Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
waren. Quarry öffnete die Tür zu einem weiteren Raum. Dort setzte er sich an einen Tisch, holte die Blutampullen aus seinem Rucksack und beschriftete sie mit unterschiedlichen Zahlen. Von einem Regal an der Wand hob er eine Kiste herunter und öffnete sie. In der Kiste befanden sich weitere Ampullen voller Blut. Ein paar gehörten Pam Dutton, die nun in einer Leichenhalle in Virginia lag; andere enthielten Blut, das er Willa abgenommen hatte, als sie bewusstlos gewesen war.
    Quarry beschriftete auch diese Ampullen mit Zahlen und legte sie in eine Kühlbox voll Eis. Anschließend steckte er Willas Schüssel und Löffel in einen Plastikbeutel und deponierte ihn in einer weiteren Box.
    Okay, das wäre erledigt.
    Quarry stand auf und öffnete einen freistehenden Safe, den er auf seinem Pick-up hierher transportiert hatte. Im Inneren befanden sich automatische und halbautomatische Pistolen, Schrotflinten, Gewehre, Zielfernrohre, zwei MP5 sowie Sturmgewehre vom Typ AK47, dazu die entsprechende Munition. Dieses Waffenlager repräsentierte die seit Generationen andauernde Liebe der Quarrys zum zweiten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung, der den uneingeschränkten Besitz und das Tragen von Waffen erlaubte. Quarry schaute die Sammlung sorgfältig durch, entschied sich schließlich für eine 45er Cobra Enterprises Patriot und lud sie mit einem vergrößerten Magazin, aber mit Standardmunition. Die Waffe war leicht, besaß jedoch enorme Durchschlagskraft, und man musste einen Druck von zwölf Pfund aufbringen, um den Abzug zu betätigen. Wegen ihres Ungleichgewichts und des großen Kalibers war es kein Vergnügen, diese Pistole abzufeuern; doch sie war leicht zu tragen. Und egal was man mit dieser Waffe aus der Nähe traf: Es war hinüber.
    Es war eine kompakte Waffe zum persönlichen Schutz; aber dafür wollte Quarry sie nicht verwenden. Seine Hand schwitzte leicht, als sie sich um den Griff der geladenen Pistole schloss.
    Das Magazin enthielt sieben Schuss, doch Quarry würde nicht mehr als zwei benötigen. Und es würde ihm kein Vergnügen bereiten. Kein bisschen.
    Er schlurfte durch den Felsengang und bereitete sich geistig darauf vor, was getan werden musste. Sein Daddy und sein Opa hatten auch schon Menschen gejagt, obwohl sie Schwarze eigentlich nicht als Menschen betrachtet hatten. Vermutlich hatten sie diese Leute abgeknallt, ohne groß nachzudenken, einfach so, nicht viel anders, als würden sie im Garten ein paar Maulwürfe killen. Doch genau in diesem Punkt hatte der Sohn - beziehungsweise der Enkel - sich weit von seinen männlichen Vorfahren entfernt. Er würde tun, was getan werden musste, aber er wusste auch, dass die Narben tief sein würden, und dass er den tödlichen Augenblick für den Rest seines Lebens immer wieder durchleben musste.
    Quarry erreichte sein Ziel und leuchtete mit der Taschenlampe durch die Gitterstäbe, die eine Nische in der Wand in eine Art Zelle verwandelten. Hinter diesen Gittern hatten vor langer Zeit Dutzende von Unionssoldaten gesessen; allerdings hatte Quarry die verrosteten Stäbe ausgewechselt.
    An der hinteren Wand kauerten zwei Männer. Sie trugen Drillichanzüge, und die Hände waren ihnen hinter dem Rücken gefesselt. Quarry blickte auf den kleinen, drahtigen Burschen, der neben ihn an das Gitter getreten war.
    »Bringen wir es hinter uns, Carlos«, sagte Quarry.
    Der Mann leckte sich nervös über die Lippen und sagte: »Mit allem gebührenden Respekt, Mr. Sam, aber ich glaube nicht, dass wir diesen Weg gehen sollten.«
    Quarry wirbelte zu ihm herum und starrte ihn von oben herab an. »Hier gibt nur einer den Ton an, und das bin ich, verdammt! Wir haben hier eine Befehlskette. Du bist Soldat, und deshalb weißt du das, Sohn. Vertrau mir. Es tut mir mehr weh, als es dir jemals wehtun wird. Außerdem fehlt es mir an Männern für das, was ich vorhabe. Egal wie man es sieht, es ist einfach nur Scheiße.«
    Der zurechtgewiesene Mann senkte den Blick, öffnete die Tür und bedeutete den beiden Gefangenen, dass sie aufstehen sollten. Die Männer waren auch an den Füßen gefesselt, sodass sie nur langsam vorwärtshumpeln konnten. Als sie ins Licht von Carlos' Taschenlampe traten, glitzerte der Schweiß auf ihrer Stirn.
    Einer der Männer jammerte: »Es tut mir leid. O Gott, es tut mir so leid.«
    »Mir tut's auch leid, Daryl«, erwiderte Quarry. »Das bereitet mir kein Vergnügen. Ehrlich.«
    Daryl war stämmig; der Mann hinter ihm dagegen war dünn und hochgewachsen.

Weitere Kostenlose Bücher