Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
die Wahrheit?
»Aber warum sollten Sie vor dem großen Vertrag über einen Rückzug nachdenken? Tuck hat gesagt, das würde den Wert der Firma um mehrere Millionen steigern.«
»Absolut«, bestätigte Hilal. »Wenn wir den Auftrag bekommen, aber das ist noch lange nicht sicher. Meiner Meinung nach verfügen wir über die beste patentierte Technologie, die es gibt. Deshalb hat der Hauptpartner uns ja auch als Subunternehmer mit ins Boot geholt. Aber wir stehen in Konkurrenz zu einigen Großen, deren Produkte unseren an Leistung und Zuverlässigkeit kaum nachstehen. Und wenn es um Regierungsaufträge geht, wird nicht mit gleichen Einsätzen gespielt. Die Großen bestimmen die Regeln und werfen mit Geld nur so um sich. Und meist sichern sie sich die besten Mitarbeiter. Kleine Firmen müssen sich mit dem zufriedengeben, was übrig bleibt. Ich will nicht aus der Firma raus, aber langsam geht mir das Geld aus, und wenn wir diesen Auftrag verlieren, wird die Firma weniger wert sein als das, was er mir geboten hat. Im Augenblick haben wir vielleicht noch einen Vorteil, aber wie ich Ihnen schon sagte: Wenn der Schwager des Präsidenten eine Affäre mit Cassandra hat, wird uns das nicht gerade helfen. Wenn das rauskommt, haben wir wirklich Probleme.«
»Er hat gesagt, zwischen ihm und Cassandra wäre nichts.«
»Wirklich? Dann fragen Sie ihn mal, wo er da unten gewohnt hat. Ich bin sicher, auch dafür hat er eine plausible Erklärung.«
»Sie haben gesagt, Sie könnten sich nicht vorstellen, dass Ihr Partner seine Frau ermordet hat, aber offensichtlich lieben Sie ihn auch nicht gerade.«
»Das stimmt.«
»Das haben Sie bis jetzt aber nicht erwähnt«, hakte Sean nach.
»Habe ich nicht?«
»Ich schreibe mir alles auf. Immer. Also, nein, das haben Sie nicht.«
»Na schön«, sagte Hilal. »Es ist nicht meine Art, meinen Partner gegenüber Leuten, die ich nicht kenne, durch den Dreck zu ziehen. Aber das fällt mir manchmal ziemlich schwer, um ehrlich zu sein.«
»Warum?«
Hilal seufzte. »Sagen wir, er hat sich bei mir ein paar Mal ... vergriffen.«
»Können Sie mir ein Beispiel nennen?«
»Würden Sie mir glauben, wenn ich es Ihnen erzähle?«
»Ich bin für alles offen«, antwortete Sean.
Hilal nahm sich lange Zeit, bevor er Sean wieder in die Augen blickte. »Das ist ziemlich peinlich.«
»Verschwiegenheit ist mein zweiter Name.«
Hilal warf sich einen Kaugummi in den Mund und kaute und redete so schnell, als könne er nur so die Kraft finden, zu beichten. »Es war auf der letzten Weihnachtsfeier. Wir hatten gerade einen netten kleinen Auftrag an Land gezogen. Nichts Tolles, aber es genügte, um die Stimmung zu heben. Es gab Alkohol, eine Band, ein schickes Buffet und einen Privatsaal im Ritz-Carlton. Wir haben viel zu viel ausgegeben, aber das war schon in Ordnung.«
»Und was dann?«
»Tuck lässt das Arschloch raushängen und baggert meine Frau an.«
»Er hat sie angebaggert? Wie?«
»Sie sagt, er hätte ihr an den Hintern gegriffen und versucht, ihr die Zunge in den Hals zu stecken.«
»Haben Sie es gesehen?«
»Das nicht, aber ich glaube meiner Frau.«
Sean verlagerte das Gewicht auf den rechten Fuß und bedachte Hilal mit einem skeptischen Blick. »Wenn Sie Ihrer Frau geglaubt haben, warum sind Sie dann noch Tucks Partner?«
Hilal senkte den Blick. Das Ganze war ihm offensichtlich äußerst peinlich. »Am liebsten hätte ich ihm in den Hintern getreten und wäre zur Tür rausmarschiert, aber meine Frau wollte das nicht.«
»Sie wollte es nicht?«
»Wir haben vier Kinder. Meine Frau ist Hausfrau. Wie ich bereits sagte: Wir haben alles, was wir besitzen, in die Firma gesteckt. Ich bin der Juniorpartner. Würde ich auszusteigen versuchen, könnte Tuck mich fertigmachen, und ich stünde ohne einen Cent da. Wir hätten alles verloren. Also haben wir unseren Stolz heruntergeschluckt. Aber seitdem habe ich meine Frau nie mehr mit Tuck in einem Zimmer allein gelassen, und das werde ich auch nie. Sie können mit ihr sprechen, wenn Sie wollen. Rufen Sie sie meinetwegen sofort an. Sie wird Ihnen genau das Gleiche sagen wie ich.«
»War Pam auch auf dieser Weihnachtsfeier?«
Hilal blickte einen Moment erstaunt drein und nickte dann. »Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ja, sie war da. Sie war als Mrs. Claus verkleidet - stellen Sie sich das mal vor. Leuchtend rotes Haar und klapperdürr. Ich glaube, einige Leute haben über sie gelacht und nicht mit ihr.«
»Hat sie beobachtet, was Tuck
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