Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
zu.«
Nach einer halben Stunde stand Quarry zufrieden auf und rollte seine Pläne zusammen. Als er sie wieder in die lange Röhre steckte, in der er sie aufbewahrte, sagte er: »Das mit Kurt hat mich so sehr mitgenommen, dass ich mit dem verdammten Flieger fast abgestürzt wäre.«
»Ich weiß«, erwiderte Daryl, einen Hauch von Furcht in der Stimme, denn er wusste, wie unberechenbar sein Vater war.
»Wärst du es gewesen, hätte ich wahrscheinlich sogar geweint. Ich wollte nur, dass du es weißt.«
»Du bist ein guter Mann, Daddy.«
»Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Quarry, als er den Raum verließ.
Er ging zu Gabriels Zimmer und rief durch die Tür: »Möchtest du mich zu Tippi begleiten? Ich muss auf dem Weg auch noch mal bei Fred anhalten.«
»Ja, Sir, gerne.« Gabriel legte sein Buch beiseite, zog seine Tennisschuhe an, setzte die Baseballkappe auf und stieg zu Quarry in den alten Dodge.
Kurz darauf hielten Quarry und Gabriel vor dem Trailer. Zwischen ihnen stand eine Kiste mit ein paar Flaschen Jim Beam und drei Stangen Camel ohne Filter. Nachdem sie die Kiste auf der Treppe des Trailers abgestellt hatten, hoben Quarry und Gabriel zwei große Kisten mit eingelegtem Gemüse und Äpfeln von der Ladefläche.
Quarry klopfte an die Tür des alten, verbeulten Trailers, während Gabriel eine Eidechse durch den Staub jagte, die aber rasch unter dem Wohnwagen verschwand. Der alte, faltige Indianer öffnete die Tür und half Quarry und Gabriel, die Vorräte hineinzutragen.
»Danke«, sagte der Mann in seiner Muttersprache und beäugte die Kisten.
»Wir haben mehr, als wir brauchen können, Fred.«
Als der Indianer hierhergekommen war, hatte er Quarry seinen Namen nicht genannt; er war einfach aufgetaucht. Nach ein paar Monaten hatte Quarry ihn einfach Fred genannt, und der Indianer hatte sich nie beschwert. Quarry wusste nicht, wie die anderen Indianer den Mann nannten, aber das war schließlich ihre eigene Angelegenheit.
Die beiden anderen Indianer waren ebenfalls im Wohnwagen. Einer schlief auf der durchgesessenen Couch, die keine Beine und Federn mehr hatte, sodass der Mann fast auf dem Boden lag. Sein lautes Schnarchen ließ darauf schließen, dass die Ausladeaktion ihn nicht im Mindesten kümmerte. Der andere Mann schaute sich eine Comedyshow auf dem alten Fünfzehn-Zoll-Fernseher an, den Quarry Fred vor ein paar Jahren geschenkt hatte.
Sie machten eine Flasche Jim Beam auf, rauchten und redeten, während Gabriel mit dem alten Köter spielte, der Fred und seinen Trailer adoptiert hatte, und an einer Colaflasche nippte.
Wenn Quarry gelegentlich über ein Coushatta-Wort stolperte, schlug Gabriel es nach, und jedes Mal lachte Fred dann und bot Gabriel zur Belohnung einen Schluck Whiskey an.
Und jedes Mal hob Quarry die Hand. »Wenn er ein Mann ist, kann er trinken, aber ich würde ihm nicht dazu raten. Langfristig schadet es ihm mehr, als dass es ihm guttut.«
»Aber Sie trinken doch auch, Mr. Sam«, sagte Gabriel. »Und nicht zu knapp.«
»Nimm dir nicht mich zum Vorbild, Sohn. Such dir ein höheres Ziel aus.«
Schließlich fuhren sie zu Tippi weiter. Quarry ließ Gabriel ihr aus Stolz und Vorurteil vorlesen.
»Also, irgendwie ist das langweilig«, verkündete der Junge am Ende des Absatzes.
Quarry nahm ihm das Buch ab und steckte es in seine Tasche. »Sie sieht das anders.«
Gabriel blickte zu Tippi. »Sie haben mir nie erzählt, was mit ihr passiert ist, Mr. Sam.«
»Stimmt, habe ich nicht.«
25.
S ean hatte noch einmal mit David Hilal gesprochen. Er hatte ihn auf dem Parkplatz abgefangen, als der Mann gerade nach Hause fahren wollte. Tucks Partner hatte nicht viel mehr zu sagen gehabt als das, was er bereits gesagt hatte. Dennoch beantwortete er ruhig und gelassen jede Frage, während er sich an seinen Wagen lehnte und gleichzeitig Nachrichten auf seinem BlackBerry tippte und las.
Doch als Sean auf das Thema Auskaufen zu sprechen kam, änderte sich Hilals Tonfall. Er steckte das BlackBerry in die Tasche, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Sean an.
»Mit was genau sollte ich ihn denn ausbezahlen? Ich habe mein ganzes Geld in diese Firma gesteckt. Mein Konto ist am Anschlag. Im Augenblick bekäme ich nicht mal einen Kredit beim Autokauf.«
»Er hat gesagt, Sie hätten ihm ein niedriges Angebot unterbreitet.«
»Wir haben mal über so etwas geredet, aber es war genau andersherum.«
»Er wollte Sie auskaufen?«
»Genau. Für wenig Geld.«
Okay. Wer von beiden sagt
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