Sean King 03 - Im Takt des Todes
suchte.
Nachdem der Sheriff den Anruf beendet hatte, lächelte er Sean an. »Ich habe eine Nachricht hinterlassen. Ich muss sagen, meine Entscheidung, mich mit Ihnen zusammenzutun, scheint ausgesprochen klug gewesen zu sein.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh. Zu wissen, dass ein Mann ermordet worden ist, und herauszufinden, wer es getan hat, sind zwei Paar Schuh. Jetzt müssen wir erst einmal den Laden richtig durchkämmen und uns umhören, ob jemand vergangene Nacht etwas gesehen hat. Hier wimmelt es nur so von Sicherheitspersonal. Irgendjemand muss etwas gesehen haben – besonders, wenn meine Theorie stimmt und die betreffende Person einen Stapel Handtücher sowie einen Pümpel bei sich gehabt hat.«
»Schon so gut wie erledigt. Sonst noch etwas?«
Sean überlegte und sagte dann: »Ich war heute Morgen am Fluss, ungefähr gegen halb sieben. Ich wollte mir das Bootshaus und die Gegend anschauen. Irgendjemand hat mit dem Gewehr auf mich geschossen. Deshalb war ich bei Len Rivest. Um ihm davon zu erzählen.«
Hayes starrte ihn offenen Mundes an. »Wo kamen die Schüsse her?«
»Vom anderen Flussufer.«
»Von Camp Peary?«
Sean nickte.
»Und Monk Turing ist tot dort aufgefunden worden …«, fügte Hayes langsam hinzu.
Sean wusste, was der Sheriff dachte: Falls Monk Turing und Len Rivest von den Leuten am anderen Flussufer getötet worden waren, lautete die Frage: Warum? Sean musste zugeben, dass diese Frage ausgesprochen faszinierend war. Aber war er bereit, sein Leben für die Antwort zu riskieren?
»Außerdem könnte es sein«, sagte er, »dass ich Champ Pollion um zwei Uhr heute Morgen in sein Haus habe zurückkehren sehen.«
»Aber Sie können es nicht mit Sicherheit sagen?«, fragte der Sheriff.
Sean schüttelte den Kopf. »Ich könnte es nicht beschwören. Es war zu dunkel. Trotzdem müssen wir das überprüfen, wenn wir uns die Alibis geben lassen. Eines noch: Ich habe gehört, dass Monk vor acht oder neun Monaten ins Ausland gereist ist. Wir müssen herausfinden, wo er damals gewesen ist.«
»Das FBI hat seinen Pass und die anderen persönlichen Unterlagen.«
»Sie sind der Sheriff hier. Bitten Sie um Kopien.«
»Glauben Sie, es könnte wichtig sein?«
»Im Augenblick ist alles wichtig.«
28.
B arry ging mit einem Pappkarton voller Poststücke den Flur hinunter. Michelle folgte ihm beinahe lautlos in zehn Schritt Entfernung. Als Barry die Tür aufschloss und hinaus zum Briefkasten ging, huschte Michelle ins leere Foyer und duckte sich hinter eine große Topfpflanze.
Als Barry wieder hereinkam, besah er sich die Absender der eingegangenen Briefe, während hinter ihm die Tür langsam zuschwang. Michelle setzte alles auf eine Karte und huschte nach draußen. Barry war nur vier, fünf Schritt von ihr entfernt, bemerkte aber nichts – ein Beweis, wie leise sie sich bewegen konnte. Nachdem Barry um eine Ecke verschwunden war, stellte Michelle den Fuß in die Tür, sodass sie sich nicht mehr schließen konnte, zog den Schuh aus, verkeilte die Tür damit und eilte davon.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, da hatte sie das Paket, das sie suchte, neben dem Briefkasten entdeckt. Sie holte Stift und Papier heraus und notierte sich die Adresse. Außerdem warf sie einen Blick auf den Absender. Es überraschte sie nicht allzu sehr, dass es nicht Barry war.
»Lola Martin«, las sie den Absender laut. Dann huschte sie wieder ins Gebäude, nahm ihren Schuh und eilte in ihre Station zurück. Im Schwesternzimmer hielt sich niemand auf, und Michelle nutzte die Gelegenheit, einen Blick auf die Krankenblätter zu werfen. Lola Martin, stellte sie fest, war Patientin im »Kuckucksnest«, dessen psychotische Bewohner nicht gerade bekannt dafür waren, Päckchen zu verschicken.
Von einem Münzfernsprecher rief Michelle einen Freund bei der Polizei von Fairfax an. Fünf Minuten später hatte sie ihre Mission erfüllt und kehrte in ihr Zimmer zurück – sehr zufrieden mit sich selbst.
29.
S ean saß Alicia Chadwick in deren Büro in Baracke Nr. 1 gegenüber. Sie hatte vor Rivest Haus auf ihn gewartet und ihm erklärt, mit ihm reden zu müssen.
»Also«, sagte sie nun, »wie ist Len Rivest gestorben? Und erzählen Sie mir nicht, dass es Selbstmord gewesen ist.«
Sean bemerkte, dass ihre Augen gerötet waren. »Ich weiß nicht, wie Rivest gestorben ist. Die polizeiliche Untersuchung läuft noch.«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie mir mit so einem armse-ligen Spruch kommen«, sagte Alicia.
»Ich war selbst
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