"Seasons of Love" - Der Klang von Regen - Band 2 (Liebesroman) (German Edition)
Wasserspeier blickten von weit oben auf Eyleen herab.
Auf dem Dach befanden sich mindestens zwanzig Schornsteine, was bedeutete, dass die meisten Zimmer im Haus einen Kamin besitzen mussten.
Hinter dem Gebäude wuchsen alte Bäume in den Himmel, doch der Platz davor bestand ausschließlich aus dem für England so typischen Rasen, der aussah, als wäre jeder Halm mit dem Lineal abgemessen und geschnitten worden. Obwohl Winter war, sah alles gepflegt und gleichmäßig aus.
Wie musste es erst im Frühling sein, wenn die unzähligen Pflanzen zum Leben erwachten?
Cole parkte den Wagen direkt vor dem Haus, wo schon andere Luxuskarossen abgestellt worden waren.
Er schaltete den Motor aus und drehte sich zu Eyleen.
»Und, wie findest du es?«
»Ich bin sprachlos. Es ist wunderschön«, hauchte sie sichtlich beeindruckt.
»Ja, nicht wahr? Ich bin gerne hier. Es ist so still und in jedem Winkel dieses Hauses spürt man seine Vergangenheit.«
»Wohnt dein Großvater ganz allein in diesem riesigen Teil?«, erkundigte sie sich neugierig.
»Ja, doch außer ihm gibt es noch eine Menge Bedienstete, die auch hier leben. Er ist also keineswegs einsam, das kannst du mir glauben.«
»Das mag sein, aber Angestellte ersetzen keine Familie«, bemerkte sie leise.
Irgendwie hatte sie Mitleid mit Donald Allington. Sie selbst könnte sich niemals vorstellen, ohne Familie und Freunde in einem so abgelegenen, großen Herrenhaus zu leben.
»Lass uns rein gehen, Großvater wartet bestimmt schon sehnsüchtig auf uns«, schlug Cole vor. Er umrundete den Audi und öffnete ihr die Tür, ehe sie es tun konnte.
Eyleen ergriff die Hand, die er ihr lächelnd entgegenstreckte und stieg aus dem Wagen. Dabei musterte sie Cole, der heute einen dunkelgrauen Anzug trug. Er sah fantastisch aus.
Als sie einen unsicheren Blick zu der großen Eingangstür aus dunklem Holz warf, legte Cole einen Arm um sie.
»Keine Angst Rotfuchs, mein Großvater beißt nicht«, versicherte er und zwinkerte ihr zu.
Kapitel 21
Wenn Eyleen geglaubt hatte, nach dem Anblick des prunkvollen Herrenhauses könnte sie nichts mehr beeindrucken, dann hatte sie sich gründlich getäuscht.
Nachdem eine der Hausangestellten ihnen die Tür geöffnet hatte, fand sich Eyleen in einer riesigen Empfangshalle wieder.
Auf dem polierten Parkett lagen edle, seidene Teppiche, die ein Vermögen wert sein mussten. Ihr Blick wanderte zu den hohen Wänden, an denen lebensgroße Porträts in protzig verzierten goldenen Rahmen hingen und auf sie hinabsahen.
Manche von ihnen trugen sehr altertümliche Kleidung, andere waren modern gekleidet, wie Eyleen feststellte. Das Bildnis der Frau gleich zu ihrer Rechten faszinierte sie ganz besonders, denn sie hatte Coles dunkle Augen.
Als ob er ihre unausgesprochene Frage erraten hätte, stellte er sich neben Eyleen, betrachtete das Bild und sagte:
»Das ist meine Mutter.« In seiner Stimme lagen so viel Wehmut und Sehnsucht, dass sie ihn gerne in die Arme genommen hätte. Eyleen sah zu ihm auf.
»Ich hätte sie gerne kennengelernt«, bemerkte sie leise.
Cole lächelte sie liebevoll an.
»Und sie hätte dich mit Sicherheit gemocht.«
»Mein lieber Junge«, polterte eine dunkle Stimme durch die Eingangshalle. Eyleen und Cole wandten sich um.
»Großvater«, begrüßte Cole den älteren Herrn der mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuteilte.
Während sie sich umarmten, musterte Eyleen den Mann.
Es war nicht zu übersehen, dass er und Cole miteinander verwandt waren. Cole und sein Großvater waren fast gleichgroß und besaßen beide eine sportliche Statur.
Erstaunlich wie fit dieser Mann wirkt , dachte Eyleen. Sein genaues Alter kannte sie nicht, aber er musste bestimmt schon auf die siebzig zugehen.
Eyleens Blick fiel auf einen weiteren Mann, der an der Tür, aus der Coles Großvater eben gekommen war, stand. Er war groß, breitschultrig und hatte kurze, dunkelblonde Haare.
Wie er so breitbeinig dastand und jeden Winkel der Halle mit den Augen absuchte, wirkte er fast wie ein Bodyguard.
Wahrscheinlich ist es sogar einer, würde mich jedenfalls nicht wundern.
Eyleens Blick huschte wieder zu Cole und seinem Großvater.
Je länger sie den Mann ansah, umso deutlicher wurde, dass hier eine ältere Ausgabe von Cole stand.
Es war beachtlich, wie die beiden sich ähnelten. Dieselben schokobraunen, freundlichen Augen, die gleichen dunklen, lockigen Haare, nur mit dem Unterschied, dass das des Großvaters von unzähligen grauen Strähnen
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