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Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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erwarten durfte, es sei denn, man war korrupt, übertrieben ehrgeizig oder beides.
    Quarry verbrachte die nächsten Stunden, indem er zusammen mit den Leiharbeitern auf dem Feld arbeitete, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen hatte die Feldarbeit ihm schon immer gefallen, zum anderen schienen seine Arbeiter stets kräftiger zuzupacken, wenn El Jefe dabei war.
    Nachdem er von der eine Meile entfernten Bushaltestelle zu Fuß gekommen war, gesellte Gabriel sich am Nachmittag zu Quarry. Der Junge war kräftig und fleißig, und er wusste mit den Landmaschinen umzugehen. Später, beim Abendessen, ließ Quarry Gabriel das Gebet sprechen, während seine Mutter, Ruth Ann, und Daryl zuschauten. Dann aßen sie eine schlichte Mahlzeit, die fast ausnahmslos aus Lebensmitteln bestand, die sie bei der letzten Ernte eingelagert hatten. Anschließend hörte Quarry sich an, was Gabriel an diesem Tag in der Schule gelernt hatte.
    Schließlich schaute er die Mutter des Jungen bewundernd an. »Er ist sehr klug, Ruth Ann. Er saugt alles auf wie ein Schwamm.«
    Ruth Ann lächelte stolz. Sie war klapperdürr und litt an einer Magenstörung, deren Behandlung sie sich nicht leisten konnte und die sie in zehn Jahren vermutlich umbringen würde. »Na, von mir hat er das nicht«, sagte sie. »Kochen und Putzen, mehr habe ich nicht im Kopf.«
    »Aber das machst du sehr gut.« Das kam von Daryl, der Gabriel gegenübersaß. Er hatte sich gerade ein großes Stück selbstgebackenes Brot in den Mund gestopft und mit lauwarmem Quellwasser heruntergespült.
    »Wo ist Carlos?«, fragte Gabriel. »Er ist doch nicht weggegangen wie Kurt?«
    Daryl warf seinem Vater einen nervösen Blick zu, doch Quarry tunkte sein Brot ruhig in die Reste der Tomatensoße und antwortete: »Er ist außerhalb und erledigt ein paar Dinge für mich. Er ist bald wieder zurück.«
    Nach dem Abendessen ging Quarry auf den Dachboden und setzte sich in den Schutt seiner Familiengeschichte, zum größten Teil Möbel, Bücher, Kleider und Papiere. Doch war es nicht Nostalgie, was ihn hier heraufgeführt hatte. Quarry breitete die Pläne auf einem alten Beistelltisch aus, der seiner Urgroßmutter mütterlicherseits gehört hatte. Man hatte ihren Mann mit einer Schrotflinte getötet, und zwar wegen einer - so die Familienlegende - »Lady mit hübschem Gesicht, guten Manieren und sehr dunkler Haut«.
    Quarry studierte die Straße, das Gebäude, Zugangspunkte und potenzielle Problemzonen, die auf den Plänen eingezeichnet waren. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf mehrere Zeichnungen mechanischer Natur, die er vorbereitet hatte. Quarry hatte einst ein Maschinenbaustudium begonnen, das jedoch mit dem Einsatz in Vietnam endete, als sein Vater darauf bestanden hatte, sein Sohn müsse bei der Bekämpfung der kommunistischen Pest in vorderster Front dabei sein. Als Quarry Jahre später zurückkehrte, war sein Vater tot gewesen, und die Atlee-Plantage hatte ihm gehört. Wieder aufs College zu gehen war nicht mehr infrage gekommen.
    Doch Quarry hatte seine handwerkliche Begabung nicht eingebüßt: Fast alles, was einen Motor oder bewegliche Teile besaß, konnte er reparieren. Egal wie kompliziert eine Maschine sein mochte, ihre Eingeweide waren für Quarry wie ein offenes Buch. Das hatte sich schon häufig ausgezahlt: Wo andere Farmer auf Werkstätten angewiesen waren, schnappte Quarry sich einen Werkzeugkasten und erledigte die Sache selbst.
    So betrachtete er nun auch die Pläne und Zeichnungen mit dem Auge eines Fachmanns und sah sofort, wo Verbesserungen nötig waren, um ein Desaster zu vermeiden. Anschließend ging er wieder nach unten, wo er Daryl in der kleinen Waffenkammer neben der Küche beim Waffenreinigen fand.
    »Nichts riecht besser als Waffenöl«, bemerkte Daryl und blickte zu seinem Vater, als dieser den Raum betrat.
    »Das sagst du.«
    Daryls Lächeln verschwand, vielleicht wegen der Erinnerung an eine 45er, die ausgerechnet von jenem Mann auf seinen Kopf gerichtet worden war, der nun wenige Schritte von ihm entfernt stand.
    Quarry schloss die Tür und verriegelte sie. Dann setzte er sich neben seinen Sohn und breitete die Pläne auf dem Boden aus.
    »Ich bin das schon mit Carlos durchgegangen, aber ich möchte, dass du es auch verstehst - nur für den Fall.«
    »Ich weiß«, sagte sein Sohn und wischte über den Lauf seines Lieblingsjagdgewehrs.
    Quarry raschelte mit dem Papier vor Daryls Nase. »Das ist wichtig, Sohn. Es darf nichts schiefgehen. Nichts. Also hör gut

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