Sebastian
im Arm halten. Sie einfach im Arm halten. War es der Inkubus oder der Mann, der sich danach sehnte? Machte das Wissen darum, was in ihm steckte, ihn wirklich zu einer anderen Person, als er es vor ein paar Wochen gewesen war?
Er verlängerte seine Schritte und lief die Straße hinunter, während er an nichts anderes dachte, als daran, ein paar Minuten mit Lynnea zu verbringen. Sie war dort in Sicherheit. Teaser hatte sich freiwillig dazu bereit erklärt, ein Auge auf sie zu haben - und sie alle wussten, dass dieses Angebot zum Teil darauf beruhte, dass Teaser vom Anblick des reinblütigen Inkubus, der sein Gesicht trug, noch immer völlig verstört war. Also passte Teaser auf Lynnea auf - und Philo auf Teaser.
Als er näher kam, sah er Teaser aus dem Hof treten. Der Inkubus hob eine Hand zum Gruß und auf seinen Lippen lag fast schon wieder das normale, selbstbewusste Lächeln.
»Mir wurde aufgetragen, nach dir Ausschau zu halten«, sagte Teaser mit einem Funkeln in den blauen Augen. »Es gibt hier eine Dame, die der Meinung ist, du solltest deine Füße ausruhen und einen Happen zu dir nehmen.«
»Die Dame hat recht«, antwortete Sebastian und blickte an Teaser vorbei, um zu sehen, wie Lynnea den Hof betrat, um vier Bullendämonen an einem Tisch zu bedienen.
Teaser warf einen Blick über die Schulter und grinste. »Sie hatte wohl noch keine Möglichkeit, dir davon zu erzählen. Was Bullendämonen angeht, ist das Sebastian Spezial eine besondere Köstlichkeit. Und weil sie für die Mahlzeit mit einem Glas reifer, in Öl eingelegter Oliven bezahlt haben, dachte ich schon, Philo würde in Tränen ausbrechen.«
Oliven? Die konnte man meistens noch nicht einmal auf dem Schwarzmarkt kaufen. Und wie viele Male hatte er Philo brummeln hören, dass ein bestimmtes Gericht nicht ganz so schmeckte, wie es sollte, weil er kein Olivenöl bekommen konnte? Was hatte der Mann zubereitet, das den Bullendämonen so gut schmeckte?
»Sebastian Spezial?« Der Name drang schließlich zu ihm durch.
Teaser grinste. »Gemüseomelette. Anscheinend hat Lynnea dem ersten Bullendämon, der eines bekam, erzählt, dass es ein ganz besonderes Gericht sei, das sie nur für dich macht. Deshalb Sebastian Spezial. Aber dem Bullendämon hat es geschmeckt, und dann ist er gegangen und hat es all seinen Freunden erzählt, und jetzt -«
»Wir kriegen nie wieder Omelette, oder?«, fragte Sebastian, plötzlich wehmütig ob der Eier, die er noch nie probiert hatte. »Wenn die Bullendämonen bereit sind, sie mit Oliven zu bezahlen, wird Philo dem Rest von uns kein einziges Ei mehr opfern.«
»Na ja, du könntest schon welche bekommen, weil Lynnea diejenige ist, die die Omelettes macht. Und für den Rest von uns hoffe ich, dass dein Bauernfreund den Vorräten, von denen er uns bereits versprochen hat, sie in den Pfuhl zu bringen, noch ein paar Eier hinzufügen kann.«
Sebastian grinste. »Ich frage mich, ob William Farmer schon einmal Oliven probiert hat. Das könnte auf ein ziemlich gutes Geschäft für uns herauslaufen.«
In diesem Moment drehte sich Lynnea, die ihr Tablett voller Omelette und Toast abgeliefert hatte, um und erblickte ihn - und alles an ihr erstrahlte vor Freude.
Die Wärme ihrer Gefühle durchströmte ihn, und für einen kurzen Moment ließ er alle Vorsicht fallen, um sich diesem Gefühl vollkommen hinzugeben.
In diesem Augenblick durchfuhr ihn eine andere Sinneswahrnehmung. Diese hatte Klauen und versuchte, ihn nach unten zu ziehen, ihn in Emotionen zu ertränken. Er spürte, wie die Macht der Inkuben sich in ihm entfaltete, aber sie war primitiv, wütend, erfüllt von einem bösartigen Hunger.
Lynnea erstarrte und blickte ihn an. Teaser gab ein undeutliches Geräusch von sich und wich einen Schritt zurück.
»Beschütze Lynnea«, flüsterte er Teaser zu. Dann drehte er sich um und blickte auf die Straße.
Alle vier bewegten sich auf ihn zu. Sie alle hämmerten auf seine Gefühle ein, auf seine Bedürfnisse und Sehnsüchte, und versuchten, einen Weg hinein zu finden, um ihn mit ihrer Macht zu verführen und ihn empfänglich zu machen, für alles, was sie mit ihm vorhatten.
»Sebastian«, schnurrte einer der Sukkuben. »Schließe dich uns an. Herrsche mit uns über den Pfuhl. Das ist deine einzige Chance.«
Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sie kamen näher, Schulter an Schulter, ihre taktgleichen Schritte ein geschmeidiger Tanz, den kein Mensch jemals nachahmen könnte. Und hinter ihnen wuchs die
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