Sean King 03 - Im Takt des Todes
und dem aufgeflogenen Drogenhandel.
»Und das alles hat sie getan, während ich unterwegs war? Himmel, so lange war ich doch gar nicht weg!«
»Diese Frau lässt offenbar nichts anbrennen. Ich habe gehört, dass sie Barry kräftig in den Hintern getreten hat. Wie Sie wissen, habe ich den Kerl nie gemocht.«
»Wie schön, dass man hinterher immer alles schon gewusst hat«, knurrte Horatio und ging davon.
»Auch Ihnen eine gute Nacht, Mr. Harley Davidson«, murmelte die Oberschwester.
Horatio dachte nach. Er musste herausfinden, was Michelle als Nächstes tun würde. Aber das war eigentlich nicht schwer zu erraten. Bestimmt würde sie zu Sean fahren. Vielleicht war sie sogar schon auf dem Weg dorthin. Rechtlich gesehen konnte Horatio nichts tun, um sie aufzuhalten; aber er wusste, dass Michelle nicht geheilt war. Es könnte durchaus zu einem neuerlichen Vorfall wie damals in der Bar kommen, nur dass es diesmal tödlich enden könnte.
Horatio dachte noch darüber nach, ob er Sean warnen sollte, als plötzlich das Telefon klingelte.
»Wenn man vom Teufel spricht … Ich wollte dich gerade anrufen«, sagte Horatio.
Sean lachte. »Ich würde jetzt ja gerne einen Spruch von wegen ›große Geister‹ vom Stapel lassen, aber ich bin hier von Superhirnen umgeben, also sollte ich das wohl besser lassen. Ich bin übrigens gerade unterwegs, um mich mit dem Chef von Camp Peary zu treffen, aber egal … Ich wollte dich etwas fragen.«
»Camp Peary? Die CIA -Farm?«
»Genau die. Hör mal, ich muss dich um einen Gefallen bitten.« Sean erzählte ihm von Viggie. »Ich weiß, dass es ein Problem für dich ist, hier runterzukommen, vor allem mit Michelle und deinen anderen Patienten, um die du dich kümmern musst.«
»Eigentlich ist es überhaupt kein Problem«, erwiderte Horatio. »Meine Lieblingspatientin hat sich nämlich gerade unerlaubt von der Truppe entfernt.« Er berichtete Sean mit knappen Worten von Michelles Abenteuer in der Anstalt und davon, dass sie sich selbst entlassen hatte.
»Verdammt, der Ärger klebt der Frau ja förmlich an den Fersen«, sagte Sean, doch in seiner Stimme schwang ein Hauch von Stolz mit.
»Ich vermute, dass sie schon auf dem Weg zu dir ist.«
»Zu mir? Ich habe ihr zwar ein bisschen über den Fall erzählt, aber ich habe ihr nicht gesagt, wo ich bin.«
»Hast du irgendwas in eurer Wohnung gelassen?«
Sean stöhnte. »Verdammt, ja! Ich hab eine Kopie der Akte dagelassen, weil ich kein Büro habe.«
»Deine organisatorischen Bemühungen sind durchaus lobenswert, allerdings bedeutet es, dass Michelle spätestens morgen früh bei dir sein wird, wenn nicht früher.«
»Joan wird einen Anfall bekommen. Die beiden kommen nicht gerade gut miteinander aus.«
»Erstaunlich. Ich werde morgen runterfahren. Gibt es eine Unterkunft in der Nähe?«
»Ich werde zusehen, dass ich dir eine Koje in Babbage Town besorgen kann. Was soll ich tun, wenn Michelle auftaucht?«
»Benimm dich ganz normal. Sie wird dir mit Sicherheit auch normal vorkommen.«
»Hast du irgendwelche Fortschritte gemacht, was ihren Fall betrifft?«
»Ich habe eine interessante Reise nach Tennessee unternommen. Ich werde dir davon erzählen, wenn ich in Babbage Town bin. Ich muss dir übrigens danken, dass du mich zu diesem faszinierenden Fall herangezogen hast. Und die Geschichte über diese Viggie hört sich auch interessant an.«
»Der ganze Ort hier ist interessant, Horatio, aber derzeit ist es hier ziemlich gefährlich. Deshalb wäre ich dir nicht böse, wenn du nicht kommst.«
»Ich tue jetzt einfach mal so, als hätte ich das nicht gehört.«
»Geht es Michelle denn besser?«
»Wir müssen ihr helfen, ihre Seele zu reinigen, Sean, damit die Bombe nicht irgendwann hochgeht. Und ich werde nicht eher ruhen, bis wir das geschafft haben. Bist du dabei?«
»Ich bin dabei.«
»Gut, denn dem nach zu urteilen, was ich bis jetzt von dieser Frau gesehen habe, kann kein lebender Mann es allein mit ihr aufnehmen.«
»Wem sagst du das.«
38.
W ährend sie durch die Anlagen des Williams and Mary College mit ihren schmucken Backsteinhäusern fuhren, schaute Sean zu Hayes hinüber. Der Sheriff saß vornübergebeugt hinter dem Lenkrad, das er so fest umklammert hielt, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Wenn Sie das Lenkrad zerbrechen, Sheriff, können wir nicht mehr zurückfahren.«
Hayes lief rot an und lockerte seinen Griff. »Sagen Sie Merk zu mir. Das tut jeder. Ich verhalte mich wohl nicht gerade wie ein
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