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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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musste.
    Aber zu ihrem Geburtstag hatte sie keinen Kuchen bekommen. Nicht in diesem und auch in keinem anderen Jahr. Weil es Geld und Zeit kostete, einen Kuchen zu backen. Kuchen war etwas für richtige Kinder und nicht für jemanden wie sie.
    Sie erinnerte sich nicht mehr daran, wann sie Geburtstag hatte. Wollte sich nicht daran erinnern. Und sie konnte sich nicht daran erinnern, wie alt sie gewesen war, als Mutter sie am Straßenrand gefunden hatte. Aber sie wusste, dass es sechzehn Jahre her war, weil Ewan letzte Woche zweiundzwanzig geworden war - und Mutter ihm einen Kuchen gebacken hatte.
    Ich wünsche mir, ich würde an einem anderen Ort leben. Ich wünsche mir, dass jemand mich liebt.
    Närrische Wünsche. So wie alles andere, was sie sich je gewünscht hatte.
    Sie wischte sich ein letztes Mal über die Augen und begann, die Eier einzusammeln.
     Leise vor sich hin murmelnd, ging Glorianna mit schweren Schritten den Weg zu Sebastians Cottage entlang. Sie hatte gesehen, wie er und Teaser auf einem Dämonenrad die Hauptstraße in Richtung des anderen Endes des Pfuhls hinuntergerast waren, aber sie waren zu schnell an ihr vorbei gewesen, als dass sie ihn hätte rufen können. Sebastian hatte ein Bündel über der Schulter getragen, also hatte er wahrscheinlich vor, in eine andere Landschaft zu reisen.
    Gelegenheit und Entscheidung. Sie hatte die Gelegenheit verpasst, mit Sebastian zu sprechen, und so würden sich viele Dinge anders entwickeln, als wenn sie es getan hätte. So war die Welt. So war das Leben.
    In dem Moment, als sie in die grünen Augen dieses vorsichtigen Jungen geblickt und das tiefe Verlangen seines Herzens gespürt hatte, in dieses schöne Haus mit der netten Frau und den Kindern, die ihm nicht mit Grausamkeit begegneten, zu gehören, hatte sie gewusst, dass ihre Verbindung zu Sebastian anders war als ihre Verbindung zu Nadia und Lee. Auf die instinktive Art eines Kindes hatte sie gespürt, dass Sebastian großen Einfluss auf ihr Leben haben würde, genauso, wie sie auf das seine. Sie hatte damals nicht gewusst, dass die Liebe zu ihrem Cousin und der Wunsch, ihm zu helfen, ihr Leben in Stücke schlagen würde, aber …
    Gelegenheit und Entscheidung. Sie hatte diese Entscheidung wegen Sebastian getroffen, aber es war ihre  Entscheidung gewesen. Und obwohl sie es nie geschafft hatte, die Bruchstücke ihres Lebens wieder ganz zusammenzusetzen, bereute sie ihre Entscheidung nicht. Hatte sie nie bereut. Weil es ihn gerettet hatte.
    »Sebastian«, sagte sie - und lächelte.
    Auf einmal wurden die Strömungen der Macht so stark, dass es ihr für einen Moment den Atem raubte. Sie blieb stehen und stand einfach nur da, in der Mitte der Straße, und nahm das Gefühl, von dem sie gerade berührt worden war, tief in sich auf.
    Ein Wunsch des Herzens. Mächtig. Von der Art, welche die Strömungen der Welt erzittern ließ.
    »Sebastian?«, flüsterte sie - und fühlte erneut die Berührung des Herzenswunsches.
    Der Wunsch war also tatsächlich von ihm gekommen. Vielleicht war das der Grund für sein Verlangen, eine andere Landschaft zu besuchen.
    Trotz der Dinge, die sie in der Gasse gesehen hatte -  und ihrem Verdacht, wie diese bestimmte Landschaft in ihre eigene eingefügt worden war - fühlte sie, wie Freude in ihr aufstieg. Sebastians Herzenswunsch hatte die Aussicht auf so viel Licht in sich getragen. Er hatte schon mehrere Gelegenheiten, den Pfuhl zu verlassen und in eine andere Landschaft zu ziehen, unbeachtet verstreichen lassen, weil er noch nicht wirklich bereit gewesen war, sein Leben neu zu gestalten. Vielleicht würde er dieses Mal seinem Herzen folgen.
    Der Pfuhl wäre nicht länger der gleiche, sollte Sebastian ihm je den Rücken kehren, aber auch der Ort hatte sich in den vergangenen Jahren stetig verändert, und dies mochte der Zeitpunkt sein, von dem an sowohl der Mann als auch die Landschaft eigene Wege gehen mussten. Ein schlechter Zeitpunkt natürlich, aber eine Landschafferin hatte kein Recht, auf die Reise des Lebens eines Menschen Einfluss zu nehmen, wie schwer es ihr auch manchmal fallen mochte.
    In dem Wunsch, das Cottage schnell zu erreichen, lief sie weiter. Sebastian hätte nichts dagegen, wenn sie sich ein paar Stunden auf seine Couch legte. Sie musste sich eine Weile ausruhen. Sie brauchte den Frieden und die Einsamkeit, um nachzudenken.
    Aber als sie sich dem Cottage näherte, wurde sie erneut von einer Welle der Machtströmungen erfasst. Diese war ein wenig schwächer,

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