Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
ihn dankbar an. »Ich weiß, dass du es immer so gesehen hast.«
Cox ging zu seiner Frau, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und rieb ihr die Schulter, bevor er sich zu den beiden Agenten umdrehte. Kaum merklich zuckte sein Blick zur Tür, und Augenblicke später waren die beiden Männer verschwunden.
Cox sagte: »Jane hat mir gesagt, was Sie beide tun. Ich freue mich, dass Sie uns Ihre Erfahrung zur Verfügung stellen. Wir müssen alles tun, um Willa gesund zurückzubekommen.«
»Natürlich, Mr. President«, erwiderte Sean impulsiv.
Cox setzte sich auf die Schreibtischkante und bedeutete den beiden Privatdetektiven, wieder Platz zu nehmen. »Man hat mich auf dem Flug über dieses Päckchen informiert. Ich bete, dass etwas Gutes dabei herauskommt.« Er hielt kurz inne. »Die Politik darf sich nicht in diese Sache einmischen. Ich werde tun, was ich kann, um das zu verhindern. Allerdings hat die Opposition im Kongress das Sagen, deshalb habe ich keine absolute Macht in dieser Sache.« Er schaute zu seiner Frau und lächelte zärtlich. »Tatsächlich habe ich die nicht mal in meinem eigenen Haus, was aber nicht weiter schlimm ist, denn meine bessere Hälfte ist klüger, als ich es je sein werde.« Sein Lächeln schmolz dahin. »Offiziell leitet das FBI die Untersuchung. Einige meiner Berater sind der Meinung, ich dürfe in dieser Angelegenheit nicht anders vorgehen wie in ähnlichen Fällen, um nicht den Eindruck von Vetternwirtschaft zu erwecken; dennoch habe ich FBI-Direktor Munson gesagt, der Fall habe oberste Priorität. Um den politischen Fallout kann ich mich später noch kümmern. Meine Frau vertraut Ihnen in dieser Sache, also vertraue ich Ihnen ebenfalls. Trotzdem ... Auch wenn Sie weiterhin Zugang zu den Ermittlungsergebnissen haben werden, sollten Sie nicht vergessen, dass Sie lediglich private Berater sind. Das FBI führt Regie bei dieser Show.«
»Gewiss, Mr. President.«
»Sie waren sehr kooperativ«, fügte Michelle hinzu.
»Gut. Haben Sie schon Fortschritte gemacht?«
Sean warf einen kurzen Blick zu Jane Cox. Keine Regung zeigte sich auf ihrem Gesicht, doch Sean konnte ihre Gedanken lesen. »Die Ermittlungen haben gerade erst begonnen, Sir, aber wir arbeiten so schnell wir können. Offenbar bedeutet dieses Päckchen so etwas wie einen Durchbruch. Wie Sie gesagt haben: Hoffentlich führt es uns weiter. Aber das ist oft der Fall. Die bösen Jungs kommunizieren und verplappern sich dabei häufig.«
»Also gut.« Cox stand auf, und Sean und Michelle taten es ihm nach.
»Wir reden später, Liebling«, sagte der Präsident.
Wenige Augenblicke darauf war er verschwunden, ohne Zweifel wieder inmitten seiner stummen Wachen.
Außerhalb des Weißen Hauses galten für das unmittelbare Umfeld des Präsidenten die allerstrengsten Sicherheitsmaßnahmen. Einige Agenten bezeichneten diesen Raum in Anlehnung an American Football als »Red Zone«, wo die Verteidigung um jeden Preis verhindern musste, dass der Gegner einen Punkt machte. Das bedeutete eine Verteidigungsschicht nach der anderen, wie bei einer Zwiebel. Ein potenzieller Angreifer musste sie förmlich schälen, um bis ins Innere vorzudringen. Die Red Zone war dabei die letzte Mauer, die es zu überwinden galt. Dahinter wartete dann der politische Führer der Freien Welt in Fleisch und Blut. Nur die besten Agenten dienten in der Red Zone. Sie waren wie Brillanten angeordnet - ein verdammt harter Brillant. Jeder einzelne dieser Agenten würde instinktiv bis zum Tod kämpfen, um den Präsidenten zu beschützen, oder sich gar einer Kugel in den Weg werfen. Das war die eine Schicht, die nie durchbrochen werden durfte, denn sie war die letzte.
Selbst im Weißen Haus war der Secret Service nie weiter als ein paar Schritte vom Präsidenten entfernt, mit einer Ausnahme: in der Privatwohnung der First Lady. Der Secret Service durfte nie davon ausgehen, seine Feinde zu kennen, oder dass Freunde wirklich Freunde waren.
Ein paar Minuten später befanden Sean und Michelle sich wieder im Tunnel zum Finanzministerium. Ein Marine in großer Dienstuniform ging ihnen voraus.
»Ich wollte den Präsidenten schon immer kennenlernen«, sagte Michelle zu Sean. »Er ist ein beeindruckender Mann, aber ...«
Michelle senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber du wirst ihn immer in diesem Wagen mit der Frau sehen.«
Sean verzog das Gesicht, erwiderte aber nichts.
»Warum hast du Jane nicht nach den zwei Kaiserschnitten und den drei Kindern gefragt?«
»Weil mein
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