Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
wahnsinnigen Lachen zu ihr herumwirbelte und ihr eine Kugel in den Kopf jagte oder ihr die Kehle durchschnitt.
Doch Quarry verließ den Raum.
Diane Wohl schaute sich um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, weshalb sie hier war oder warum der Kidnapper ihr gerade so viel Blut abgenommen hatte. Sie war bei Talbot's einkaufen gewesen, als der Mann plötzlich mit einer Waffe in ihrem Wagen gesessen hatte, und nun war sie hier ... wo immer »hier« sein mochte.
Diane brach in Tränen aus.
7.
S ean King saß im Dunkeln. Als plötzlich das Licht aufflammte, hob er schützend die Hand vor die Augen und betrachtete blinzelnd den Eindringling.
»Tut mir leid«, sagte Michelle, aber es klang nicht ehrlich.
»Ich habe geschlafen«, sagte Sean.
Michelle setzte sich auf die Schreibtischkante. »Bist du jetzt sauer? Willst du meine Fragen nicht beantworten? Warum schläfst du im Büro und hockst im Dunkeln?«
Sean schob ihr eine Zeitung hin. »Hast du den Artikel gelesen?«
»Ja, online. Die meisten Fakten stimmen. Und du siehst auf dem Foto angemessen nachdenklich aus.«
»Es ist ein Aktenfoto aus meiner Zeit beim Secret Service.«
»Ah, deshalb siehst du so knackig aus.«
»Ein paar Reporter haben angerufen. Ich habe jedes Mal aufgelegt.«
»Die rufen nicht nur an, die parken auch unten vor unserem Büro. Ich bin durch die Hintertür reingekommen. Ich fürchte allerdings, jemand hat mich gesehen, also dürfte der Weg hintenraus jetzt ebenfalls versperrt sein.«
»Na toll. Wir sitzen also in der Falle.«
Sean erhob sich und ging auf und ab.
»Und? Möchtest du jetzt darüber reden?«, fragte Michelle.
Sean blieb stehen und trat einen Stofffussel vom Teppich. »Die Situation ist ziemlich beschissen«, sagte er.
»Weil wir eine aufgeschlitzte Frau gefunden haben? Weil ein Kind verschwunden ist? Oder sprichst du von irgendwas, das dir im Kopf herumspukt?«
Sean nahm seine unruhige Wanderung wieder auf.
»Du hast gesagt, du kennst die First Lady«, fuhr Michelle fort. »Woher? Als Cox zum Präsidenten gewählt wurde, warst du schon lange nicht mehr beim Secret Service. Komm schon, erzähl. Stell dich nicht quer.«
Sean wollte gerade etwas erwidern, als das Telefon klingelte. Er drehte sich um, doch Michelle war schneller und hob ab. »King und Maxwell«, meldete sie sich. »Was kann ich für Sie ...« Sie verstummte abrupt. »Was? Ja ... ja, sicher, er ist hier.«
Sie hielt Sean den Hörer hin.
»Ich will mit keinem reden«, sagte er.
»Mit der hier schon.«
»Wer ist es denn?«
»Die First Lady«, flüsterte Michelle.
Sean nahm den Hörer. »Mrs. Cox?« Er hörte zu, schaute kurz verlegen zu Michelle und sagte dann: »Okay, Jane.«
Michelle hob eine Augenbraue und beobachtete ihren Partner aufmerksam.
»Ich weiß. Das ist wirklich eine Tragödie. Willa ... ja, natürlich. Ja, das stimmt. Sie haben richtig verstanden. Haben Sie mit Tuck gesprochen? Ich verstehe ... ja, natürlich. Was?« Er schaute auf die Uhr. »Ja, sicher, das schaffen wir.« Er blickte zu Michelle. »Sie ist meine Partnerin. Wir arbeiten zusammen, aber wenn Sie lieber ... gut, danke.«
Er legte auf.
»Wenn du jetzt wieder den Stummen spielst«, sagte Michelle, »und im Zimmer auf und ab gehst, ziehe ich dir mit der Pistole eins über, das schwöre ich. Was hat sie gesagt?«
»Sie will sich mit uns treffen.«
»Wo?«
»Im Weißen Haus.«
»Warum? Was will sie von uns? Sollen wir ihr erzählen, was wir letzte Nacht gesehen haben?«
»Nicht ganz.«
»Was meinst du damit?«
»Ich glaube, wir sollen in ihrem Auftrag herausfinden, wer dafür verantwortlich ist.«
»Die First Lady will uns einen Auftrag geben? Das kapiere ich nicht. Ihr steht doch das ganze verdammte FBI zur Verfügung.«
»Ja, aber wie es aussieht, will sie uns.«
»Du meinst, sie will dich.«
»Glaubst du, wir können die Reporter abschütteln? Ich will nicht, dass sie uns zur Pennsylvania Avenue folgen.«
Michelle stand auf und zog ihre Schlüssel aus der Tasche. »Wie kannst du so was fragen? Willst du mich beleidigen?«
8.
S am Quarry schloss die Tür auf und spähte ins Zimmer. Er sah sie bei einer Schüssel Müsli am Tisch sitzen. Sie riss den Kopf herum, sprang auf und wich bis an die Wand zurück.
Quarry ging ins Zimmer. Die Tür ließ er offen. »Es gibt hier nichts, wovor du Angst haben müsstest, Willa.«
»Doch«, erwiderte das Mädchen. »Hier muss man vor allem Angst haben. Besonders vor Ihnen.«
Ihre Wangen zitterten, und Tränen
Weitere Kostenlose Bücher