Search inside yourself
Stellen Sie sich vor, Sie würden mit einer Bürste mit harten, spitzen Borsten immer wieder schnell und
fest über dieselbe Hautstelle fahren. Irgendwann würde sich die Haut entzünden, und Berührungen wären schmerzhaft. Die Güte macht diesem verletzenden Verhalten behutsam ein Ende, und irgendwann wird die Haut wieder heilen.
Auch sehr hilfreich finde ich, meine Misserfolge mit Humor zu nehmen. Jedes Mal, wenn ich die Geduld verliere oder sich ein gieriger oder gehässiger Gedanke einschleicht und eine Weile nicht weichen will, fühlt es sich an, als wäre ich ausgerutscht und hingefallen. Natürlich kann ich den Vorfall als demütigende und peinliche Erfahrung betrachten. Aber eigentlich ist es viel amüsanter, wenn ich sie mir als eine Szene aus einer alten Schwarz-WeiÃ-Komödie vorstelle. Ein Typ fällt zu flotter, lustiger Musik der Länge nach hin. Er verzieht das Gesicht, klopft sich ab und steht mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung wieder auf. Natürlich ist die ganze Szene rasend komisch. Auf diese Weise wird aus jedem meiner Fehlschläge eine Komödie.
Und da ich so oft daneben greife, ist mein ganzes Leben eine einzige groÃe Komödie.
Ein neuronales Modell der Emotionsregulation
Im Gehirn sehen emotionale Reaktivität und emotionale Regulation etwa folgendermaÃen aus:
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Philippe Goldin, Wissenschaftler an der Stanford University, erklärt diesen Vorgang sehr schön:
Im Falle einer tatsächlichen oder vermeintlichen Bedrohung können unsere Emotionen schnell in Angst oder Besorgnis umschlagen. Diese Veränderung der emotionalen
Reaktivität findet in den für unsere Gefühle zuständigen Gehirnarealen im limbischen System (oder dem »emotionalen Gehirn«, das hier von der Sprechblase »Emotion« dargestellt wird) statt. Daraufhin wird ein Signal von unten nach oben an andere Gehirnregionen gesendet, um die Hilfe weiterer Gehirnsysteme anzufordern und bestimmte Aspekte der emotionalen Reaktivität von oben nach unten zu regulieren (was hier von der Sprechblase »Regulation« dargestellt wird). Wenn die Reaktionskette funktioniert, leiten die Regulationssysteme Aufmerksamkeits-, Denk- und Verhaltensänderungen ein. Indem wir die kognitive Perspektive wählen, können wir den Ursprung der Bedrohung prüfen und entscheiden, welche Strategien am besten geeignet sind, Intensität, Dauer und Interpretation dieser andauernden emotionalen Erfahrung zu verändern. Ich möchte ferner anfügen, dass dieser Prozess vor allem beim Menschen mit groÃer Wahrscheinlichkeit durch das eigene â positive, negative oder anderweitige â Selbstbild beeinflusst wird sowie durch unsere Fähigkeit zu sprechen und zu denken, um unsere Erfahrungen zu verändern und zu verstehen. 6
Mit freundlicher Genehmigung von Philippe Goldin.
Dieses Modell ist eine Möglichkeit, wie wir die Achtsamkeit und die anderen Ãbungen in diesem Buch sehen können. Achtsamkeit trägt dazu bei, die Kommunikation und damit auch die Zusammenarbeit zwischen dem denkenden und dem fühlenden Gehirn zu verbessern. Technisch vorbelastete Leserinnen und Leser können sich das so vorstellen, dass Achtsamkeit die Pfeile zwischen den Sprechblasen Emotion und Regulation breiter werden lässt, wodurch sich der Informationsaustausch zwischen diesen beiden Bereichen erhöht. Darüber hinaus verleiht sie dem denkenden Gehirn mehr Macht, wann immer dies nötig ist. Sie können sich vorstellen, dass Achtsamkeit die Leistung der Regulationssysteme im Gehirn erhöht, damit es noch besser arbeitet. Studien legen nahe, dass dies gewissermaÃen wörtlich zu verstehen ist, da sie die neuronale Aktivität im Steuerzentrum des Gehirns, dem medialen präfrontalen Cortex, erhöht. Zu guter Letzt kann uns Achtsamkeit in Kombination mit den anderen Ãbungen und Erkenntnissen in diesem Buch helfen, die Bereiche »Selbst« und »Sprache« geschickter zu nutzen.
Vom Umgang mit Schlüsselreizen
Eine alltägliche Situation, in der uns die Fähigkeit zur Selbstregulierung gelegen kommt, ist die Konfrontation mit Schlüsselreizen.
Wir reagieren immer dann auf einen solchen Reiz, wenn eine scheinbar unbedeutende Angelegenheit eine unverhältnismäÃig starke emotionale Reaktion bei uns auslöst. Ein Beispiel dafür wäre, wenn unser Ehepartner eine im Grunde unverfängliche Bemerkung
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