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Search inside yourself

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Titel: Search inside yourself Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chade-Meng Tan
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dann aber immer stärker auf kognitive Veränderungen zu.
    Wir empfehlen, zur Aufmerksamkeitskontrolle unmittelbar nach dem auslösenden Ereignis innezuhalten, durchzuatmen und zu beobachten. Das heißt, Sie bringen den Geist zur Ruhe und nehmen die emotionale Erfahrung im Körper wahr. Sie können darüber hinaus auch andere Möglichkeiten testen, die unter Umständen hilfreicher für Sie sind. Eine davon ist die Standardempfehlung, bis zehn zu zählen. Hier handelt es
sich um eine etwas bewusstere Strategie, um die geheiligte Pause zu erreichen. Sie hat zudem den Vorteil, dass Sie Ihrem Geist etwas anderes zu tun geben und ihn damit vorübergehend von den vorhandenen Gefühlen ablenken, bis er die Situation bewältigen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre es, langsam und tief zu atmen. Tiefe Atemzüge haben eine beruhigende Wirkung. Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass sie den Vagusnerv stimulieren, der bekanntermaßen Herzfrequenz und Blutdruck senkt. (Ich glaube, das ist der Gegenspieler des Las-Vegas-Nervs.) Falls Sie sich von der Gesamtsituation überfordert fühlen, können Sie sich schließlich auch dadurch ablenken, dass Sie sich vorübergehend mit etwas völlig anderem beschäftigen, das nichts mit dem Schlüsselreiz zu tun hat. Sie können zum Beispiel irgendetwas lesen, das Sie gerade in die Finger bekommen, oder sich kurz entschuldigen und zur Toilette gehen. (»Brauchst du ein Päuschen, geh aufs Häuschen.«)
    WEITERE STRATEGIEN FÜR DEN
UMGANG MIT SCHLÜSSELREIZEN

    Aufmerksamkeitskontrolle ist richtig und wichtig, reicht aber oft nicht aus. Selbst wenn Ihr Geist so gut geschult ist, dass Sie das Leid blitzschnell loslassen und wieder zur Ruhe kommen können, bleiben die dem Schlüsselreiz zugrunde liegenden Themen ungeklärt und werden in Zukunft weiterhin ähnliche Reaktionen anstoßen. Deshalb ist auch kognitive Arbeit nötig. In diesem Zusammenhang bedeutet das, dass Sie die Situation umdeuten und eine neue Interpretation finden müssen. Das macht es fast immer erforderlich, die Dinge mit mehr Objektivität und Mitgefühl für sich und andere zu sehen. Wir empfehlen dazu die kognitiven Techniken des Nachdenkens und des Reagierens. Sie überlegen zunächst, welcher Zusammenhang zwischen diesem Schlüsselreiz und Ihrer Vergangenheit besteht und wie sich die Angelegenheit aus der Perspektive der anderen Person darstellt. Im Anschluss daran entscheiden Sie, wie Sie im Optimalfall reagieren würden, wenn Sie eine Wahl hätten.
    Wenn es Ihnen hilft, können Sie darüber hinaus versuchen, die positiven Seiten dieses Schlüsselreizes zu sehen. Zum Beispiel, wenn Sie gerade in Gegenwart Ihres neuen Freundes explodiert sind und die Intensität Ihrer Gefühle Sie selbst überrascht. Dies ist eine wunderbare Gelegenheit, sich – wenn die Gemüter wieder ein bisschen abgekühlt sind – den Raum zu schaffen, um miteinander über diese Angelegenheit zu sprechen. Sie kann Ihrem Partner nämlich helfen, Sie als Mensch besser kennenzulernen. Es kann aber auch eine Gelegenheit zu mehr Selbsterkenntnis sein. Wenn Sie zum Beispiel schon seit längerem meditieren und sich im Anschluss an eine Bemerkung Ihres Chefs mit einem Mal sehr verletzlich fühlen (»als wäre ich wieder fünf Jahre alt«), haben Sie soeben einen wichtigen Hinweis darauf erhalten, welchen Aspekten Ihrer Meditationspraxis Sie Ihre besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Eine fortgeschrittene, aber sehr effektive Übung
besteht schließlich darin, in der Situation selbst mit Güte und Mitgefühl zu reagieren. Wir werden dies in den Kapiteln sieben und acht genauer untersuchen.
    Das letzte Element dieses Konzepts ist die Bereitschaft, Gefühle zu erleben und zu akzeptieren. Es geht darum, Herz und Geist zu öffnen und so weit werden zu lassen, dass Sie ebenso mühelos alle Gefühle zulassen können, wie der Himmel Platz für alle Wolken hat. Dazu empfehlen wir zwei Übungen. Da wäre zunächst eine Technik, die Marc Lesser als »Durchlässigkeit« bezeichnet: Sie stellen sich vor, so durchlässig zu sein wie ein Sieb. Wenn starke Gefühle (zum Beispiel Wut, Bitterkeit, Angst) in Ihnen aufwallen, lassen Sie sie einfach durch Ihren Körper hindurchziehen. Sie können beobachten, wie diese intensiven Gefühle Sie durchdringen, ohne haften zu bleiben,

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