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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chade-Meng Tan
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bemessen. Die Freudige Achtsamkeit wiederum bietet zwar kleinere Achtsamkeitsgewinne, lässt sich dafür aber sehr viel leichter aufrechterhalten. Außerdem macht sie Spaß, und dagegen kann man einfach nichts sagen – zumindest ich nicht. Die Freudige
Achtsamkeit ist mit dem ersten Gang eines Wagens vergleichbar: Im ersten Gang lässt sich der Wagen zwar mühelos in Bewegung setzen, doch wenn man nicht weiter hochschaltet, kommt man nicht besonders schnell vom Fleck. Die formale Sitzmeditation entspricht den höheren Gängen: Ein stehendes Fahrzeug kann man damit schwerer in Bewegung setzen, aber in den höheren Gängen lässt sich eine ordentliche Geschwindigkeit und Kilometerleistung erzielen.
    Wie Sie sehen, ergänzen sich die beiden Übungen wunderbar. Wenn Sie sich beiden täglich widmen, nutzen Sie gewissermaßen alle Gänge Ihres Wagens. Sie können ihn einerseits ohne Ruckeln in Bewegung setzen und andererseits eine gewisse Geschwindigkeit erzielen.
    Vor allem aber wird die formale Meditation möglicherweise nach einer Weile von einer wunderbaren Qualität durchdrungen, die auf Sanskrit sukha genannt wird. Dieser Begriff wird meist mit »Freude«, »Glück« und »Wohlbefinden« übersetzt. Meiner Meinung nach ist die technischste Übersetzung von sukha auch die beste: »nicht-energetische Freude«. Sukha ist Freude, die keinen Energieeinsatz erfordert. Sie ähnelt einem Hintergrundrauschen, das immer da ist, aber nur selten wahrgenommen wird. Aus dieser nicht-energetischen Qualität ergeben sich zwei Dinge: Da kein Energieeinsatz nötig ist, ist Sukha erstens leicht aufrechtzuerhalten und zweitens so unaufdringlich, dass man einen ruhigen Geist braucht, um Zugang zu ihr zu bekommen. Sie ist wie ein leises Hintergrundbrummen, das man nur hört, wenn im Zimmer nicht laut gesprochen wird. Das heißt, um Zugang zu Sukha zu bekommen, müssen Sie lernen, den Geist zur Ruhe zu bringen. Aber sobald Sie damit Erfolg haben, steht Ihnen eine sehr leicht am Sprudeln zu haltende und von Sinneseindrücken unabhängige Glücksquelle zur Verfügung. So viel zum Thema »lebensverändernd«.

    So gut wie alle mir bekannten Personen mit großer Meditationserfahrung haben irgendwann in ihrer Meditationskarriere Sukha erreicht. Meine persönliche Erfahrung legt allerdings nahe, dass Freudige Achtsamkeit die Entstehung von Sukha in der formalen Sitzmeditation begünstigt. Ich habe die Theorie, dass sich mein Geist durch die Praxis der Freudigen Achtsamkeit an Ruhe, Humor und Leichtigkeit gewöhnt hat und sich deshalb auch in der formalen Meditation besser damit verbinden kann. Diese Sukha durchdringt dann still meinen Alltag, macht meine alltäglichen Erfahrungen freudvoller und erhöht dadurch die Häufigkeit und die Intensität freudiger Erlebnisse, die mir wiederum zur Übung der Freudigen Achtsamkeit dienen können. Und schon ist eine weitere herrlich positive Dynamik entstanden. Die Freudige Achtsamkeit funktioniert ganz wunderbar allein, entwickelt aber vor allem in der Kombination mit einer formalen Achtsamkeitspraxis große Kraft.
    So meistern Sie die gebündelte und die offene Aufmerksamkeit
    Körperliche Fitness basiert auf zwei Elementen, die einander ergänzen: Kraft und Ausdauer. Um vielseitig und ausgewogen Sport treiben zu können, sollte man beides besitzen. Auch die Aufmerksamkeit hat zwei Seiten: Es gibt die gebündelte und die offene Aufmerksamkeit. Um vollendet meditieren zu können, sollte man in beiden Bereichen stark sein.
    Bei der gebündelten Aufmerksamkeit haben wir es mit der starken Aufmerksamkeit auf ein gewähltes Objekt zu tun. Sie ist stark, stabil und unerschütterlich. Sie ist wie Sonnenlicht, das von einer Linse zu einem intensiven Strahl gebündelt wird und auf einen einzigen Punkt fällt. Sie ist wie ein massiver
majestätischer Felsen, dem die Ablenkung durch den Wind nichts anhaben kann. Ein solcher Geist ist wie ein streng bewachter Königspalast, zu dem nur die erlauchtesten Gäste Zutritt haben, während alle anderen höflich, aber bestimmt wieder fortgeschickt werden.
    Die offene Aufmerksamkeit ist bereit, sich jedem Objekt zuzuwenden, das im Geist entsteht oder von den Sinnen aufgenommen wird. Sie ist offen, wendig und einladend. Sie ist wie der Sonnenschein, der auf alles fällt. Sie ist wie das Gras, das sich stets leicht im Wind wiegt.

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