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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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um Kreaturen zu beherbergen, die Ihm unterstanden.
    Für einen kurzen Moment, als Er durch das Wasser geschwommen war, hatte Er etwas … Vertrautes wahrgenommen.
    Jetzt war da nichts mehr. Und trotzdem …
    Ein kleiner Teil von Ihm veränderte die Form. Ein Tentakel streckte sich aus, brach durch den Boden, wie eine seltsame, bösartige Pflanze. Die Spitze ertastete die Planken, die noch immer die Resonanz des Herzens der Person trugen, die gerade eben in eine andere Landschaft hinübergetreten war. Der Tentakel schob sich aus dem Erdreich und wurde länger, als die Spitze sich über die Planken bewegte.
    Ja, Er erkannte die Resonanz dieses Herzens. Einer derer, die es geschafft hatten, sich Seinem Versuch zu entziehen, die Gasse in diesem dunklen Jagdgebiet, das sie den Pfuhl nannten, zu verändern.
    Die Spitze des Tentakels erreichte die andere Seite und wühlte sich in den Dreck, um die Resonanz der anderen Landschaft aufzunehmen.
    Ah! Er erkannte diesen Ort. Erst vor kurzem hatte Er in dieser dunklen Landschaft gejagt. Die Kreaturen, die hier lebten, waren ein köstliches Festmahl gewesen, obwohl sie nicht ganz so schmackhaft waren, wie menschliche Beute.
    Nichts war so schmackhaft wie menschliche Beute.
    Seine Macht floss durch den Tentakel. Pulsierte durch die Spitze, die sich in den Boden bohrte.
    Erstaunt bemerkte er, dass die Welt versuchte, sich Seiner dunklen Resonanz zu widersetzten. Er versuchte, die Dunklen Strömungen, die durch die Landschaft flossen, anzuzapfen und verstärkte Seine Anstrengungen. Dann zog Er Sich zurück. Vorsichtig, beinahe ängstlich.
    Durch die Dunklen Strömungen floss eine mächtige Resonanz. Etwas, das viel stärker war, als alles, was Er im Schlupfwinkel Seiner Feinde kennen gelernt hatte, die Ihn vor so langer Zeit eingesperrt hatten.
    Nicht willens, ganz aufzugeben, versuchte Er es erneut und bohrte Seinen Tentakel wieder in den Boden neben den hölzernen Planken.
    Nur ein kleines bisschen Dunkelheit, schmeichelte Er.  Eine Veränderung, die in einer dunklen Landschaft nicht einmal auffallen wird. Etwas, das diesen Ort vor gefährlichen Herzen beschützen wird.
    Ephemera zögerte. Dann gab die Welt ein kleines, kreisförmiges Stück Boden neben der Brücke frei - ein Stück Land, das Er nun nach Belieben formen konnte.
    Vielleicht war das die beste Lösung. Ein kleiner Ankerpunkt wäre für jedes Herz, das durch diese Landschaft ging, nur schwer zu entdecken, würde Ihm aber genügen, um Sich Zugang zu diesem Ort zu verschaffen.
    Vorsichtig, um Seine Freude darüber nicht zu verraten, dass Er es geschafft hatte, Ephemera dazu zu überreden, ein Stück von sich selbst aufzugeben, wie klein es auch sein mochte, veränderte Er das Erdreich, um einen Zugangspunkt zu einer Seiner eigenen Landschaften zu schaffen.
    Die Tentakelspitze zog sich aus dem Boden zurück. Der Boden vor ihr hob sich leicht und ließ eine Grasnarbe sichtbar werden, unter der ein Flechtwerk aus kleinen Ästen lag, das eine Falltür bildete, die groß genug für einen ausgewachsenen Mann war. Zwei riesige Arme streckten sich aus der Falltür und tasteten die Erde rund um den Bau herum ab.
    Zufrieden damit, dass Er nun Zugang zu dieser Landschaft hatte, zog Er Seinen Tentakel zurück über die Planken und veränderte seine Form, bis sie wieder dem Rest Seines Körpers entsprach.
    Dann drehte Er sich um und bewegte sich auf den Hügel und die Wesen zu, deren Geist Seiner Resonanz so ähnlich war. Es war an der Zeit, den Ort des Zwielichts zwischen Traum und Erwachen aufzusuchen. Wenn die Dunklen erst einmal von Seiner Rückkehr erfahren hätten, wäre Er wesentlich näher daran, wiederzuerlangen, was Ihm rechtmäßig zustand.
    Die Kontrolle der Welt.
     Hungrig und durstig schleppte Sebastian sich einen weiteren Anstieg hoch. Er wusste noch immer nicht, wo er war, hatte nichts als offene Landschaft gesehen, seit er die Brücke überquert hatte. Wenigstens sahen die Bäume, an denen er vorbeigekommen war, im Mondlicht nicht fremdartig aus, also bestand Hoffnung, dass er in eine Landschaft übergetreten war, die irgendwie mit dem Pfuhl in Verbindung stand.
    Als er den Abhang auf der anderen Seite der Anhöhe hinablief, spitzte ein dunkles Pferd die Ohren und trottete auf ihn zu - da wurde ihm klar, wo er sich befand.
    Das Pferd war wunderschön, aber das machte es nicht weniger dämonisch. Das Wasserpferd bestätigte seine Vermutung, dass er sich in einer dunklen Landschaft befand, die an den Pfuhl grenzte.

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