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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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machen, dass er bei ihr war, was auch immer sie am Ende tun würde, und doch weit genug entfernt, um sie wissen zu lassen, dass er nicht vorhatte, sich einzumischen.
    Ein paar Schritte vor der Landschafferin, die nicht einmal den Versuch unternahm, aufzustehen und ihnen auf gleicher Höhe zu begegnen, blieben sie stehen. In dem Bewusstsein, dass kein Flehen etwas an ihrem Schicksal ändern könnte, sah sie zu ihnen auf.
    Niemand sprach. Niemand bewegte auch nur einen Finger, während Glorianna und die Landschafferin einander ansahen.
    Schließlich sagte Glorianna: »Kehre zurück zu deinen Landschaften.«
    Die Landschafferin erhob sich schwerfällig, entfernte sich taumelnd ein paar Schritte von ihnen und rannte dann in die gleiche Richtung, die auch die Zauberer eingeschlagen hatten.
    Sebastian sah Glorianna an. Die Trauer in ihren Augen traf ihn so unerwartet, dass es ihm einen Stich versetzte. Er wusste, dass man sie der Schule verwiesen und sie zur Ausgestoßenen gemacht hatte. Soviel hatte Lee ihm erzählt, aber nicht, warum das geschehen war. Niemals warum.
    Er trat zur Seite, nah genug an sie heran, um sie sanft mit dem Ellbogen anzustoßen. »Komm mit. Ich lade dich  zu Philos Spezialität ein - Titten Surprise und Phallische Köstlichkeiten.« Keine Trauer mehr. Nur Entsetzen, das sich schnell in den argwöhnischen Blick verwandelte, mit dem sie ihn und Lee bei ihren zahllosen Versuchen, ihr beizubringen, dass etwas Unmögliches wirklich existierte, schon immer bedacht hatte. Natürlich waren sie damals alle noch zu jung gewesen, um zu verstehen, dass in Ephemera nichts unmöglich war. Schon gar nicht für Glorianna.
    »Titten Surprise und Phallische Köstlichkeiten«, sagte sie. »Und was soll das bitte schön sein?« Er schenkte ihr ein zweideutiges Grinsen. »Komm mit und sieh selbst.«
    Also gingen sie zu Philo, und als er die Teller brachte, klang ihr Lachen durch den Hof. Und während sie Wein tranken und alles probierten, was Philo vor ihnen auf den Tisch stellte, sah er in ihr die junge Frau mit den strahlenden Augen, die er in Erinnerung hatte, und nicht die Kämpferin, zu dem ihre Außenseiterrolle und ihr einsamer Feldzug sie werden ließen.
     Sebastian hob sein Glas, stellte fest, dass es leer war und griff nach der Whiskyflasche.
    Niemand traute sich zu, Belladonnas Landschaften zu berühren. Diese Lektion hatten sowohl die Zauberer als auch die Landschafferinnen und Dämonen vor neun Jahren gelernt. Und das bedeutete entweder, dass ein Brückenbauer vor kurzem zwei Landschaften miteinander verbunden und es einem mörderischen Wesen ermöglicht hatte, den Pfuhl zu betreten, oder dass eine andere Landschafferin es doch geschafft hatte, der Landschaft etwas hinzuzufügen - oder Philo und Teaser hatten Recht, und Glorianna selbst hatte etwas in den Pfuhl gebracht.
    Aber das glaubte er nicht. Konnte es nicht glauben. Aber wenn es nicht Glorianna gewesen war …
    »Es könnte ein Mensch gewesen sein«, sagte Sebastian.
    Philo zuckte zusammen. Teaser sah ihn erschüttert an.
    »Es könnte ein Mensch gewesen sein«, wiederholte er. »Krank, oder einfach bösartig, der im Pfuhl auf Jagd geht, weil es eine dunkle Landschaft ist.«
    »Beim Tageslicht! Was sollen wir denn jetzt machen?«, fragte Teaser.
    Die Worte blieben Sebastian in der Kehle stecken wie scharfkantige Splitter, während Whisky und abgrundtiefe Abscheu seinen Magen aufwühlten.
    »Wir müssen die Zauberer informieren.«
    »Wächter und Wahrer, Sebastian«, stieß Philo hervor. »Du würdest diesen Kreaturen einen Grund geben, hierher zurückzukehren?«
    »Was für eine Wahl bleibt uns denn? Hier ist ein Mensch gestorben.«
    »Hier sind auch schon früher Menschen gestorben«, murmelte Teaser. »Sie kommen hier herüber, sehen ein hübsches Pferd, das zahm genug wirkt, um sie auf sich reiten zu lassen und ertrinken im See, noch bevor sie verstanden haben, dass sie von einem Wasserpferd in Bann geschlagen wurden. Oder sie folgen den Sumpflichtern anstatt auf dem Pfad zu bleiben, der nach Hause führt und enden als Ehrengast auf einem Fest der Nachtschwärmer. Oder sie denken sich, dass der Bullendämon sicher nicht helle genug ist, um zu bemerken, wenn sie beim Kartenspielen betrügen.«
    »Das ist nicht das Gleiche«, entgegnete Sebastian. »Jeder, der sich in die dunklen Landschaften um den Pfuhl herum begibt, riskiert, niemals wieder nach Hause zurückzukehren. Und jeder, der dumm genug ist, einen Bullendämon zu betrügen, bittet

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