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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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diese  allein hätte er vielleicht bekämpfen können. Doch es waren die sanften Stimmen, die traurigen Stimmen, die ihn mit denselben Worten zermürbten, an seinem Herzen rieben und die Gedanken abschliffen, welche die Worte als Lügen erkannt hätten.
    Es war dunkel. Er war einsam. Ihm war kalt.
    Er konnte sich den erbarmungslosen, flüsternden Stimmen nicht entziehen. Also nahm er all seine Kraft zusammen, um den warmen Glanz zu verstecken, den sein Herz im tiefsten Innern verbarg.
     Friede.
    Lynnea atmete ein und fühlte, wie sich ihr Körper entspannte. Trotz der Wärme des Tages, lag etwas Herbstliches in der Hitze. Warme Tage, kühlere Nächte. Wechselten die Blätter in den Heiligen Stätten die Farbe und fielen zu Boden? Liefen die Menschen durch Gärten, die schlafend unter einer Schneedecke lagen? Order war es hier immer Sommer? Nein, es war nicht immer Sommer. Diese Landschaft in die Grautöne des Winters gekleidet zu sehen, würde eine ganz andere Art des Friedens mit sich bringen.
    »Wir sind da«, sagte sie leise. Sie blickte Teaser an, der die Augen zusammengekniffen hatte. »Wir haben es in die Heiligen Stätten geschafft.«
    Seine Augen öffneten sich weit genug, um blinzelnd die Gärten zu betrachten, die sich um sie herum erstreckten. Dann öffneten sich seine Augen plötzlich ganz, als ein Mann, der durch die Gärten wanderte, sie erblickte und sich ihnen zuwandte.
    »Alles in Ordnung«, sagte Lynnea zu Teaser, als sie dem Mann entgegengingen. »Ich kenne ihn vom letzten Mal. Seid gegrüßt, Yoshani«, fügte sie mit erhobener Stimme hinzu.
    »Hey-a«, erwiderte Yoshani lächelnd. »Ihr seid zurückgekehrt. Und Ihr habt einen Freund mitgebracht.« Seine  braunen Augen, so sanft und dunkel und voller Weisheit, musterten Teaser.
    Lynnea versuchte, die Anspannung zu ignorieren, die sich in Teaser aufbaute und trat gerade weit genug nach vorne, um Yoshanis Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Wir müssen Glorianna finden«, sagte sie. »Etwas Schreckliches ist geschehen. Sie muss davon erfahren.«
    Yoshani musterte sie beide und nickte. »Hat man Sorge gekostet, schätzt man den Frieden höher. Kommt mit mir. Glorianna wird nicht schwer zu finden sein.«
    Und das war sie nicht. Mit einer Handvoll Männer und Frauen jätete Glorianna die Blumenbeete in einem Teil des Gartens. Das Begrüßungslächeln, das ihr zuerst auf den Lippen lag, erlosch, als sie ihnen in die Augen sah. Und als sie die Nachricht des Rates der Zauberer gelesen hatte, die Lynnea ihr überreichte, strahlten ihre Augen wie kaltes, grünes Eis.
    »Yoshani wird euch zum Gästehaus bringen«, sagte Belladonna, als sie die Nachricht wieder zusammenfaltete. »Ich muss nachdenken.«
    Zum ersten Mal, seit sie in den Heiligen Stätten angekommen waren, sprach Teaser. »Sebastian würde nicht wollen, dass Ihr in die Stadt der Zauberer geht.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. Dann ging sie davon.
    Bevor Lynnea protestieren konnte, legte Yoshani ihr eine Hand auf den Arm.
    »Sie braucht Zeit zum Nachdenken«, sagte er sanft. »Und Ihr braucht Zeit zum Ruhen.«
    »Was geschieht jetzt?«, fragte Lynnea.
    »Was immer geschehen muss«, erwiderte er. »Hätten sie ihre Herzen nicht verschlossen, so hätten die anderen Landschafferinnen viel von Glorianna Belladonna lernen können. Es ist so leicht, so verführerisch, zu denken, das Licht sei immer die richtige Wahl. Aber manchmal ist es das nicht. Sie hat nie den einfachen Weg gewählt. Sie wird tun, was getan werden muss … koste es, was es wolle.«
    Du bist Nichts, Sebastian. Niemand, der es wert ist, sich an ihn zu erinnern, ihn zu lieben. Dunkel. Verlassen. Ohne jedes Licht. Grausamkeit hat dich zur Welt gebracht. Elend hat dich großgezogen. Das ist alles, was du erwarten kannst. Alles, was jemals sein kann.
    Stunde um Stunde schändeten sie sein Herz, entrissen ihm jede Erinnerung an Wärme und Zärtlichkeit.
    Nicht fähig, den flüsternden Stimmen Einhalt zu gebieten, legte er sich schützend um den geheimen Ort in seinem Herzen, hielt den warmen Glanz verborgen. Er würde niemals zulassen, dass sie ihn erreichten. Niemals.
     Glorianna saß auf der Bank neben dem Koi-Teich. Die Reiher waren am Morgen hier gewesen, und die Fische versteckten sich noch immer unter den Wasserpflanzen. Die Nachricht des Rates lag auf ihrem Schoß. Sie hielt sie gerade fest genug, dass der leichte Lufthauch sie ihr nicht entreißen konnte. Es wäre verführerisch, das Schriftstück dem Wind zu überlassen,

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