"Seasons of Love" - Der Duft von Schnee - Band 1 (Liebesroman) (German Edition)
nachzubestellen.«
Eyleen trat unsicher von einem Fuß auf den anderen.
»Dann wohnt er auch nicht mehr im Hinterzimmer?«, wollte sie wissen.
Brian hatte Igor einen Raum hinter der Bar zur Verfügung gestellt, da dieser keine eigene Wohnung besessen hatte.
In dem spärlich eingerichteten Zimmer gab es jedoch lediglich ein Bett, einen Schrank sowie einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen.
Außerdem hatte Brian extra eine mobile Dusche installieren lassen. Für die anderen menschlichen Bedürfnisse gab es ja die Toiletten in der Bar.
»Worauf willst du hinaus?«, erkundigte er sich argwöhnisch.
Eyleen rubbelte sich einen nicht vorhandenen Fleck vom Finger.
»Ich habe mich gefragt, ob du schon einen Ersatz für Igor hast?«
»Wieso?«
»Naja, ich wüsste da vielleicht jemanden«, sagte sie leise und warf ihrem Chef einen bittenden Blick zu.
»Dann lass mal hören«, forderte er sie auf. »Ich bin ganz Ohr.«
Aufgeregt erzählte sie von Graham, den sie im Park getroffen hatte.
»Er wäre genau der Richtige für den Job«, erklärte sie. Brian sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Du bittest mich allen Ernstes, einen Obdachlosen einzustellen, den du seit gestern kennst? Und außerdem soll ich ihn im Hinterzimmer wohnen lassen, wo er nachts uneingeschränkten Zugriff auf die ganze Bar hat?«
»Mich hast du auch nicht gekannt, als ich hier reingeschneit bin und dich nach Arbeit gefragt habe. Du hast dich kurz mit mir unterhalten und mir dann den Job gegeben«, konterte sie.
»Aber das ist doch etwas völlig anderes«, widersprach er.
»Und wieso?«, wollte Eyleen, mit vor der Brust verschränkten Armen wissen. Sie funkelte ihren Chef herausfordernd an.
Die Einstellung ihres Chefs machte sie wütend. Natürlich verstand sie seine Bedenken, aber wie konnte er über einen Menschen urteilen, ohne ihn persönlich kennengelernt zu haben?
Zugegeben, sie kannte Graham selbst kaum, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass man ihm vertrauen konnte.
Außerdem tat es ihr in der Seele weh, zu sehen, wie Menschen auf der Straße lebten, ohne zu wissen, wie sie an ihre nächste Mahlzeit kommen sollten oder wo sie die Nacht verbringen würden.
Allein der Gedanke, dass Graham womöglich irgendwo da draußen saß und fror, machte sie schier verrückt.
Sie hatte ihn irgendwie ins Herz geschlossen und seine ruhige und höfliche Art hatte Eyleen beeindruckt.
Graham gehörte nicht auf die Straße.
Brian sah sie mit nachdenklich gerunzelter Stirn an. Er öffnete seinen Mund, schloss ihn jedoch wieder und die Furche zwischen seinen Brauen wurde noch tiefer.
»Ich warte immer noch auf eine Antwort. Wieso war das mit mir etwas anderes?«, wiederholte Eyleen ihre Frage.
»Nun ja, weil ... also ...«, begann er zu stammeln und sah sie dann böse an. »Herrgott, ich hasse es, wenn du recht hast«, brummte er mürrisch.
»Dann kann ich ihm sagen, dass er den Job bekommt?«, erkundigte sie sich freudestrahlend. Brian hob abwehrend die Hände.
»Zuerst einmal will ich mir den Typen ansehen und mich ein wenig mit ihm unterhalten und erst danach entscheide ich, ob ich ihm eine Chance gebe oder nicht«, antwortete er.
Damit konnte Eyleen leben, denn sie war sich sicher, dass auch Brian erkennen würde, dass Graham eine ehrliche Haut war.
»Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann«, sagte sie lächelnd.
Brian seufzte.
»Wieso legst du dich für einen Typen ins Zeug, den du kaum kennst?«, fragte er interessiert.
Eyleen zuckte die Achseln.
»Das kann ich nicht erklären«, gab sie zu. »Ich denke einfach, er ist ein feiner Kerl und hat eine Chance verdient, sein Leben wieder in die richtige Bahn zu bringen.«
Während sie die Worte sprach, sah Eyleen ihre eigene Vergangenheit vor sich.
Sie hatte rechtzeitig den Absprung geschafft. Wie ihr Leben heute aussehen würde, wäre dies nicht der Fall gewesen, wollte sie gar nicht wissen.
Vielleicht war sie deshalb so sensibel, was Graham betraf.
Eyleen wusste, wie es war, ganz unten zu sein und es war ihr ein inneres Bedürfnis, dem Obdachlosen zu helfen.
Vielleicht konnte sie so ein wenig gutmachen, was sie vielen anderen Menschen angetan hatte.
Auch wenn es den Personen, denen sie geschadet hatte, nichts wiedergutmachen würde, so täte sie es wenigstens für ihr eigenes Seelenheil.
Brian nickte nachdenklich und brummte etwas Unverständliches.
»Ich habe dir immer gesagt, dass du ein viel zu gutes Herz hast. Eines Tages wird das jemand schamlos ausnutzen und dir
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