Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
dass keine Lösegeldforderung eingegangen ist?«, fragte Sean.
Waters drehte sich wieder zu ihm um. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er die kurze Leine gerade abgeschüttelt. »Wissen Sie, ich habe ein paar Nachforschungen über Sie angestellt. Tut es eigentlich immer noch weh, dass man Sie aus dem Service geworfen hat, weil Sie Scheiße gebaut haben, die einem Mann das Leben gekostet hat? Das muss ziemlich hart gewesen sein. Haben Sie je darüber nachgedacht, sich deswegen eine Kugel in den Kopf zu jagen? Ich meine, das wäre ja irgendwie verständlich.«
»Hören Sie, Agent Waters, ich weiß, was für eine unangenehme Situation das ist«, erwiderte Sean. »Und ich weiß auch, dass es so aussieht, als hätte man uns Ihnen aufs Auge gedrückt ...«
»Es sieht nicht nur so aus«, erklärte Waters. »Man hat Sie mir aufs Auge gedrückt.«
»Meinetwegen. Ich möchte Ihnen einen Deal vorschlagen. Wenn wir eine Spur finden, geben wir sie Ihnen. Dann können Sie damit machen, was Sie wollen. Publicity ist mir egal. Ich will nur Willa finden, okay?«
Waters dachte kurz nach. Schließlich hielt er Sean die Hand hin. Doch als Sean danach greifen wollte, zog Waters die Hand wieder zurück und sagte: »Ich habe es nicht nötig, dass Sie mir etwas geben. Okay ... wollen Sie und Ihre Partnerin noch irgendetwas sehen, solange ich den Babysitter für Sie spiele?«
»Wie wäre es mit Ihrem Hirn?«, sagte Michelle spitz. »Wo ist es? Steckt es noch in Ihrem Arsch?«
»Diese Kindereien bringen uns nicht weiter«, mahnte Sean. »Wir müssen Willa finden.«
»Stimmt«, sagte Waters. »Und je länger ich mich mit Ihnen beiden herumschlagen muss, desto weniger Zeit habe ich, an meinem Fall zu arbeiten.«
»Dann wollen wir Ihre Zeit nicht länger verschwenden«, sagte Sean.
»Danke für nichts«, fügte Michelle hinzu.
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns noch ein bisschen umsehen, bevor wir gehen?« Als Waters den Eindruck machte, als wollte er widersprechen, fügte Sean hinzu: »Ich will sicherstellen, dass mein Bericht an Präsident Cox vollständig ist. Natürlich werde ich ihn auch darüber informieren, wie hilfreich Sie gewesen sind.«
Wäre Waters noch etwas bleicher geworden - die Kriminaltechniker vor Ort hätten ihn in einen Leichensack gesteckt. »He, King, warten Sie einen Moment«, sagte er nervös.
Sean war bereits auf dem Weg die Treppe hinunter.
Als Michelle ihn einholte, sagte sie: »Dank Kerlen wie dem bin ich stolz, Amerikanerin zu sein.«
»Vergiss ihn. Erinnerst du dich an Tucks Tasche? Die mit dem Flughafenanhänger?«
»Eine Reisetasche, blau, Polyester, ein wenig ausgefranst. Warum?«
»Handgepäckgröße?«
»Wenn man bedenkt, dass die Leute heutzutage Kisten in ein Flugzeug schleppen, die so groß sind wie mein Auto ... ja, eindeutig Handgepäck.«
Sean holte sein Handy aus der Tasche und drückte ein paar Tasten. Er wartete, bis die Bildschirmanzeige geladen war und ging dann die Seiten durch. »United Airlines Flug 567 nach Dulles von Jacksonville?«
»Genau.«
Sean starrte auf den winzigen Bildschirm. »Dieser Flug landet planmäßig um 22 Uhr 30. Tuck steigt aus, geht zu seinem Wagen und fährt nach Hause. Wie lange hat das gedauert? Was schätzt du?«
»Hängt davon ab, an welchem Terminal er gelandet ist und ob er mit einem Zubringer erst zum Hauptterminal fahren musste. Ist er an Terminal A gelandet, konnte er zu Fuß zu seinem Wagen gehen.«
Sean rief am Flughafen an. »Die Maschine landete an Terminal A«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte.
»Also kein Zubringerbus. Und um diese Zeit ist auf den Straßen auch nicht mehr viel los. Ich würde sagen, er hat gut dreißig Minuten gebraucht, um nach Hause zu kommen.«
»Nehmen wir an, er hat eine Viertelstunde gebraucht, um zu seinem Wagen zu kommen, dazu die Fahrzeit ... Das wäre dann Viertel nach zehn, spätestens halb elf.«
»Falls der Flug pünktlich war.«
»Das werden wir noch überprüfen. Aber falls ja, sind es dreißig Minuten, über die Tuck dem guten Waters keine Rechenschaft abgelegt hat, wenn wir ihm glauben, dass er um elf nach Hause gekommen ist.«
»Und? Glaubst du ihm?«
»Als wir ihn gefunden haben, war das Blut auf seinem Gesicht bereits getrocknet. Ja, ich glaube ihm.«
»Ich frage mich, was der Mann gemacht hat.«
16.
S am Quarry fuhr zu einer örtlichen UPS-Annahmestelle und gab das Paket mit den beschrifteten Blutampullen auf. Sie gingen an ein Labor in Chicago, das Quarry bei einer
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