Sean King 03 - Im Takt des Todes
erneuern müssen. Ich nehme an, damit könnten Sie herausfinden, wo er war, nicht wahr? Anhand seines Passes.«
Ja, nur hat den leider das FBI . »Wie lange war er weg?«
»Gut zwei Wochen.«
»Und wer hat in der Zeit auf Viggie aufgepasst?«
»Ich habe geholfen, und Babbage Town hat ein paar Leute eingestellt, die sich um sie kümmern.«
»Hat es Viggie nichts ausgemacht, dass plötzlich lauter Fremde um sie herum waren?«
»Ich nehme an, Monk hat mit ihr gesprochen. Wenn er ihr gesagt hat, das sei okay, hat sie das geglaubt. So eng war ihre Beziehung.«
»Können Sie zu Viggie durchdringen?«
»Manchmal. Warum?«
»Weil ich Ihre Hilfe brauchen könnte, wenn ich mit ihr spreche.«
»Was könnte Viggie denn wissen, was Ihnen bei den Ermittlungen hilft?«
»Sie könnte zum Beispiel etwas über ihren Vater wissen, was die Tat erklärt.«
»Falls Viggie mit Ihnen spricht, dann vermutlich in einer Sprache, die Sie kaum verstehen werden.«
Sean lächelte. »Dann ist es ja gut, wenn ich eine Weltklasselinguistin an meiner Seite habe.«
In herablassendem Tonfall erwiderte Alicia: »Ihnen ist völlig gleichgültig, ob Monk Turing ermordet wurde oder Selbstmord begangen hat, nicht wahr? Sie werden so oder so bezahlt.«
»Da irren Sie sich. Es kümmert mich sehr wohl, ob ein Mörder gefasst wird oder nicht.«
»Warum?«
»Technisch gesehen bin ich Privatdetektiv; aber in Wirklichkeit bin ich Cop, und Cops denken nun mal so. Deshalb machen wir einen Job, den die meisten Leute nicht machen können. Sie haben gesagt, Sie hätten mir Dinge zu erzählen. Bis jetzt habe ich nur eines gehört.«
Alicia musterte ihn neugierig. »Ich bin todmüde und gehe jetzt ins Bett. Ich bin sicher, Sie finden alleine hinaus.« Sie schnallte ihre Prothese wieder an und stieg langsam die Treppe hinauf.
Sean achtete darauf, das Schloss auf dem Weg hinaus einrasten zu lassen. Falls hier wirklich ein Mörder herumlief, konnte man nicht vorsichtig genug sein.
Als er zu seinem Zimmer im Herrenhaus zurückging, spukte Sean nur ein einziger Gedanke im Kopf herum: Auf was habe ich mich hier eingelassen?
19.
N achdem sie Horatio einfach hatte sitzen lassen, ließ Michelle das Mittagessen aus. Stattdessen rackerte sie sich so sehr im Fitnessraum ab, dass sie zum Schluss keinen trockenen Faden mehr am Leib hatte; aber sie fühlte sich besser – jedenfalls sagte sie sich das. Die Endorphine bewirkten offensichtlich, wozu Horatio Barnes nicht in der Lage gewesen war. Langsam überzeugte sie sich selbst davon, dass es sich bei dem Vorfall in der Kneipe offensichtlich um eine krasse Fehleinschätzung gehandelt hatte, vermutlich ausgelöst von zu viel Alkohol. Schon bald würde sie hier raus sein und gemeinsam mit Sean wieder Verbrechensfälle lösen. Sollte Horatio sich am Elend anderer sattfressen.
Michelle kehrte zum Duschen in ihr Zimmer zurück. Nachdem sie sich die nassen Haare gekämmt hatte, wickelte sie sich ein Handtuch um den Leib und verließ das Badezimmer. Sie setzte sich aufs Bett und rieb ihre Beine mit Lotion ein. Dabei rutschte ihr Handtuch herunter und fiel zu Boden.
In diesem Moment trat Barry, der hinter einer Kommode in der Ecke des Zimmers gestanden hatte, aus seinem Versteck hervor, sodass Michelle ihn sehen konnte. Der Pfleger grinste breit.
»Was machen Sie hier?«, rief Michelle.
»Cheryl ist nicht zu ihrer Sitzung erschienen. Man hat mich geschickt, sie zu holen«, erklärte Barry, den Blick auf Michelles nackten Körper gerichtet. Michelle riss das Laken vom Bett, wickelte sich darin ein und stand auf.
»Sie ist nicht hier. Machen Sie, dass Sie rauskommen!«
»Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe«, sagte Barry. Noch immer umspielte ein Lächeln seine Lippen.
»Ich werde Sie melden, Sie verdammter Hurensohn«, zischte Michelle. »Ich weiß genau, was Sie im Schilde führen.«
»Man hat mich hierhergeschickt, um nach einer Patientin zu sehen. Es ist nicht meine Schuld, dass Sie hier nackt herumlaufen. Haben Sie in der Hausordnung denn nicht gelesen, dass die Patientenzimmer tagsüber öffentliche Räume sind und dass die Angestellten kommen und gehen können, wie sie wollen? Außerdem steht da, dass die Patienten sich aus eben diesem Grund im Badezimmer an- und ausziehen sollen, wenn sie ungestört bleiben wollen.«
»Diesen Absatz der Hausordnung scheinen Sie ja wirklich gut zu kennen. Lassen Sie mich raten warum, Mr. Pervers.«
Barry wich zur Tür zurück, den Blick auf Michelles lange, nackte Beine
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