Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
verbreitetes Anästhetikum«, sagte Waters.
»Und?«, hakte Sean nach. »Wie lautet Ihre Theorie? Dass Willa von Anfang an das Ziel war?«
»Nicht unbedingt. Es könnte gut sein, dass Willa ihnen bloß als Erste in die Hände gefallen ist. Dann kommt Pam Dutton ins Zimmer, sieht, was los ist, und versucht, ihre Tochter zu beschützen. Daraufhin haben die Täter sie getötet und das Kind mitgenommen.«
Sean schüttelte den Kopf. »Das Wohnzimmer liegt vorne im Haus. Wenn die Täter hinten reingekommen sind, wie Sie glauben, und sich langsam vorgearbeitet haben, wären sie zuerst auf Tuck, dann auf John, anschließend auf Willa und schließlich auf Colleen gestoßen. Erst dann hätten sie den vorderen Teil des Hauses erreicht. Und wäre Willa in ihrem Zimmer gewesen, hätten sie das Mädchen noch vor Colleen erwischt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Pam zuerst getötet und sich dann die Mühe gemacht haben, Tuck niederzuschlagen und die anderen Kinder zu betäuben.«
Michelle fügte hinzu: »Und als wir hier angekommen sind, haben wir einen Schrei gehört. Vermutlich Pams Todesschrei. Zu dem Zeitpunkt waren die Mörder also schon im Wohnzimmer. Tuck und die anderen Kinder waren da bereits bewusstlos.«
Sean sagte: »Also hat Willa sich zum Zeitpunkt des Überfalls vermutlich nicht in ihrem Zimmer aufgehalten. Vielleicht war sie im Wohnzimmer. Sie ist die Älteste, und sie hatte Geburtstag. Vielleicht hat ihre Mom sie länger aufbleiben lassen, oder sie ist aufgestanden, als ihr Dad nach Hause gekommen ist, damit er ihr zum Geburtstag gratulieren konnte.«
Michelle führte den Gedanken weiter. »Mom verlässt das Zimmer ... Vielleicht geht sie in die Küche, um etwas zu holen. Tuck geht nach oben, um sich umzuziehen. Möglicherweise waren die anderen Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits bewusstlos. Die Täter schlagen Tuck nieder, laufen ins Wohnzimmer und schnappen sich Willa. Ihre Mom kommt zurück, sieht, was los ist, kämpft und wird umgebracht.«
»Aber der Punkt ist«, fügte Sean hinzu, »dass Willa von Anfang an das Ziel war. Die anderen Kinder hätten die Täter sich lange vorher schnappen können.«
Waters' Miene nach zu urteilen, hatte er das alles noch gar nicht bedacht. Mit so viel Selbstvertrauen, wie er aufbieten konnte, erklärte er: »Es ist viel zu früh, um definitive Aussagen machen zu können.«
Michelles Blick gab ihm die passende Antwort, auch ohne ein Wort zu sagen: Lahmarsch.
»Hat der Gerichtsmediziner schon herausgefunden, wie viel Blut Pam Dutton fehlt?«
»Eine Menge. Deutlich mehr, als sie aufgrund der Wunde hätte verlieren dürfen. Auch auf dem Teppich hätte mehr Blut sein müssen.«
»Wer ist eigentlich der zuständige Gerichtsmediziner in diesem Fall?«
»Lori Magoulas. Kennen Sie sie?«
»Der Name kommt mir bekannt vor. Haben Sie eine Ahnung, warum die Täter das Blut mitgenommen haben?«
»Vielleicht sind sie Vampire.«
»Gibt es Spuren unter den Fingernägeln?«
»Die werden noch untersucht«, antwortete Waters gereizt.
»Was ist mit den Ampullen? Gibt es Fingerabdrücke?«
»Die Täter müssen Handschuhe getragen haben. Das waren Profis.«
»So gut waren sie auch wieder nicht«, sagte Sean. »Sonst hätten sie nicht die Kontrolle verloren und Pam getötet - zumindest spricht alles dafür.«
»Vielleicht ja, vielleicht nein«, sagte Waters ausweichend.
»Haben Sie den Geländewagen gefunden?«
»Ja. Der Wagen ist auf die Duttons zugelassen. Wir haben ihn gut eine Meile von hier entfernt im Wald entdeckt. Die Kerle hatten ihn in einen Graben gefahren, vermutlich, um ihn zu verstecken.«
»Irgendwelche Hinweise, wohin sie von dort aus gegangen sind?«
»Wir untersuchen den Wagen noch auf Spuren. Sie müssen ein zweites Fahrzeug in der Nähe gehabt haben, aber davon haben wir noch keine Spur gefunden. Wir fragen überall in der Gegend nach, ob jemand etwas gesehen hat - bis jetzt ohne Erfolg.« Waters beäugte Michelle. »Sind Sie sicher, dass es zwei Männer waren?«
»Ein Schütze mit einer Maschinenpistole und ein Fahrer. Ich habe den Fahrer durch die Windschutzscheibe gesehen. Definitiv ein Mann, ein ziemlich großer Kerl.«
Sean schaute auf die Uhr. »Wenn man berücksichtigt, wie viel Zeit vergangen ist, seit Willa vermisst wird, und wenn man die mögliche Fahrzeugreichweite hinzunimmt, haben Sie Tausende von Meilen abzudecken.«
»Und mit einem Privatjet könnten sie Gott weiß wo sein«, fügte Michelle hinzu.
»Gehe ich recht in der Annahme,
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