Sean King 03 - Im Takt des Todes
Ihnen was: Ich arbeite ohnehin an dem Fall … an den Fällen , wie es jetzt aussieht. Sollte ich etwas finden, oder sollte mir etwas einfallen, werde ich um Hilfe schreien.« Er musterte Hayes’ Gesicht. »Aber das gilt für beide Seiten. Sollten Sie etwas ausgraben, melden Sie sich bei mir.«
Hayes dachte darüber nach und streckte schließlich die Hand aus. »Okay. Abgemacht.«
»Eigentlich könnten Sie sofort etwas für mich tun.«
»Und das wäre?«
»Lassen Sie mich Monk Turings Leiche sehen.«
26.
D ie provisorische Leichenhalle war in einem kleinen, leerstehenden Büro in der Ortsmitte des Städtchens White Feather eingerichtet worden. Sie wurde von einem Pathologen geleitet, den man aus Williamsburg hierhergeschickt hatte.
Monk war kein gut aussehender Mann gewesen, und daran hatte sich auch im Tod nichts geändert. Er war klein und stämmig und hatte einen Wanst. Der Pathologe hatte den Körper mittels eines y-förmigen Einschnitts geöffnet, der vom Hals bis zum Unterleib reichte. Sean versuchte vergeblich, eine Ähnlichkeit zwischen Monk und seiner Tochter zu entdecken. Offenbar kam Viggie mehr nach ihrer Mutter.
Pflichtbewusst ging der Pathologe den offiziellen Obduktionsbericht mit Sean durch: Monk Turing, 37 Jahre, 1,72 groß, 84 Kilo, und so weiter. Der Mann war unzweifelhaft an der Schusswunde in der rechten Schläfe gestorben.
»Monk war Rechtshänder«, bemerkte Sean. »Das passt zur Selbstmordtheorie.«
»So weit bin ich noch gar nicht gekommen«, sagte der Pathologe misstrauisch. »Woher wissen Sie das?«
»Die rechte Hand ist ein wenig größer und hat mehr Schwielen. Außerdem habe ich einen Baseballhandschuh in seinem Haus gefunden, und der war nicht für einen Linkshänder.«
Hayes nickte zustimmend, während der Pathologe in seine Aufzeichnungen schaute.
Sean sah sich Monks Hände noch einmal an. »Sieht aus, als wäre da etwas an den Handflächen.«
»Rötliche Farbsplitter oder Ähnliches«, sagte der Pathologe. Mit Hilfe eines Hightech-Vergrößerungsglases zeigte er ihnen die winzigen Spuren und legte die Hand des Toten dann wieder hin.
»Das sieht eher wie Rostflecken aus. Vielleicht hat er sich die zugezogen, als er über den Zaun von Camp Peary geklettert ist«, sagte Hayes.
Sean schaute den Pathologen an. »Haben Sie seine Kleidung?«
Der Pathologe nickte und ließ die Sachen zu ihnen bringen: eine Cordhose, ein blau gestreiftes Baumwollhemd, eine dunkle Kapuzenjacke, Unterwäsche, Socken und schmutzige Schuhe.
Hayes reichte Sean eine kleine, wasserdichte Tasche. »Die hat man neben der Leiche gefunden. Inzwischen hat sich bestätigt, dass sie Monk gehört hat.« In der Tasche befanden sich eine Decke sowie eine Taschenlampe.
»Vermutlich hat er die Decke benutzt, um über den Stacheldraht oben am Zaun zu kommen«, vermutete Sean, als er Risse im Stoff entdeckte. »Trotzdem wäre das gefährlich gewesen. Finden sich keine Kratzer oder Prellungen vom Zaun an der Leiche?«
Der Pathologe schüttelte den Kopf.
»Erstaunlicherweise haben wir auch keine Handschuhe gefunden, die er benutzt hätte, um über den Zaun zu kommen«, fügte Hayes hinzu.
»Ja, aber hätte er Handschuhe getragen, hätten wir nicht seine Fingerabdrücke auf der Waffe. Es sieht immer mehr danach aus, als hätte er sich tatsächlich selbst erschossen«, sagte Sean.
Der Pathologe hob den Blick. »Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es Selbstmord war. Auch die Forensik hat ihre Grenzen.«
Sean bemerkte: »In Ihrem Bericht steht, dass der Schuss fast aufgesetzt gewesen sei. Außerdem gibt es keine Verletzungen, die auf einen Kampf hindeuten oder darauf, dass der Mann gefesselt wurde. Aber wie soll jemand mit einer Waffe so nahe an ihn herangekommen sein, ohne dass er sich gewehrt hat? Das erscheint mir unwahrscheinlich.«
»Er könnte unter Drogen gesetzt worden sein«, meinte Hayes.
»Was meine nächste Frage gewesen wäre«, sagte Sean. »Haben Sie etwas in der Richtung gefunden, Doc?«
»Ich habe die Laborergebnisse noch nicht.«
»Dann können wir Selbstmord also noch nicht ausschließen«, sagte Sean. »Und falls er sich wirklich selbst getötet hat – warum in Camp Peary? Gibt es irgendeine Verbindung zwischen ihm und der CIA ? Hat er je dort gearbeitet? Oder wollte er vielleicht dort arbeiten und wurde abgelehnt?«
Hayes schüttelte den Kopf. »Das haben wir noch nicht überprüft.« Er wandte sich dem Gerichtsmediziner zu. »Haben Sie schon einen ungefähren Todeszeitpunkt für
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