu sagen, fühle ich mich ein wenig wie die ungeliebte Stiefschwester. Meine Arbeit wird offensichtlich nur als Rückversicherung gesehen für den Fall, dass Champ mit seinem Projekt scheitern sollte. Aber die Gewinne könnten gewaltig sein.«
»Gewinne? Dafür, dass man die Welt zum Stillstand bringt?«, erwiderte Sean. »Was ergibt denn das für einen Sinn?«
»Manche Erfindungen wie zum Beispiel die Glühbirne oder Antibiotika helfen der Menschheit. Andere, zum Beispiel Nuklearwaffen, haben das Potenzial, das Ende der Menschheit herbeizuführen. Trotzdem erfinden die Menschen solche Dinge, und andere kaufen sie.«
»Warum fühle ich mich gerade wie Alice, die durch den Spiegel stolpert?«
»Sie müssen unsere Welt nicht verstehen, Mr. King. Sie müssen nur herausfinden, was mit Monk Turing geschehen ist.«
»Sagen Sie bitte Sean zu mir. Gehörte Monk zu Ihrer Abteilung?«
»Nein, zu Champs. Monk war Physiker, kein Mathematiker. Aber ich habe ihn gekannt.«
»Und?«
»Und ich habe Zeit mit ihm und Viggie verbracht, aber ich kann nicht behaupten, ihn wirklich gut gekannt zu haben. Er war sehr ruhig, methodisch und blieb meistens für sich. Er hat nie viel Persönliches erzählt. Jetzt stellen Sie mir schon Ihre typischen Fragen: Hatte Monk Feinde? War er in irgendetwas verstrickt, das zu seinem Tod hätte führen können?«
Sean lächelte. »Nun, da Sie diese Fragen soeben selbst gestellt haben, warte ich einfach auf Ihre Antworten.«
»Ich habe keine. Falls er auf Drogen gewesen sein sollte oder eine verbrecherische oder perverse Seite gehabt hat, die zu seinem Tod hätte führen können, hat er das auf alle Fälle gut verborgen.«
»Haben Sie gewusst, dass er mit seiner eigenen Waffe getötet worden ist und dass nur seine Fingerabdrücke darauf waren?«
»Dann war es also Selbstmord.«
»Wir kennen noch nicht sämtliche Fakten. Sie haben gesagt, Sie hätten ihn nicht allzu gut gekannt, aber kam er Ihnen depressiv oder selbstmordgefährdet vor?«
»Nein, nichts dergleichen.«
»War er Viggie ein guter Vater?«
Alicias Miene wurde weicher. »Er war ein sehr guter Vater. Sie haben stundenlang im Hof Ball gespielt. Er hat sogar Gitarre gelernt, um sie auf dem Klavier begleiten zu können.«
»Haben Sie viel Zeit mit ihnen verbracht?«
»Nicht mit Monk, mit Viggie. Sie ist die Tochter, die ich mir immer gewünscht, aber nie gehabt habe.«
»Und Monk war damit einverstanden?«
»Er hat viel und lange gearbeitet, genau wie ich. Aber unsere Zeitpläne waren verschieden, sodass ich bei Viggie sein konnte, wenn Monk nicht da war.«
»Ich verstehe. Was ist mit ihrer Mutter?«
Alicia schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich habe sie nie kennen gelernt.«
Sean kam plötzlich eine Frage in den Sinn, die er besser schon Rivest gestellt hätte. »Ist Monk in letzter Zeit verreist?«
»Nicht in letzter Zeit. Man hat nicht viel Urlaub hier.« Alicia hielt kurz inne. »Ich glaube, vor acht oder neun Monaten war er mal außer Landes.«
Sean spitzte die Ohren. »Wissen Sie wo?«
Wieder schüttelte Alicia den Kopf. »Er hat es mir nie erzählt.«
»Woher wissen Sie dann, dass er außer Landes war?«
»Er hat mal erwähnt, dass er seinen Reisepass habe
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